Erdbebenhilfe aus Langenthal

«Flip-Flops und High-Heels» – nicht alle Hilfsgüter waren brauchbar

11.02.2023, 17:08 Uhr
· Online seit 11.02.2023, 16:07 Uhr
Die Solidarität und die Hilfsbereitschaft für die Opfer des Erdbebens in der Türkei und in Syrien war auch im Oberaargau sehr gross. Der Transport der Hilfsgüter bereitete den Initianten allerdings schlaflose Nächte.
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Der Entschluss war schnell gefasst. Als Selma Wyttenbach am Dienstag vom schweren Erdbeben in der Türkei und in Syrien hörte, war für sie klar, dass sie helfen wollte. Die Besitzerin der Kreuzhofbar in Langenthal sprach sich mit den benachbarten Lokalen L'Angolino und Energy-Bar ab und gemeinsam starteten sie einen Spendenaufruf.

Nicht alles brauchbar

Die Reaktionen seien überwältigend gewesen, sagt Wyttenbach. Sie hätten innert kürzester Zeit unglaublich viele Kleiderspenden bekommen. Allerdings konnten sie nicht alles davon für die Sammlung verwenden. Sie hätten unter anderem Ballerinas, Flip Flops, High Heels, Clown Kostüme oder dreckige Unterwäsche bekommen. Der eine oder die andere habe die Sammlung wohl zum Entsorgen von alten Kleidern missbraucht, sagt Selma Wyttenbach.

Am Schluss waren es rund 200 Kisten mit Hilfsmaterial für die Opfer des Erdbebens. Eigentlich wäre das Material für einen bereits geplanten Transport in die Türkei gedacht gewesen. Diese Lastwagen waren aber plötzlich bereits voll und konnten die Kisten aus Langenthal nicht mehr mitnehmen. Die Sammelcrew in Langenthal sass plötzlich auf einem grossen Berg von Hilfsmaterial.

Schlaflose Nacht

Diese Situation sorgte für eine schlaflose Nacht bei den Helferinnen und Helfern. Die Angst war gross, dass das gesammelte Hilfsmaterial nicht rechtzeitig in die Katastrophenregion geschickt werden könnte und dass damit die Hilfsbereitschaft und der Goodwill der Spendenderinnen und Spender ausgenützt würde.

Durch persönliche Kontakte von Aysel Kazan vom L'Angolino und nach vielen Abklärungen wurde doch noch eine Transportmöglichkeit gefunden. Die ganzen Kisten mussten in Folie verpackt und für Zoll und Verteilung genau deklariert und beschriftet werden. Danach wurden sie am Donnerstag nach Delémont gebracht, von wo aus sie am Freitagmorgen die Reise ins Katastrophengebiet starteten.

Emotionale Tage

Für Selma Wyttenbach waren die letzten Tage sehr emotional. Sie sei überwältigt gewesen von der grossen Solidarität, den grosszügigen Spenden und der tollen Zusammenarbeit mit den anderen Initianten der Spendenaktion, sagt sie. Man habe sehr unkompliziert zusammen gearbeitet und hätte sehr schnell auch kostenlos einen Raum für die Lagerung der Spenden nutzen können.

Allerdings würde sie so eine Hilfsaktion in Zukunft besser planen und vor einem Aufruf zuerst die Transportmöglichkeiten abklären und fixieren. Sie hofft aber, dass es so eine Hilfsaktion in nächster Zeit nicht so schnell wieder braucht.

veröffentlicht: 11. Februar 2023 16:07
aktualisiert: 11. Februar 2023 17:08
Quelle: 32Today

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