«Ich bin wahnsinnig dankbar, dass die Geburt von Melody Luna gut verlaufen ist und dass wir beide gesund sind. Wir geniessen die gemeinsame Zeit», sagt Nathalie Hofer. Am 14. Januar wurden sie und ihr Ehemann Lukas Bissegger aus Langenthal zum zweiten Mal Eltern.
«Eine sehr intensive Zeit»
«Zu den starken Emotionen im Wochenbett kommt auch immer wieder die Trauer um Ophelia dazu. Ich hatte grossen Respekt vor dieser Zeit», sagt die Mutter Nathalie. Ophelia, die ältere Schwester von Melody Luna, starb Ende März letzten Jahres im Alter von zwei Jahren an einem Hirntumor. «Die Zeit jetzt ist einerseits sehr schön, weil Melody sehr ähnlich aussieht wie ihre Schwester. Anderseits weckt das auch wieder vermehrt die Trauer um Ophelia. Es ist eine sehr intensive Zeit», sagt Nathalie.
Der Vater Lukas empfindet die Zeit mit Melody als riesiges Geschenk. «Ich bin voller Dankbarkeit und Demut, dass wir das nun noch einmal erleben dürfen. Wir beide wissen sehr gut, dass ein gesundes Kind absolut keine Selbstverständlichkeit ist.»
«Es kann immer etwas passieren»
Auch Ophelia war in den ersten Lebensmonaten ein gesundes Kind. Ängste oder Unsicherheiten, dass auch Melody ein ähnliches Schicksal haben könnte, haben ihre Eltern nicht. Vater Lukas geht in seinem Denken davon aus, dass alles gut kommt. «Natürlich habe ich aber grossen Respekt, weil Gesundheit auch sehr fragil sein kann und immer etwas passieren kann.»
Auch Nathalie macht sich viele Gedanken über die Zukunft. «Wie wird es sein, wenn Melody älter ist und dann nach ihrer Schwester fragt? Da gibt es noch viele Fragezeichen.»
«Ophelia ist heute wichtiger denn je»
Die Stellung von Ophelia in der Familie sei heute wichtiger denn je, sagt Nathalie Hofer. «Sie ist nun nicht mehr nur die Tochter von Lukas und mir, sie ist nun auch die grosse Schwester von Melody». Sie habe aber im Moment auch ein schlechtes Gewissen ihr gegenüber, sagt sie weiter. «Ich habe grad weder genügend Zeit, noch die Kraft, Fotos und Videos von Ophelia anzuschauen. Das macht mich wahnsinnig traurig.»
Verein hat schon 150 Miglieder
Im vergangenen August haben Lukas und Nathalie den Verein «Ophelia's Legacy» gegründet. Damit wollen sie auf das Thema Kindstod aufmerksam machen und öffentlich darüber sprechen. Sie hätten dies in den vergangenen Monaten auf vielfältige Art und in den verschiedensten Medien machen können. So zum Bespiel im TalkTäglich auf Tele M1:
«Unser Verein hat mittlerweile schon 150 Mitglieder aus der ganzen Schweiz», sagt Lukas. Sie hätten auf ihre Arbeit sehr viele Reaktionen bekommen – und die seien durchwegs positiv gewesen, sagt Nathalie. «Wir bekommen viele schöne Rückmeldungen von Leuten, die toll finden, was wir machen. Es melden sich aber auch immer wieder Leute, die auch ein Kind verloren haben und die sehr froh sind, dass wir unsere Geschichte öffentlich erzählen und teilen.»
Der Song für Ophelia ist fertig
Musik ist sehr wichtig und allgegenwärtig im Leben von Lukas und Nathalie. Deshalb haben sie die Geschichte vom Tod ihrer Tochter Ophelia auch in einem Song verarbeitet. Sie möchten mit dem Lied und dem Text von «Viu zfrüeh gange» auch anderen Menschen in ähnlichen Situation helfen. «Musik kann Gefühle auf einer ganz anderen Ebene transportieren, als wir das mit reinen Worten können», sagt Lukas Bissegger.
In den nächsten Wochen werden Lukas und Nathalie die Arbeit für ihren Verein etwas weniger intensiv vorantreiben können. Melody Luna braucht aktuell vor allem in der Nacht noch viel Aufmerksamkeit. Schon bald sind aber mit «Ophelia's Legacy» wieder neue Vereinsaktivitäten geplant.
«Ende März jährt sich der Todestag von Ophelia zum ersten Mal und wir können uns gut vorstellen, dass wir das thematisieren und uns mit anderen Betroffenen austauschen», sagt Nathalie. Kurze Zeit später, am 6. April findet die erste Mitgliederversammlung des Vereins statt. «Wir wollen daraus einen emotionalen Event machen und dabei Ophelia und ihr Wesen ins Zentrum stellen», sagt Lukas.
Ophelia wird immer Teil der Familie sein
Zuerst möchten beide aber nun das Familienleben mit ihrer Tochter geniessen. «Wir wünschen uns, dass Melody Luna gesund und ‹gfräsig› bleibt. Und wir freuen uns darauf, ihr von Ophelia zu erzählen, und ihr Bilder und Videos ihrer grossen Schwester zu zeigen. Ophelia wird immer ein Teil von ihrem und von unserem Leben sein», sagt Lukas.
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