An den nächsten beiden Wochenenden wird Herzogenbuchsee in Beschlag genommen. Erwartet werden 120 Musikgesellschaften, 5000 Musikantinnen und Musikanten sowie rund 10’000 Zuschauer. Das Bernische Kantonal-Musikfest ist ein Grossanlass und findet entsprechend nur alle fünf Jahre statt – das Budget beträgt rund eine Million Franken. Das ganze Dorf verwandelt sich vom 14. bis 16. und vom 21. bis 23. Juni in eine grosse Festhütte.
Ein Highlight für Besuchende: Musikparade im Dorfzentrum
Du hast von «Tuten und Blasen» keine Ahnung? Unser Blasmusiker im Today-Team, Redaktionsleiter Manfred Joss, beatwortet die 10 wichtigsten Fragen.
1. Ist das mehr ein Fest oder ein Wettkampf?
Für die sehr guten Musikgesellschaften vor allem ein Wettkampf, für die breite Masse auch ein Wettkampf, aber in erster Linie ein Fest.
2. Was müssen die Musiken genau machen – was wird bewertet?
Es gibt zwei Konzertstücke: Ein Selbstwahlstück, das man schon lange im Vorfeld ausgewählt hat und ein Aufgabestück, das man zehn Wochen vor dem Fest erhält; das ist pro Stärkeklasse für alle Vereine dasselbe. Experten bewerten die musikalische Qualität in verschiedenen Dimensionen (Intonation, Technik, Interpretation etc.). Dazu gibt es Parademusik, die ebenfalls bewertet wird (musikalisch und «militärisch»; man sollte also nicht marschieren wie ein Hühnerhaufen).
3. Was bedeuten die verschiedenen Stärkeklassen, ist das wie im Fussball die Ligen?
Es gibt die Unterteilung in Brass Bands (nur Blechinstrumente) und Harmonie. Die Stärkeklassen sind dann tatsächlich aufgeteilt nach musikalischer Qualität. Die meisten Vereine sind in der zweiten oder dritten von vier Klassen - ambitioniert, aber bei Weitem keine Profis.
4. Wie bereiten sich die Musiken auf den Anlass vor – und wie wichtig ist ein gutes Abschneiden?
Das ist je nach Verein sehr unterschiedlich. In den Wochen vor dem Fest ist die Probearbeit auf jeden Fall intensiver als in einem normalen Frühling. Am Fest will man das beste rausholen, aber vielen geht es auch ums Gemeinschaftserlebnis und um die Herausforderung. Die meisten Vereine kämpfen nicht um den Sieg, aber man will sich weiterentwickeln, bessere Musik machen und das Potenzial ausschöpfen. Bei einigen Musikgesellschaften ist das Ziel klar ein vorderer Rang.
5. Was soll man sich als Ahnungsloser am besten anschauen gehen, den Umzug?
Die Marschmusik ist sicher das «niederschwelligste» Angebot, es macht auch optisch viel her mit den prächtigen Uniformen. Die Konzertvorträge sind bei den musikalisch hochstehenden Vereinen ein absoluter Genuss, da werden sehr schwere Stücke sehr toll dargeboten. Die Musik ist allerdings manchmal recht anspruchsvoll zum «Verstehen» in diesen hohen Klassen. Die Stücke in den unteren Kategorien sind zugänglicher, melodiöser.
7. Was spielen die Musiken für Stücke, vor allem Marschmusik oder gibts auch welche, die sich auf Popsongs spezialisieren?
An einem Musikfest wird im Wettbewerb «nur» Konzertmusik und ein Marsch gespielt. Und es gibt eine Liste von Stücken, aus denen man auswählen kann. Unterhaltungsmusik und Popsongs sind hier nicht gefragt, dieses Repertoire spielen die Vereine eher an ihren eigenen Anlässen und Festen.
8. Am Abend steigt die Party, ist man da als Nicht-Musiker willkommen?
Die Party ist für alle offen. Die Musikantinnen und Musikanten sind hier nicht mehr alle dabei, da viele irgendwann nach dem laaaangen Tag mit dem Car die Heimreise antreten. Viele kommen aber als Besucher an einem Tag, an dem sie nicht aktiv musizieren.
9. Deine Erinnerungen an vergangene Kantonale Musikfeste?
Die Nervosität ist jeweils spürbar, schon beim Einspielen ist die Konzentration maximal. Die Rangverkündigungen am Abend sind Wechselbäder der Gefühle – die einen Vereine tanzen auf den Tischen, die anderen machen lange Gesichter. Ich habe beides schon erlebt, aber weil ich Musik mache aus Freude, kann ich auch mit nicht so guten Ergebnissen gut umgehen und gehe trotzdem wieder mit einem Lachen an die nächste Probe. Das Zusammensein, die Kameradschaft, ist für mich wichtiger als ein Spitzenrang.
10. Zu dir: In welcher Musikgesellschaft spielst du und welches Instrument?
Ich spiele seit 29 Jahren Cornet in der MG Landiswil, meist erste Stimme. Ich kann einigermassen spielen, bin aber weit davon entfernt, ein Spitzenmusikant zu sein. Das Bier im Anschluss und eine gute Zeit zusammen zu haben, steht für mich über allem. Schön ist, dass auch unsere Tambourengruppe in Herzogenbuchsee teilnimmt am 22. Juni.
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