Der Kanton Solothurn will mehr Ruhe in die Schulklassen bringen
Quelle: 32Today / Jael Fischer
Als Lehrperson ist es heute herausfordernd, auf den stetigen gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Wandel zu reagieren – dem ist sich auch der Kanton Solothurn bewusst. An einer Medienkonferenz informierte das Departement für Bildung und Kultur am Montag über die gemeinsam unterzeichnete Absichtserklärung, zusammen mit dem Volksschulamt, dem Verband Solothurner Einwohnergemeinden, dem Verband Schulleiterinnen und Schulleiter Solothurn und dem Verband Lehrerinnen und Lehrer Solothurn.
Der Plan sieht acht Handlungsfelder vor, dabei spielt die Spezielle Förderung in vielen von ihnen eine wichtige Rolle:
Haltung «Schule für alle»
Gerechtere Verteilung der Mittel
Zusammenarbeit innerhalb der Schule stärken
Verhalten störender Schüler ändern
Befristete Spezialangebote
Logopädiebedarf auf Stufe Sekundarstufe, wegen Unfall oder Krankheit
Begabungsförderung
Unterstützung beim Eintritt in die Arbeitswelt
Mehr Konzentration im Unterricht
Konkret sollen die Unterrichtslektionen in der Förderstufe A (siehe Kasten) so eingesetzt werden, dass sie dem einzelnen Kind gerecht werden und nicht mehr der ganzen Klasse. Jedes Kind habe das Recht, in der Schule störungsfrei lernen zu dürfen, sagt Andreas Walter, Vorsteher des kantonalen Volksschulamts. Aus diesem Grund soll das Angebot noch mehr auf Kinder ausgerichtet werden, die ein soziales Fehlverhalten aufweisen und so den Unterricht stören.
«Dass diese Lektionen künftig zielgerichteter eingesetzt werden – das braucht Veränderung», sagt Remo Ankli, Bildungsdirektor des Kantons Solothurn. Ein Sparprogramm soll es aber nicht werden, die Anzahl der Lektionen, die für die Spezielle Förderung zur Verfügung stehen, bleibe gleich.
Auch aus Sicht der Gemeinden habe «die Spezielle Förderung höchste Priorität». Denn wie Thomas Blum, Geschäftsführer des Verbands der Solothurner Einwohnergemeinden (VSEG), sagt: «Auch wir spüren die gesellschaftlichen Veränderungen in unseren Schulen und sehen Handlungsbedarf.»
Unterschiede im Sozialverhalten nehmen zu
Dass bezüglich des Förderstufen-Modells Veränderungen nötig sind, spürt auch Mathias Stricker, Präsident des Verbands Lehrerinnen und Lehrer (LSO). Er ist selbst Lehrer in der 5. und 6. Klasse. Stricker beobachtet, dass Familienstrukturen zunehmen, in denen die Kinder zu wenig Leitplanken bekommen. Das wirke sich dann direkt negativ auf den Unterricht aus.
Die Separation in den Förderstufen stelle für ihn keinen Widerspruch zur Integration dar. «Wir probieren, alle Kinder gleichzeitig zu integrieren. In manchen Situation ist aber Separation unumgänglich, um die restlichen Kinder und die Lehrperson gesund zu halten.»
Mit dem Aktionsplan wird zudem ein Fokus darauf gelegt, die Kinder beim Eintritt in die Berufswelt zu unterstützen. Wie Adrian van der Floe, Präsident Verband Schulleiterinnen und Schulleiter Solothurn, beobachtet: «Die Schere im Sozialverhalten der Schülerinnen und Schüler nimmt stark zu: Es gibt Kinder, die können sich wunderbar organisieren – andere können kaum fürs Schullager packen.» Das zeige sich auch in der Sek I, bei der Lehrstellensuche. «Die Schule übernimmt einen grossen Teil im Bewerbungsprozess, obwohl das eigentlich grösstenteils Sache des Elternhauses sein sollte», sagt van der Floe.
Genaue Deadlines zur Umsetzung des Aktionsplans gibt es nicht. Als erster Schritt wird nun die Spezielle Förderung optimiert. Danach stehe auf dem Plan, ab Sommer den Lehrerberuf attraktiver zu machen.