Mittelland
Kanton Solothurn

Nach Wespenplage in Derendingen: Diese Massnahmen empfiehlt der Experte

Insektenplage

«Bin froh, wenn ich gestochen werde»: Tipps vom Wespen-Fachmann

06.08.2024, 16:35 Uhr
· Online seit 06.08.2024, 11:42 Uhr
Die Gäste auf der Terrasse eines Restaurants in Derendingen müssen sich gegen Wespen wehren. Es gäbe in diesem Jahr aber nicht übermässig viele von diesen Insekten, sagt der Fachmann – und er gibt Tipps zum Umgang mit den Tieren und ihren Nestern.
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«2024 ist nicht zwingend ein Wespen– oder ein Hornissenjahr», sagt Andi Roost. Der Betreiber der Webseite hornissenschutz.ch ist ein leidenschaftlicher Experte für Wespen und Hornissen. Die Insekten seien Hobby und Berufung zugleich, sagt er. Man könnte in diesem Sommer vielleicht das Gefühl bekommen, es habe mehr Wespen, weil es im letzten Jahr sehr wenige dieser Tiere hatte.

Auf der Terrasse des «Coffeehouse Bloomell» in Derendingen müssen sich die Gäste an schönen Tagen gegen besonders viele Wespen wehren. Es könnte deshalb sein, dass es in der Nähe ein oder zwei Nester gäbe, vermutet der Fachmann. «Wenn die Wespen in der Natur zu wenig Nahrung finden, dann greifen sie auf ‹Angebote› von uns Menschen zurück. Das macht aber nur die deutsche und die gemeine Wespe», sagt Roost.

Ablenkung, Tomatenzweige oder Wasser helfen

Wenn man im Gartenrestaurant oder auf der heimischen Terrasse von Wespen gestört wird, empfiehlt der Fachmann zum Beispiel eine Ablenkfütterung. Dafür wird ein bisschen grilliertes Fleisch, ein Stück Melone oder ein wenig Konfitüre auf einem kleinen Teller etwas weiter weg vom Sitzplatz im Garten oder auf der Terrasse platziert.

Gute Dienste würden auch Zweige von Tomatenpflanzen bieten, sagt Andi Roost weiter. Solche Triebe könne man in einem Glas auf den Tisch stellen. Den Geruch, den die Pflanzen ausströmen, mögen die Wespen nicht.  «Dazu hilft sicher auch, wenn man leeres Geschirr und Besteck nicht zu lange auf dem Tisch stehen lässt. Das begünstigt ebenfalls den Anflug von Wespen.» Auch die in Derendingen eingesetzten Wassersprayer leisten gute Dienste. Man sollte die Tiere aber nur einnebeln und nicht wässern, sagt Andi Roost.

Keine schnellen, wilden Bewegungen machen

Grundsätzlich seien alle Wespenarten friedliche Tiere. Es gäbe aber spezielle Umstände, wie zum Beispiel sehr heisse Tage, die bei den Insekten zu Stress führen könnten. Das könnte dann auch mal zu einem unerwarteten Stich führen, sagt der Experte. Dazu sollte man gegenüber den Tieren keine schnellen Bewegungen machen. «Wildes Gestikulieren wird von der Wespe deutlicher wahrgenommen und kann von ihr als Bedrohung aufgefasst werden. Deshalb ist es besser, wenn man das Insekt sanft wegschiebt.»

Vor ein paar Jahren kam an fast allen Orten in der Schweiz die Feuerwehr, wenn es darum ging, ein Wespennest umzusiedeln oder zu entfernen. Das sei heute vielerorts nicht mehr so, sagt Andi Roost. «Viele Feuerwehren machen es nicht mehr aus Kostengründen. Die nötige Ausbildung zur Wespenbekämpfung kostet Geld. Wenn diese Aufgaben immer wieder von neuen Leuten in der Feuerwehr übernommen werden, dann wird das recht teuer.»

«Sichtbare Nester gehören friedlichen Arten»

Wenn man ein Wespennest sehe, dann gehört dieses einer friedlichen Art. Wenn man nur den Flug der Insekten beobachten könne, und die Tiere sich in eine Öffnung in der Fassade oder in einem Rollladenkasten verkriechen, dann könnte das Nest dort einer unbequemen Wespenart gehören. Je nach Ort und Art des Nestes müssten dann verschiedene mögliche Massnahmen ergriffen werden.

Möglich seien Umsiedlungen, Lenkungsmassnahmen oder die Bekämpfung des Nestes, sagt Andi Roost. Dabei sei die Vernichtung des Nestes jeweils nur in Betracht zu ziehen, wenn es keine anderen Möglichkeiten gäbe, sagt er weiter. Wichtig sei die genaue Abklärung, welche mit der Bestimmung der Wespenart beginne. Je später im Sommer ein Nest entdeckt würde, umso schwieriger werden tiergerechte Massnahmen. Der Lebenszyklus von vielen Wespen endet im Spätsommer. Nur wenige Wespenarten leben bis im Oktober.

Anbieter aus dem Internet sorgfältig prüfen

Wer ein Wespennest entdeckt, solle sich am besten an die Gemeinde, die Polizei oder die Feuerwehr wenden. Diese Institutionen könnten dann die entsprechenden Fachleute in der Region angeben, erklärt der Experte weiter. Vorsicht sei bei Angeboten aus dem Internet geboten. Von vielen Angeboten, die bei einer Suche dort zuerst auftauchen würden, halte er nicht viel, sagt Andi Roost.

«Vielfach fehlen bei solchen Anbietern die richtigen Gerätschaften oder das Wissen über die artgerechte Behandlung der Tiere. Es sind mir Fälle bekannt, bei denen die ganze Sache am Schluss sehr teuer geworden ist.» Es gäbe aber überall in der Schweiz lokale Schädlingsbekämpfer und Kammerjäger, welche sehr gute Arbeit machen würden.

«Ich bin froh, werde ich immer mal wieder gestochen»

Wie oft er selber schon von Wespen oder Hornissen gestochen wurde, weiss Andi Roost nicht. «Ich habe mit Zählen aufgehört», lacht er.  Er sei auch froh, dass er immer mal wieder gestochen werde. So merke er, ob sich allenfalls eine Allergie gegen das Gift entwickeln könnte. Das könne sich im Verlauf des Lebens ändern, sagt Roost.

Aktuell reagiere er nicht allergisch. Er habe auch schon mal drei Wespenstiche zusammen am Knöchel gehabt. Für Menschen mit einer Allergie könnte ohne entsprechendes Eingreifen und die richtigen Medikamente aber schon der Stich einer Wespe tödlich enden, sagt Roost weiter.

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veröffentlicht: 6. August 2024 11:42
aktualisiert: 6. August 2024 16:35
Quelle: 32Today

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