Niederbipp

Gedenk- und Lernstätte für das dunkelste Kapitel der Schweizer Geschichte

· Online seit 26.05.2023, 18:08 Uhr
In Niederbipp findet noch bis diesen Samstag eine Ausstellung statt, die eines der dunkelsten Kapitel der jüngsten Schweizer Geschichte aufgreift: das Verdingwesen. Schweizer Behörden haben bis in die 1970er-Jahre Tausende Kinder und Jugendliche gegen ihren Willen weggesperrt, verdingt. Viele von ihnen wurden misshandelt und missbraucht.

Quelle: 32Today / Jael Fischer / Sandra Hediger

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Bis in die 1970er-Jahre waren in der Schweiz Zehntausende Kinder und junge Erwachsene von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen oder Fremdplatzierungen betroffen. Meist waren es fünf- bis neunjährige Kinder einer Grossfamilie aus ärmlichen Verhältnissen. Sie wurden nicht selten auf einem Bauernbetrieb platziert. Gegen die Staatsmacht konnten sich die wenigsten Familien zur Wehr setzen. Auf dem Hof wurden die Kinder dann oft wie ein Ding behandelt. Sie wurden gequält, missbraucht, geschlagen, mussten hungern und im Stall schlafen. Viele der Betroffenen leiden bis heute unter den körperlichen Misshandlungen, der Vernachlässigung und der emotionalen Gewalt von damals.

Manche können nicht darüber sprechen

In vielen Gemeinden des Kantons Bern fanden am 25. Mai Gedenkveranstaltungen für die vielen Betroffenen und Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen statt. So auch im Räberstöckli in Niederbipp, wo seit Anfang dieser Woche eine Gedenk- und Lernausstellung eingerichtet ist. Mit dieser Ausstellung will man die Verbundenheit mit der von Leid geplagten Biografien und dem Schicksal zahlreicher noch lebender oder bereits verstorbener ehemaliger Verdingkinder ausdrücken. Doch wie kommt die Ausstellung bei den Betroffenen selbst an?

«Das Interesse der Kinder hat mich beeindruckt»

Auf über drei Etagen werden 20 Themenplakate gezeigt, die zu Denkanstössen anregen sollen, sowie drei Videos, welche man über einen QR-Code abrufen kann. Ebenso gibt es ein Interview mit einer Betroffenen, das man über einen QR-Code anhören kann. Peter Brotschi betreute in dieser Woche zahlreiche Niederbipper Schulklassen an der Ausstellung. Das Interesse der Kinder am Thema hat ihn sehr beeindruckt:

Was soll die Ausstellung bewirken?

Sie soll aufzeigen was passiert ist, aber soll auch ein Wink sein, dass man es nicht vergisst und dass sowas nie mehr passieren darf. Dies sei auch das Anliegen der betroffenen Personen, so Brotschi: «Wir wollen die Leute zum Nachdenken anregen und hoffen, dass sowas in Zukunft vermieden werden kann.»

Die Ausstellung können Interessierte noch bis morgen Samstag, von 14 bis 18 Uhr, besichtigen.

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veröffentlicht: 26. Mai 2023 18:08
aktualisiert: 26. Mai 2023 18:08
Quelle: 32Today

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