«Genug ist genug»: So lautet die Überschrift der Mitteilung des Solothurner Fussballverbands SOFV, die an alle Vereine am Donnerstagabend verschickt wurde. Nachdem ein Schiedsrichter am Montag in Bellach nach dem Spiel attackiert und verletzt wurde, möchte der Verband die Schiedsrichter besser vor Gewalt schützen. Sie erhalten demnach künftig eine Art Personenschutz. Folgende Massnahmen gelten gemäss Verband ab sofort:
- Bei sämtlichen Spielen im 11er-Fussball (Herren, Frauen, Junioren) hat der Heimklub mindestens zwei Schiedsrichterbetreuer zu stellen. Die Wahl der Betreuer ist dabei klar definiert. Die Begleitpersonen sind Funktionäre des Vereins. Trainer, Spieler oder direkt in die Partie involvierte Personen sind als Begleiter nicht zulässig.
- Die Betreuer melden sich vor Spielbeginn beim Schiedsrichter und stellen sich vor.
- Die Betreuungspflicht dauert grundsätzlich ab Spielbeginn bis zur Abfahrt des Schiedsrichters.
- Die Betreuer begeben sich unmittelbar nach Spielschluss zum Schiedsrichter und begleiten diesen in die Kabine. Nach dem Duschen begleiten die Betreuer den Schiedsrichter zu seinem Fahrzeug.
- Bei gravierenden Vorfällen während des Spiels oder in der Pause (tätlicher Angriff, Spielabbruch, usw.) begeben sich die Betreuer sofort zum Schiedsrichter und schützen diesen.
- Sobald der Schiedsrichter in der Kabine ist, kann er die Betreuer von ihren Pflichten entbinden, d.h. die Betreuung entfällt ab diesem Zeitpunkt, sofern der Schiedsrichter dazu sein Einverständnis erteilt.
Sind die Strafen zu gering?
Nach der Attacke vom Montag will der Verband nun durchgreifen. Aber was heisst das? Bei bisherigen Schlägereien auf Solothurner Fussballplätzen (und da gab es leider schon einige) wurden den beteiligten Teams jeweils drei Punkte in der Meisterschaft abgezogen und die Spieler erhielten mehrjährige Sperren.
Was bisher noch nie passiert ist: Dass ein Team aus der Meisterschaft ausgeschlossen wurde. Man werde den aktuellen Vorfall nun genau untersuchen und gemäss den Reglementen des Schweizerischen und des Solothurner Fussballverbands die härtest mögliche Strafe aussprechen, heisst es vom SOFV.
Wenn man sich die Vorkommnisse und Sanktionen der letzten Jahre anschaut, dann liegt die Vermutung liegt nahe, dass Strafen, die wirklich wehtun, in den Reglementen gar nicht vorgesehen sind. In dem Kommentarspalten jedenfalls werden die Forderungen nach härteren Sanktionen immer lauter.
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Lächerliche Geldstrafen
Wer sich das aktuelle Bussenreglement des SOFV anschaut, staunt nicht schlecht. Eine «leichte» Tätlichkeit kostet einen Spieler 60 Franken, eine «schwere» 80 Franken. Gemeint sind unter anderem Kopfnüsse, Fusstritte oder Würgen. Das Beissen oder Anspucken eines Gegners kostet 150 Franken.
Rassistisches Verhalten wird bei Spielern am härtesten sanktioniert und kostet 200 Franken. Für Teamoffizielle (z.B. Trainer) sind die Strafen etwas teurer und gehen bis zu 600 Franken. Bei Angriffen mit Verletzungsfolge und Angriffen gegen Schiedsrichter sind die Bussen nicht klar definiert, die Bussen erfolgen «in Abhängigkeit der Strafenpraxis der Kontroll- und Disziplinarkommission».
Das ist passiert
Nach dem Match zwischen dem FC Bellach und den FC Lommiswil am Montagabend suchten Spieler des FC Bellach zusammen mit Zuschauern die Kabine des Schiedsrichters auf. Nach einem kurzen Wortwechsel eskalierte die Situation, die Männer gingen auf den Schiedsrichter los. Dieser wurde beim Angriff verletzt, wie der Solothurner Fussballverband SOFV in einer Mitteilung bestätigt. Das Opfer berichtete von Faustschlägen gegen den Kopf, von Fusstritten und Prellungen am ganzen Körper.