Mittelland

Menschen aus dem Mittelland engagieren sich mit Hilfsaktionen

Erdbeben in der Türkei

Menschen aus dem Mittelland engagieren sich mit Hilfsaktionen

08.02.2023, 19:08 Uhr
· Online seit 07.02.2023, 18:01 Uhr
Inzwischen sind über 5000 Menschen dem Erdbeben in der Türkei und Syrien zum Opfer gefallen. Viele Häuser und die Infrastruktur sind zerstört, die Überlebenden frieren in der Kälte und brauchen dringend Hilfe. Dies hat auch im Mittelland mehrere Menschen dazu gebracht, aktiv zu werden.
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Mustafa Özdemir aus Biberist kommt ursprünglich aus Adıyaman, einem Dorf im Osten der Türkei. Dieses ist auch vom Erdbeben betroffen. «Alle Häuser sind zerstört und es hat Tote gegeben», sagt Özdemir. Am Montag, am Tag des Bebens, wusste er lange nicht, wie es seiner Familie geht. Inzwischen gibt es von dieser Seite Entwarnung: «Meiner Familie geht es zum Glück gut, aber viele Bekannte sind gestorben.»

Und weiter: «Eine Nachbarin hat zum Beispiel ihre Tochter und ihren Sohn verloren. Viele, die ich persönlich kannte, haben es nicht geschafft.»

Es sind schockierende Szenen, die sich im betroffenen Gebiet der Türkei abspielen. Die zerstörten Häuser, die kaputte Infrastruktur, die Überlebenden, die draussen in der Kälte und im Schnee frieren und nirgends hin können, und die Suche nach Überlebenden. «Auch mein Onkel hat nach Überlebenden gesucht. Er hat erzählt, wie er Tote aus den Trümmern zog. Er musste sie liegen lassen, da er keine Zeit verlieren wollte, nach Überlebenden zu suchen.»

Ein Video zeigt das zerstörte Haus von Mustafa Özdemirs Familie:

Quelle: Lesereporter

Die Familie wohnt jeweils im Sommer in diesem Haus in Adıyaman. Im Winter lebt sie in einem Haus in der Stadt, da es dort eine Heizung gibt.

Mit Spenden vor Ort helfen

Für Özdemir war klar, dass er nicht untätig bleiben will. «Ich will den Menschen in meinem Dorf helfen und in den umliegenden Dörfern. Der Staat und auch die Hilfsorganisationen geben ihr bestes, aber in diese Dörfer kommt man nicht gut und bisher hat sie noch keine Hilfe erreicht.»

Deshalb hat er angefangen im Freundes- und Bekanntenkreis Spenden zu sammeln. Inzwischen seien 1000 bis 2000 Franken zusammengekommen. Mit dem Geld will er Hilfsgüter kaufen, wie zum Beispiel Essen, Zelte und Decken. «Auch mit dem Geld kann man etwas bewegen, aber es wäre natürlich schön, wenn noch mehr Geld reinkommt.» Er würde dann selbst in das betroffene Gebiet reisen, falls dies möglich ist. Im Moment seien die Flughäfen entweder zerstört oder gesperrt. «Falls ich nicht selbst anreisen kann, würde ich das Geld Menschen in der Türkei überweisen, die ich kenne.»

Hilfe auch in Langenthal

Auch in Langenthal läuft eine Sammelaktion. Die Besitzerin von der Kreuzhofbar in Langenthal, Selma Wyttenbach, sammelt zusammen mit den benachbarten Lokalen «L’Angolino» und die «Energy Bar» unter anderem Winterkleidung und Hygieneartikel. Wyttenbach erklärt: «Die Idee kam von den Inhabern der beiden benachbarten Lokalen, da sie selbst aus dem betroffenen Gebiet stammen.»

Wyttenbach habe am frühen Morgen während eines Physiotermins im Radio vom Erdbeben in der Türkei gehört. «Das Ereignis hat bei mir grosse Betroffenheit ausgelöst», sagt Wyttenbach weiter. «Die Bilder sind schlimm und schockierend.» Sie erlebe, dass vor allem die Kinder emotional berührt sind, aktiv werden und helfen wollen.

Nachtrag der Redaktion: Ïn Langenthal bitte keine Ware mehr bringen! Wie uns Selma Wyttenbach meldete, habe sie bereits sehr viel erhalten und keinen Platz mehr.

Gestartet ist die Aktion am Montagnachmittag und lanciert wurde sie von Izel Kazan. Der Familie Kazan gehören die Lokale «L’Angolino» und «Energy Bar» in Langenthal. Auf Anfrage sagt Izel Kazan: «Es hat mir wehgetan, die Leute in meiner Heimat auf der Strasse zu sehen – vor allem die Kinder.» Sie komme selbst aus der Türkei, habe aber keine Angehörigen in der Region des Erdbebens. «Ich würde das für jedes andere Land machen», sagt Kazan weiter.

Aus diesem Grund hat die Familie Kazan beschlossen, bei sich Hilfsgüter für die Türkei zu sammeln. Ein grosses Problem sei vor allem, dass in der Türkei vieles teurer geworden sei.

Wie die gesammelte Ware in die Türkei gelangt, hänge von der Menge ab. Es gebe viele Organisationen, die ihre Ware mit Lastwagen von der Schweiz in die Türkei exportieren. Die Idee sei konkret, dass sie diese Organisation für den Transport anfragen. «Wie wir wissen, schickt auch Turkish Airlines ein Flugzeug mit Hilfsgütern in die Türkei. Vielleicht bringen wir das Gesammelte auch der Airline.»

veröffentlicht: 7. Februar 2023 18:01
aktualisiert: 8. Februar 2023 19:08
Quelle: 32Today

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