Barrierefreiheit

«In Solothurn gibt es noch viele Hürden»

02.06.2023, 16:33 Uhr
· Online seit 31.05.2023, 16:08 Uhr
«Bsetzistei», steile Strassen und Geschäfte, die nicht für alle zugänglich sind: Achim Bader kämpft für ein rollstuhlfreundlicheres Solothurn. Ende Juni findet in der Stadt ein Aktionstag statt.
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Demonstrieren mal anders: Am 29. Juni findet in der Stadt Solothurn erstmals der Aktionstag «SO klappts» statt. Vor 20 Geschäften werden mobile Klapprampen installiert, die Leuten im Rollstuhl den uneingeschränkten Zugang ermöglichen. «Die Aktion soll primär zeigen, welche Solothurner Läden bereits eine rollstuhlfreundliche Rampe besitzen und somit einen barrierefreien Zugang ermöglichen», erklärt Achim Bader, Präsident der Selbstvertretung Kanton Solothurn, auf Anfrage.

Seit Frühjahr 2022 können Geschäfte in Solothurn bei der Gemeinde eine solche mobile Klapprampe beantragen. Achim Bader ist Mitinitiant und aufgrund einer Cerebralparese selbst Rollstuhlfahrer. Er weiss daher, wie es ist, nicht überall Zugang zu haben.

Kompromiss wurde gefunden

Dass in Solothurn Handlungsbedarf besteht, zeigt das Resultat einer digitalen Erhebung von Pro Infirmis.

Dabei sei herausgekommen, dass viele Gebäude in der Solothurner Altstadt Mängel aufweisen. Viele haben beim Eingang eine Schwelle oder Treppenstufe. Doch bei vielen Gebäuden in der Altstadt greift der Denkmalschutz. «Da kann man nicht einfach rumbasteln», sagt Achim Bader.

Ein Gremium bestehend aus Vertretern von Solothurn Tourismus, der Stadt, der Stadt- und Gewerbevereinigung sowie der Selbstvertretung Kanton Solothurn fand schnell eine Lösung: Mobile Rampen, die bei Bedarf ausgeklappt werden können und die Stufen überwinden. Bader erklärt, man habe diverse Geschäfte in der Stadt angefragt und die interessierten mit den Rampen beliefert.

Das Argument, dass damit die Läden ein neues Kundensegment ansprechen, hat offenbar gezogen: Momentan besitzen 20 Geschäfte über eine solche Rampe. Die Läden sind mit einem Kleber mit der Aufschrift «SO klappts» versehen und mit einer Telefonnummer, mit der die Rampe auf Wunsch bestellt werden kann.

«‹Bsetzistei› sind ein Problem für Rollstuhlfahrende»

Nun sollen am 29. Juni alle Klapprampen bereitstehen und den Direktbetroffenen die Möglichkeit geben, sie auszuprobieren. So sehe man auch gleich, welche Geschäfte über eine solche Rampe verfügen und welche noch nicht.

Die Stadt Solothurn soll an diesem Tag Treffpunkt für einen angeregten Austausch sein. So wird auf dem Märetplatz ein Festbeizli gestellt, zu Gast sind unter anderem Stadtpräsidentin Stefanie Ingold, Regierungsrätin Susanne Schaffner und Paralympics-Legende Heinz Frei. Die Moderation übernimmt Sandra Boner von SRF.

Auch wenn es laut Bader im Kanton Solothurn spürbare und sichtbare Bemühungen für mehr Barrierefreiheit gebe, existierten vor allem in der Stadt Solothurn noch viele Hürden. «‹Bsetzistei› sind wegen des Holperns ein Problem für Rollstuhlfahrende». Aber auch für Leute mit Stöcken können die Lücken zwischen den Steinen unangenehm sein. Ihm sei bewusst, dass man nicht alles ändern kann – gerade wegen des Denkmalschutzes. «Einige Dinge in der Stadt Solothurn sind gut, andere eher unvorteilhaft». Das sei in jeder Stadt so.

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veröffentlicht: 31. Mai 2023 16:08
aktualisiert: 2. Juni 2023 16:33
Quelle: 32Today

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