Stadtpräsident Reto Müller (SP) will Stadtpräsident bleiben. Lange hat es danach ausgesehen, dass es eine kampflose Wahl werden würde. Die beiden grossen bürgerlichen Parteien in Langenthal, die SVP und die FDP, haben keine Kandidatin oder Kandidaten gestellt. Offenbar will sich niemand die Finger an Müller verbrennen.
Das hat sich aber kurz vor Ablauf der Fristen schlagartig geändert: Der parteilose Marco Burkhalter hat sich in letzter Sekunde zur Wahl gemeldet. Wer ist dieser Mann? 32Today hat ihn zum Interview eingeladen und stellt ihn vor.
Herr Burkhalter, wieso treten Sie gegen den Stadtpräsidenten an?
Nicht alle in Langenthal sind zufrieden mit Reto Müller. Es wäre schade, wenn er keine Konkurrenz hätte und still gewählt würde. Ich war überrascht, dass die etablierten, namhaften Parteien wie die SVP und die FDP keine Kandidatur zustande gebracht haben. Ich möchte damit zeigen, dass es noch Leute gibt, die sich zur Verfügung stellen würden und neue Ideen hereinbringen in die Regierung.
Sie waren bis vor kurzem selbst in der SVP. Was ist passiert?
Als im Frühling das Gerücht in Langenthal umherging, dass ich mich zur Wahl stellen würde, kamen verschiedene Parteimitglieder auf mich zu. Wir kamen leider auf keinen gemeinsamen Nenner und hatten unterschiedliche Ansichten zu verschiedenen Themen. Darauf habe ich entschieden, meinen eigenen Weg zu gehen. In Obersteckholz, wo ich Gemeinderat war, wird mehr Sachpolitik gemacht, in Langenthal mehr Parteipolitik. Darum trete ich nun als Parteiloser an.
Trotzdem, wo würden Sie sich parteipolitisch einordnen?
Irgendwo zwischen FDP und SVP. Meine Kernanliegen sind die Förderung der lokalen Wirtschaft, den besseren Unterhalt der stadteigenen Liegenschaften und eine kundenfreundlichere Stadtverwaltung.
Besser zu den Gebäuden schauen? Wollen Sie damit etwa ihr eigenes Maler-Geschäft ankurbeln?
Das kann man mir vorwerfen (lacht). Doch ich bin alleine. Ich werde unmöglich alle Gebäude machen können, die in Langenthal saniert oder unterhalten werden müssen. Aber ernsthaft, zum Beispiel die leerstehenden Schulgebäude in den Ortsteilen Unter- und Obersteckholz könnte man umnutzen und Wohnungen machen.
Langenthal muss aktuell sparen. Wo würden Sie den Rotstift ansetzen?
Die Personalkosten sind meiner Meinung nach zu hoch, gerade in der «höheren» Belegschaft. Dann sitzt von mir aus gesehen das Portemonnaie etwas zu locker bei der Kultur, ich würde da eher die bürokratischen Hürden bei der Unterstützung von Vereinen abbauen.
Sie wollen eine Alternative bieten zum amtierenden Stadtpräsidenten. Was würden sie anders machen?
Keine Versprechungen machen, die man nicht einhalten kann. Gemeinsam Lösungen ausarbeiten, die für alle stimmen.
Woran denken Sie da?
An den SC Langenthal und das Stadion. Es wurde gesagt, dass man dem SCL ein Stadion ermöglichen will. Das ist bis heute nicht geschehen. Mit den Machbarkeitsstudien wurde im Nachhinein viel Geld zum Fenster hinausgeworfen. Man hätte zusammensitzen sollen und ein Projekt realisieren. Es wäre egal gewesen, ob im Hard, ob ein Neubau im Schoren oder sogar auf dem Reitplatz mit Mantelnutzung und Parkhaus für den angrenzenden Bahnhof.
Bisher haben Sie von keiner Partei Unterstützung, wie wollen Sie Wahlkampf machen?
Mit Flyer, Plakaten und Social Media. Wir haben aber nur ein kleines Budget für die Werbung. Wir, das bin ich, mein Stellvertreter Silvio Fiechter mit seiner Freundin und Kollegen, die mich unterstützen.
Wie schätzen Sie ihre Chancen auf einer Skala von 1 bis 10 ein?
Ich denke so bei 3,5 von 10. Ich fühle mich schon etwas unterlegen, aber man weiss nie, was am Ende herauskommt. Wir glauben jedenfalls daran und sind voll dran.
Etwas Medienerfahrung haben Sie ja bereits: Sie hatten vor 12 Jahren einen Auftritt im TV mit dem passenden T-Shirt «Kein Bauer, ledig, sucht...»
Dem ist immer noch so, ich bin nach wie vor ledig. Es war eine interessante Erfahrung, hinter die Kulissen der Fernsehsendung zu schauen und zu sehen, wie viel es für so eine TV-Produktion braucht.
Würden Sie als Stadtpräsident auch T-Shirt tragen?
Ich würde weiterhin meistens einen Kapuzenpulli tragen, bei schönen Anlässen am Abend ein Hemd und im Sommer auch mal kurze Hosen und ein T-Shirt. Ich will mich nicht verstellen. Ich müsste aber sicherlich meinen Job und das Geschäft aufgeben oder einen Nachfolger finden. Das ist ganz klar.