Mittelland
Kanton Solothurn

Gemeinden wehren sich gegen Poststellen-Schliessung in Solothurn

Weniger Filialen in der Region

«Werden kämpfen» – Gemeinden wehren sich gegen Schliessungen der Post

30.10.2024, 14:00 Uhr
· Online seit 30.10.2024, 11:25 Uhr
Im Kanton Solothurn sollen neun Postfilialen verschwinden, im Oberaargau deren zwei. Die Post will diese in Dorfläden unterbringen. Einige Gemeinden geben nicht kampflos auf und wollen sich gegen den Leistungsabbau wehren, andere wollen das Beste aus der Situation herausholen. Ein Überblick.
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Wie die Post am Dienstag an einer Medienkonferenz bekanntgegeben hat, schliesst sie schweizweit 170 Filialen. Die Schweizerische Post betont, dass es sich primär um Umwandlungen und keine Schliessungen handle. In der Region sind folgende Gemeinden betroffen.

Der Unmut über die Entscheidung der Post ist in den Gemeinden verständlicherweise gross, auch wenn die Nachricht für die meisten nicht überraschend kommt. Das sind die Reaktionen.

Riedholz – die letzte Filiale im Unterleberberg

«Wir bedauern den Entscheid sehr», sagt Gemeindepräsidentin Sandra Morstein. Und schiebt nach: «Er ist für uns auch nicht nachvollziehbar». Die vorgelegten Zahlen der Post würden nicht zeigen, dass die Filiale weniger genutzt werde. Die Poststelle in Riedholz ist die einzige verbleibende in der Region Unterleberberg mit sieben Gemeinden. «Die Menschen aus Hubersdorf, Günsberg oder Flumenthal besuchen unsere Post, nachdem ihre Filialen bereits geschlossen wurden.» Morstein sieht die Notwendigkeit der Schliessung nicht. «Wir sind entschlossen, uns zu wehren». Sie will deshalb auf die anderen Gemeindepräsidenten im Unterleberberg zugehen, um eine gemeinsame Aktion zu starten.

Matzendorf gibt nicht kampflos auf

Im Matzendorf in Thal kennt man das Thema bestens. Bereits vor vier Jahren kämpfte die Gemeinde für ihre damals rentable Postfiliale – mit Erfolg. «Mittlerweile hat sich die Post aber selbst ‹kastriert› und die Leistungen heruntergefahren», sagt Gemeindepräsident Marcel Allemann. Trotzdem sei die geplante Schliessung für das ganze Thal «eine Katastrophe», die Filiale sei auch vom Moutier her gut besucht.

Aus wirtschaftlicher Sicht hat Allemann ein gewisses Verständnis, aus Sicht des Service Public jedoch nicht. «Der Verwaltungsratspräsident der Post, Christian Levrat, hat vor Jahren gesagt, die Post dürfe nicht mehr kürzen – und genau er macht dies nun.» Matzendorf sei eine Stützpunktgemeinde im Thal. «Wir haben einen Coop, einen Metzger, eine Bank und andere zentrale Dienstleistungen. Da gehört eine Post auch dazu.» Mit der Schliessung werde die Region Thal einmal mehr geschwächt. «Wir werden deshalb sicher nochmals kämpfen!», so Allemann. Auch, weil bisher kein anderer Betrieb im Dorf die geplante Servicestelle der Post nebenher betreiben möchte.

Subingen rettet, was zu retten ist

Auch in Subingen hat man sich bereits einmal erfolgreich gegen die Schliessung gewehrt. Diesmal rechnet sich Vize-Gemeindepräsident Michael Kummli aber keine Chance mehr aus. Man habe im Gespräch mit der Post gemerkt, dass der Zug nun definitiv abgefahren sei. Die Gemeinde wolle jetzt vor allem dabei helfen, einen bestehenden Laden in Subingen zu finden, der künftig Post-Dienstleistungen anbietet.

«Die Post ist, böse gesagt, wie eine Metzgerei oder eine Bäckerei. Es geht einfach alles zu. Das kann man, selbst wenn man will, nicht ändern – wir können nicht einfach mehr Briefe verschicken oder Einzahlungen machen.» Die Schliessung des Bankschalters vis-à-vis habe sicher auch ihren Teil zur Situation beigetragen. Kummli bedauert jede Schliessung in Subingen. Die Treffpunkte fallen immer mehr weg, der persönliche Kontakt wird seltener. «Das Dorf lebt irgendwann nur noch von der Vereinskulur, weil man sich nirgends mehr treffen kann.»

Kopfschütteln in Roggwil 

In Roggwil hat man nur bedingt Verständnis für die Schliessung der Postfiliale. «Aus meiner Sicht wurde die Post bei uns gut besucht. Es kamen auch Leute von den anliegenden Gemeinden zu uns, von Wynau, aus dem aargauischen Murgenthal oder dem luzernischen Pfaffnau.» Bei der Bevölkerung in Roggwil löse die Aufhebung der klassischen Postfiliale bei vielen Leuten Kopfschütteln aus, so der Gemeindepräsident.

Die nächste Postfiliale im Oberaargau liege nach der Schliessung in Roggwil dann in Langenthal. Der Gemeinderat von Roggwil sei im Vorfeld von der Post informiert worden. Deshalb sei es keine Überraschung gewesen. Am 25. November werde der Gemeinderat mit den Verantwortlichen der Post zusammensitzen und schauen, was für Alternativen vorgeschlagen werden.

Madiswil fordert ähnliches Angebot wie bisher

In Madiswil im Oberaargau ist die Enttäuschung über die Schliessung der Post da. Gemeindepräsident Ueli Werren sagt zu Today: «Betriebswirtschaftlich ist der Entscheid nachvollziehbar. Die Digitalisierung schreitet voran, Pakete werden nach Hause geliefert.» Trotzdem findet er es schade, dass im ländlichen Raum immer mehr öffentliche Angebote verschwinden.

«Wir erwarten von der Post, dass man jetzt ein ähnliches Angebot schafft, mit einem gleichen Service wie bisher. Das sei für die ältere Generation nach wie vor wichtig.»

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veröffentlicht: 30. Oktober 2024 11:25
aktualisiert: 30. Oktober 2024 14:00
Quelle: 32Today

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