Die Situation sei zum Schulstart etwas angespannter als in den Vorjahren, sagt der Präsident des Verbandes Lehrerinnen und Lehrer Solothurn LSO, Mathias Stricker. «Wir haben vor den Sommerferien gesehen, dass es 70 bis 80 offene Stellen hatte. Jetzt, eine Woche vor Schulstart, sind auf unserem Stellenportal immer noch rund 25 Stellen ausgeschrieben. Auch Schulleitungen werden noch gesucht.»
Sieben Prozent der Lehrpersonen haben keine Ausbildung
Rund 85 Prozent der angestellten Lehrerinnen und Lehrer seien vollständig qualifiziert für den Unterricht, den sie erteilen. Rund 8 Prozent der Lehrpersonen hätten zwar die Ausbildung, würden aber an einem Fach oder einer Stufe unterrichten, für die sie nicht speziell ausgebildet seien. Die restlichen gut 7 Prozent der Lehrpersonen hätten keine entsprechende Ausbildung. Dies sei aber immer eine Notlösung, sagt Mathias Stricker.
Solche Notlösungen brauche es auch dann, wenn eine Stelle zum Beginn des Schuljahres nicht besetzt werden könne. Die Schule müsse versuchen, die Vakanz mit pensionierten Lehrpersonen oder mit Stellvertretungen zu besetzen. Möglich sei auch, die Lektionen auf andere Lehrpersonen aufzuteilen, die schon in diesem Schulhaus arbeiten, so Stricker weiter.
Diese temporären Lösungen würden seiner Meinung nach keine Qualitätseinbussen im Unterricht ergeben, wenn sie nicht zu lange andauern würden. Es sei wichtig, dass so schnell als möglich langfristige Lösungen gefunden werden können, sagt der LSO–Präsident. «Wenn eine Klasse nicht mit einer Klassenlehrperson ins Schuljahr starten kann, fehlt die Möglichkeit zur langfristigen Planung für das ganze Schuljahr.»
Es fehlen vor allem Fachlehrpersonen
Es fehlen in den Schulen im Kanton Solothurn aber nicht nur Klassenlehrpersonen. Viele Stellen in den Bereichen Heilpädagogik, Logopädie oder Deutsch als Zweitsprache (DAZ) hätten nicht oder nur mit Mühe besetzt werden können, sagt Mathias Sticker weiter.
Aber auch Fachlehrpersonen für Gestalten und Französisch seien schwierig zu finden. «Das hängt damit zusammen, dass diese beiden Fächer während der Ausbildung abgewählt werden können. Deshalb sehen wir hier auch einen Mangel an ausgebildeten Leuten.»
(Noch) steht der Kanton Solothurn im Vergleich mit den Nachbarn gut da
Im Vergleich mit seinen Nachbarkantonen Aargau und Bern stehe der Kanton Solothurn recht gut da. Bei den Nachbarn gäbe es mehr Stellen, die noch nicht besetzt seien. Hier habe man sicher in den vergangenen Jahren von den im direkten Vergleich besseren Löhnen profitiert, sagt der LSO Präsident. «Es ist aber mittlerweile so, dass die beiden anderen Kantone aufholen oder uns schon überholt haben. Es ist deshalb wichtig für den Kanton Solothurn, dass er nicht stehen bleibt und nötigenfalls Anpassungen vornimmt.»
Es gehe aber nicht immer nur um den Lohn. Wichtig seien auch Faktoren wie Anstellungsbedingungen, Klassengrössen oder Klassenlehrerentlastungen. Hier sei man vom Verband mit den verantwortlichen Stellen des Kantons in Verhandlungen. Er hoffe auf eine Verbesserung der Situation auf das Schuljahr 2025/26, sagt Mathias Stricker.
Ob das dann wirklich auch umgesetzt werden könne, hängt auch mit den angekündigten Sparmassnahmen im Kanton zusammen. Hier werde man nach den Sommerferien wissen, wo die Regierung den Rotstift ansetzen wolle, sagt der LSO Präsident weiter.
Leicht positiver Trend für die Zukunft
Für die Zukunft sieht Mathias Stricker eine leicht positive Tendenz. «Wir sind sehr froh um alle Studierenden, die die Ausbildung an der Fachhochschule beginnen. Es sieht so aus, als ob sich wieder mehr junge Leute für die Berufe im Bildungsbereich interessieren.» Genauso wichtig sei aber auch, dass die ausgebildeten Leute dann auch in dem Berufsfeld bleiben. Deshalb sind gute Rahmen- und Anstellungsbedingungen in Zukunft noch wichtiger.
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