Zwei Schnellzüge fahren pro Stunde durch die Region Solothurn. Einer von ihnen, der IC5, hält normalerweise in Oensingen. Für 16 Wochen wird es nach den Plänen der SBB nun aber umständlich für jene, die in Oensingen aussteigen wollen: Vier Wochen lang soll der IC5 nur tagsüber halten und 12 Wochen lang sollen die Züge bis auf zwei Verbindungen sogar komplett ausfallen.
Oensingen immer mehr auf Abstellgleis
Die Gemeindepräsidentinnen und -präsidenten von Oensingen, Egerkingen, Balsthal und Niederbipp zeigen Verständnis für die Bauarbeiten, sind aber mit den Ersatzlösungen der SBB überhaupt nicht einverstanden. «Entsprechend wird die ganze Region Thal-Gäu-Bipperamt einmal mehr vom nationalen ÖV abgehängt», schreiben sie im offenen Brief, den sie am Donnerstag an SBB-Chef Vincent Ducrot adressiert haben.
Damit sprechen sie den Umstand an, dass in Oensingen bereits mehrmals der Halt von der SBB gestrichen wurde, so beispielsweise wegen Bauarbeiten. Zudem fuhr der IC5 bereits ohne Halt an Oensingen vorbei, um Verspätungen ab 11 Minuten wieder aufzuholen. «Schnellbusse zwischen Oensingen und Olten sind zwar gut gemeint, sie lösen aber die anfallenden Probleme in keiner Weise», heisst es im Brief weiter.
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Durch die Ersatzmassnahmen entstehe den Eindruck, dass die SBB das Anliegen der Region nicht verstanden habe. Solche Entschlüsse würden zeigen, dass der Bahnhof Oensingen vorschnell umfahren werde, ohne sich Gedanken über die Chancen und Risiken zu machen.
«Wirft uns um Jahre zurück»
Die Region um Oensingen habe ein Einzugsgebiet von über 30'000 Einwohner und sei auch ein wichtiger Wirtschaftsstandort, deshalb könne sie sich auch keine Verschlechterung des Angebots im öffentlichen Verkehr erlauben. «Jede Verschlechterung wirft uns in dieser Entwicklung um Jahre zurück», steht im Brief. «Unterdessen müssen Reisende aus unserer Region enorme Einbussen in Kauf nehmen, wenn irgendwo zwischen Zürich und Biel gebaut wird.»
Andere Lösungen gefordert
Beim Bahnhof Oensingen gebe es keine Gesamtperspektive: Es werde sowohl auf Alternativrouten als auch auf der Stammstrecke gebaut. So gibt es Bauarbeiten im Gäu, die über Jahre dauern. Gleichzeitig wird der Weissensteintunnel saniert. Dazu kommt die Sanierung der Baselstrasse in Solothurn ab 2026. All das zusammengerechnet, führe zu so vielen Einschränkungen, dass es «schmerzt».
Deshalb fordern die vier Gemeindepräsidentinnen und Gemeindepräsidenten für die Bauarbeiten in diesem Jahr eine Verbesserung für Oensingen: So sollen auch im März und im April in der abendlichen Hauptverkehrszeit immer mindestens zwei IC5-Züge in Oensingen halten, nämlich derjenige um 17.02 und derjenige um 18.02 Uhr ab Olten. Weiter soll der Halt in Oensingen weniger oder gar nicht mehr umfahren werden. Auch fordern die Gemeindepräsidenten, dass es baldmöglichst eine Gesamtperspektive für den Bahnhof Oensingen gibt.
Auf Anfrage erklärt Fabian Gloor, der Gemeindepräsident von Oensingen, dass man sich durch den offenen Brief zumindest ein konstruktives Gespräch mit der SBB verspricht. «Und im Idealfall schaffen wir es, dass die Ersatzlösungen mit den Abendverbindungen angepasst werden.» Auch wäre es natürlich wünschenswert, wenn der Kanton die Forderungen mittragen würde, so Gloor weiter.