Angst und Mobbing

Herbe Vorwürfe gegen regionale Busbetreiberin BOGG: Das sagt der Direktor

30.01.2024, 16:28 Uhr
· Online seit 30.01.2024, 15:41 Uhr
Das Oltner Tagblatt berichtete am Wochenende von Missständen bei der Busbetrieb Olten Gösgen Gäu AG (BOGG). Es ist von zahlreichen Abgängen, Mobbing und Angst vor Kündigungen die Rede. Wir haben den Direktor der BOGG mit diesen Vorwürfen konfrontiert.
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Aktuelle und ehemalige Mitarbeitende haben sich gemäss Oltner Tagblatt anonym an die Zeitung gewandt und dabei über diese Zustände bei der BOGG berichtet. Doch damit nicht genug: Es wird auch von einer massiven Umstrukturierung, hoher Überzeit und fehlendem Datenschutz gesprochen. Was sagt Roman Fischer dazu, der seit einem Jahr Direktor der BOGG ist?

Fischer weist sämtliche Vorwürfe zurück: «Die Mehrheit der Belegschaft und der Personalkommission sind der Ansicht, dass die beschriebene Missstimmung nicht den Tatsachen entspricht. Hier haben sich einzelne Mitarbeitende, die leider anonym bleiben wollen, über Veränderungen und Abläufe geäussert. Das ist aber nicht die Stimmung in der Firma.» Fischer betont, er wolle auf keinen Fall gegen den Artikel reden, das sei ihm wichtig. Und: Man nehme solche Meldungen bei der BOGG ernst und sei auch dabei, sie genau zu analysieren.

Extrem hohe Fluktuation und Angst vor Mobbing

Bei der BOGG habe es gemäss den anonymen Meldungen so viele Abgänge wie nie gegeben. Das sind 24 Austritte um den Jahreswechsel, angestellt habe man 14 Personen. Fischer relativiert: «Ja, wir hatten mehr Austritte, aber das nur, weil 11 Mitarbeitende pensioniert wurden. Nimmt man die effektiven Kündigungen, befindet es sich im Rahmen der letzten Jahre.»

Und was ist mit den Vorwürfen, dass sich Mitarbeitende unter anderem durch die Geschäftsleitung gemobbt fühlen? «Wie gesagt analysieren wir diese Aussagen und versuchen zu verstehen, worum es geht. Ich kann leider nichts anderes dazu sagen, weil mir kein Mobbing-Fall bekannt ist.» Mobbing akzeptiere man in der BOGG auf keinen Fall.

Auch müssten die Mitarbeitenden keine Angst haben, gekündigt zu werden, sollten sie wegen Krankheit ausfallen oder sich kritisch äussern. «Es müssen nicht alle gleicher Meinung sein. Man kann seine eigene Meinung gerne einbringen und diskutieren. Wir schätzen Inputs», sagt Fischer. Es sei aber schwierig auf Inputs zu reagieren, wenn diese anonym über ein Medium gemacht würden.

Drei Mal mehr Überzeit

Laut den Recherchen des Oltner Tagblatts würden die Mitarbeitenden der BOGG mit drei Arbeitswochen viel mehr Überzeit machen, als in vergleichbaren Unternehmen. Dort sei es jeweils eine Arbeitswoche pro Jahr. Fischer reagiert überrascht: «Ich habe erstmals von diesem Branchenvergleich gelesen. Ich habe nicht das Gefühl, dass wir bei uns übermässig Überzeit haben.» Auch halte man sich ans Gesetz, und es werde niemand gezwungen, Überzeit zu leisten.

«Mir ist wichtig zu sagen, dass wir kein Sparprogramm fahren. Wir halten uns bei Anstellungen nicht zurück. Es ist aber eine grössere Herausforderung im Moment, Fachkräfte zu finden.» Deshalb brauche man beispielsweise bei einer Pensionierung länger, um jemand Neues zu finden. Der Busbetrieb sei aber nie gefährdet gewesen: «Wir können auf zahlreiche Pensionierte zurückgreifen, die uns unterstützen, auch das Büropersonal kann einspringen.»

Weniger Teamleiter zuständig für mehr Chauffeure

Die anonymen Mitarbeitenden äusserten sich auch kritisch zu den Umstrukturierungen. «Veränderungen gefallen nie allen und wirken auf gewisse belastend», führt Fischer ins Feld. «Und ich würde nicht von Umstrukturierung reden, das ist ein zu starker Begriff. Wie jedes Unternehmen nehmen wir einfach von Zeit zu Zeit punktuelle Veränderungen vor.» Das heisst, das einige Aufgaben vom Kundendienst an externe Unternehmen vergeben wurden und einige Mitarbeitende gehen mussten.

Auch wurde der Busbetrieb umgebaut: Leiteten davor zehn Angestellte je 15 Chauffeure, sind seit dem neuen Jahr noch fünf Leitungspersonen für je 30 Busfahrerinnen und Busfahrer zuständig. Ist das nicht zu viel Personal für einen Teamleiter, der sogar selbst noch Bus fährt? Fischer: «Es ist so, dass wir diese Änderung nicht verordnet haben, wir haben sie gemeinsam mit den Teamleitenden entwickelt. Es war auch auf ihren Wunsch hin. Die Idee dahinter: Sind es weniger Teamleitende, können wir diese besser unterstützen.» Ja, die Führungsspanne sei grösser, aber es sei auch genügend Zeit vorhanden für ihre Funktion. Bisher habe man nur positive Resonanz erhalten.

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veröffentlicht: 30. Januar 2024 15:41
aktualisiert: 30. Januar 2024 16:28
Quelle: 32Today

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