Nun sind alle an Bord beim Hochwasserschutz an der Dünnern
Bei einem Jahrhundert-Hochwasser im Gäu zwischen Oensingen und Olten könnten Schäden in der Höhe von bis zu 550 Millionen Franken entstehen. Seit Jahren wird an einem Hochwasserschutz-Projekt gearbeitet, um ein solches Szenario zu vermeiden. Kommt hinzu, dass die Dünnern heute ein enger Kanal ist, wenig Potenzial für Tiere und Pflanzen bietet und kaum als Naherholungsgebiet zugänglich ist. Das sind die drei Punkte, die mit dem gross angelegten Projekt «Lebensraum Dünnern» behoben werden sollen.
Zwei Vorprojekte des Kantons
Der Kanton hat zwei Vorprojekte auf den Tisch gelegt. Die erste Variante beinhaltet den Ausbau des Flusslaufes der Dünnern auf die doppelte Breite, die Erhöhung der Ufer und das Abflachen der Böschungen. Auch die Brücken werden hochwassertauglich gemacht. 23,5 Hektaren Land und rund 180 Millionen Franken werden für dieses Projekt benötigt. Die zweite Variante beinhaltet ein Rückhaltebecken südlich der Autobahn A1, in dem bis zu 500'000 Kubikmeter Wasser aufgefangen werden könnten. Für diese Variante werden eine Fläche von 15,5 Hektaren Land und knapp 150 Millionen Franken gebraucht.
Kritik aus der Landwirtschaft
Beide Varianten wurden von den verantwortlichen Stellen des Bundes und des Kantons geprüft und als machbar eingestuft. Aus Sicht der Landwirtschaft gehen jedoch beide vorgelegten Varianten zu weit. Vor allem der Verlust von wertvollem Kulturland ist den Bauern und ihren politischen Vertretern ein Dorn im Auge. Mittels Vorstoss im Kantonsrat wurde verlangt, es sei eine dritte Variante auszuarbeiten - eine Minimalvariante ohne ökologischen Ausgleich. Es solle nur um Hochwasserschutz gehen.
Die Solothurner Regierung empfahl, keine dritte Variante auszuarbeiten. Stattdessen sollen die Anliegen der Landwirtschaft in die bestehende erste Variante eingearbeitet werden. In der Kantonsratssession am Mittwoch wurde diesem Kompromiss mit 87:0 Stimmen bei zwei Enthaltungen deutlich zugestimmt.
Kompromiss des Kompromisses
Folgende Punkte werden Teil des Projekts sein:
- Die ökologischen Hotspots in Oensingen, Oberbuchsiten und Hägendorf werden angepasst.
- Es sollen neue, flache Uferböschungen angelegt werden, so dass der obere Bereich landwirtschaftlich genutzt werden kann.
- Das Flurwegnetz entlang der Dünnern wird optimiert, damit zusätzliche landwirtschaftliche Nutzfläche entsteht.
Eitel Sonnenschein herrschte zwar nicht in der Kantonsratsdebatte, alle hätten «Kröten schlucken» müssen. Der SVP ist das Projekt tendenziell zu teuer, während die Linke gerne mehr auf Renaturierung gesetzt hätte. Aber mit dem Ziel, das Jahrhundertprojekt zu retten, haben am Schluss alle dem Kompromiss des Kompromisses zugestimmt. Baudirektorin Sandra Kolly zeigte sich darüber sehr erleichtert, sei doch das Dünnern-Projekt noch vor einem Jahr kurz vor dem Absturz gestanden. Die Interessen gehen halt weit auseinander.
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Noch ein langer Weg
Bis an der Dünnern gebaut wird, fliesst aber noch viel Wasser Richtung Olten. Der Baukredit muss vom Solothurner Kantonsrat und vom Volk bewilligt werden. Der Bau selber auf den 19 Kilometern zwischen Oensingen und Olten wird eher Jahrzehnte als Jahre beanspruchen. Los geht es frühestens 2028. Insofern ist es keine Übertreibung, wenn im Kantonsrat mehrfach vomn einem Jahrhundertprojekt die Rede war.