Mittelland
Kanton Bern

Schule Pieterlen: Nach Kündigungswelle von Schulleitung und Lehrerschaft droht der Kollaps

Schulleiter und Lehrkräfte gehen

Kündigungswelle: Kollabiert die Schule in Pieterlen?

· Online seit 01.05.2024, 11:42 Uhr
Die Schule in Pieterlen hat ein Problem. Ein grosses Problem. Fast die ganze Schulleitung tritt per Ende Schuljahr zurück, ebenso zahlreiche Lehrkräfte. Der Gemeindepräsident macht sich ernsthafte Sorgen, dass die Dritt- und Viertklässler ab August nicht zur Schule gehen können.
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Der vergangene Donnerstag war der Tag, an dem das Fass in Pieterlen übergelaufen ist. Wie das Online-Portal Ajour berichtet, erhielten die Eltern ein Schreiben des Gemeinderates mit folgender Information: «Es ist unsere Pflicht, Sie darüber zu informieren, dass der Leiter Bildung, Marc Cavin, per 31. Juli gekündigt hat». Mit ihm gehen ein weiterer Schulleiter und eine weitere Schulleiterin. Nur einer von vier Schulleitern bleibt Pieterlen erhalten.

Weiter fehlen in Pieterlen über ein Dutzend Lehrpersonen, vor allem Klassenlehrpersonen für die 3. und 4. Klassen.

Viele ergreifen die Flucht

Damit nicht genug: Auch der Vorsteher des Bildungsdepartements, Heinz Reber, verlässt den Gemeinderat per Ende Jahr. Pieterlen steht also in Sachen Schule vor einem Scherbenhaufen. Das sind die Gründe:

Chronischer Mangel an Lehrpersonen

Der chronische Mangel an Lehrkräften hat in Pieterlen die Eltern auf den Plan gerufen. Diese sind mit der Situation schon länger unzufrieden und kritisieren die Schulleitung lautstark. Das Verhalten einzelner Kinder und Eltern gegenüber den Lehrkräften sei problematisch, so Gemeindepräsident Beat Rüfli gegenüber Ajour. Wiederkehrende Auseinandersetzungen gepaart mit Zeitnot, ausgelöst durch den Fachkräftemangel, seien für die Lehrpersonen auf Dauer schwer auszuhalten.

Abwärtsspirale dreht sich

Die Katze beisst sich in Pieterlen also in den eigenen Schwanz. Zu wenig Lehrpersonal führt zu Überforderung und Überbelastung, dies wiederum zu Kündigungen, worauf sich der Mangel an Lehrkräften weiter verstärkt.

Zudem sind die Fronten in Pieterlen inzwischen verhärtet: Schulleitung gegen Bildungskommission (was wohl zum Abgang von drei Mitgliedern der Schulleitung und des Bildungsverantwortlichem im Gemeinderat geführt hat), Eltern gegen Lehrkräfte (was wohl zu weiteren Kündigungen von Lehrpersonen geführt hat). Folge ist ein Gegeneinander statt ein Miteinander.

Wie weiter in Pieterlen?

Inzwischen hat sich der Gemeindepräsident gegenüber Ajour geäussert. Einen konkreten Plan, wie man aus der verfahrenen Situation kommen will, gibt es noch nicht. «Der Gemeinderat muss mit Unterstützung der Bildungsdirektion und zusammen mit der Bildungskommission sehr rasch mögliche Lösungen erarbeiten», so Beat Rüfli. Zuversichtlich ist er nicht: «Für uns ist klar: Am 1. August brauchen wir eine funktionierende Schule. Ich mache mir grosse Sorgen, dass es nicht reicht. Uns fehlen vor allem Lehrpersonen für die 3. und 4. Klasse.»

Apell an die Eltern: «Haben tolle Schule»

Gemeindepräsident Beat Rüfli spricht sich und allen Betroffenen Mut zu, wenn er gegenüber Ajour sagt: «Wir haben eine tolle Schule. Das hat uns der Kanton kürzlich auch im aktuellen Reporting bescheinigt. Die Lehrkräfte leisten Schwerstarbeit. Mir tut es leid für diejenigen, die gehen, bin aber auch sehr dankbar denen, die bleiben. Am Schlimmsten ist es für die Kinder und die Eltern, welche uns unterstützen und wohlgesinnt sind. Alle, die Gutes tun wollen für die Schule und mit ihren Massnahmen das Gegenteil bewirken, schädigen damit die Schule und ihre eigenen Kinder.»

(ajour/dl)

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veröffentlicht: 1. Mai 2024 11:42
aktualisiert: 1. Mai 2024 11:42
Quelle: 32Today

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