In Facebookgruppen der Region ist in den letzten Tagen ein Schreiben hundertfach geteilt worden. Urheberin ist die Schulleitung der Schule Lohn-Ammannsegg im Kanton Solothurn. Dort ist zu lesen, dass am Dienstagnachmittag eine Schülerin von einer unbekannten Person angesprochen und in ein Auto gezerrt worden sei. Sie habe hervorragend reagiert und sich befreien können.
Eltern hätten die Polizei verständigt, diese habe ihre Patrouillen-Tätigkeit umgehend verstärkt. Aber nur ein Teil der Geschichte entspricht dem, was wirklich vorgefallen ist.
Schülerin wurde nicht ins Auto gezerrt
Die Nachfrage der Today-Redaktion bei der Kantonspolizei Solothurn ergibt ein etwas anderes Bild. Wahr ist der erste Teil der Geschichte: Die Schülerin wurde von einem Unbekannten angesprochen. Dass sie ins Auto gezerrt wurde, kann die Polizei jedoch nicht bestätigen.
Dass die Schulleitung nach einem solchen Ereignis die Eltern informiert, ist nachvollziehbar. Damit nicht unnötig Angst und Panik verbreitet wird, appelliert die Kantonspolizei aber an die Schulleitungen, den Sachverhalt vorab genau zu klären, um nicht unnötig Angst zu verbreiten.
Nicht der erste solche Fall
Es ist nicht das erste Mal, dass ein solcher Fall die Runde in sozialen Medien macht und sich danach als Falschmeldung oder zumindest als übertrieben entpuppt. Zuletzt hatte der Schulverband Bucheggberg mit Sitz in Messen vor einem unbekannten Autofahrer gewarnt, der sich in Grenchen und Oberwil bei Büren herumgetrieben haben soll, ohne vorher mit der Polizei Rücksprache genommen zu haben. Der Fall in Grenchen stellte sich später als harmlos heraus.
Eine quasi offizielle Warnung von Schulbehörden ziehe eine Reihe von Reaktionen nach sich, so Polizeisprecher Bruno Gribi. Zum Beispiel würden verunsicherte Eltern nach einer solchen Meldung häufig ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen.
Schulleitung sieht Fehler ein
Die Schulleitung der Schule in Lohn-Ammannsegg wurde unterdessen von der Polizei in Kenntnis gesetzt, dass ihre Darstellung nicht in allen Teilen gestimmt hat. Gemäss Angaben der Polizei wird die Schulleitung ihre Meldung korrigieren und die Eltern mit einem erneuten Schreiben informieren.
Auf Anfrage bestätigt Schulleiter Martin Hintermann, dass er und seine Schulleiter-Kollegin sich nicht genügend mit der Polizei abgesprochen hätten. Die Meldung sei zu schnell an die Eltern verschickt worden. In der Zwischenzeit und nach Absprache mit der Polizei sei mit einem weiteren Schreiben an die Eltern Entwarnung gegeben worden.
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