Die Oensingen-Balsthal-Bahn ist ein Unikum in der Schweizer Bahnlandschaft. Zum einen, weil sie wegen ihrer Abkürzung OeBB nicht selten mit der Österreichischen Bundesbahn, ÖBB verwechselt wird. Zum anderen ist sie nach wie vor ein selbständiges Unternehmen mit eigener Verwaltung und eigenem Verwaltungsrat. Und sie lässt alle Passagiere konsequent umsteigen, egal woher sie kommen. Das bleibt vorerst auch so, wie die Verantwortlichen in einem Interview mit dem «Langenthaler Tagblatt» sagen.
Schmalspur und Normalspur
Das «Bipperlisi» fährt auf seiner Fahrt von Solothurn nach Langenthal zwar bis Oensingen – dort ist aber Endstation. Eine Weiterfahrt nach Balsthal durch die Klus ist nicht möglich, weil das Bipperlisi auf Schmalspur-Schienen fährt, die OeBB aber auf der Normalspur.
Diese benutzt auch die SBB. Trotzdem gibt es keine Züge, die von Olten oder Solothurn herkommend, direkt nach Balsthal weiter fahren. Die Passagiere müssen für die restlichen vier Kilometer ihrer Reise noch einmal den Zug wechseln.
Pendlerströme sprechen nicht für direkte Verbindung
Geschäftsführer Markus Schindelholz und Verwaltungsratspräsident Freddy Kreuchi erklären im Langenthaler Tagblatt, warum das so ist. Reisende aus Solothurn würden mehrheitlich nach Olten und von dort weiter nach Basel oder Zürich reisen. Sollte die Verbindung von Olten her nach Balsthal direkt hergestellt werden, müsste der Bahnhof Oensingen umgebaut werden.
Die Pendlerströme und das Reiseverhalten hätten vor gut 15 Jahren auch dazu geführt, dass man sich gegen ein weiterführendes Bipperlisi-Gleis nach Balsthal entschieden habe. Der heutige «Inselbetrieb» lasse sich sehr rationell führen, sagen die beiden Verantwortlichen gegenüber der Zeitung.
Umsteigen lohnt sich
Ein Umsteigen lohne sich aber häufig. Mit der OeBB ist man von Oensingen nach Balsthal (oder umgekehrt) rund acht Minuten unterwegs. Mit dem Auto stehe man für die gleiche Strecke zu Stosszeiten auch mal 20 Minuten im Stau.
Vielleicht habe das Umsteigen in Oensingen aber doch irgendwann mal ein Ende. Die OeBB möchte nämlich wachsen, sagen Schindelholz und Kreuchi und präsentieren auch konkrete Ideen für die neue Strategie. So könnten sie sich vorstellen, nach dem Ende der Bauarbeiten am Weissensteintunnel den Verkehr auf der Linie von Moutier nach Solothurn zu übernehmen und von dort über das SBB-Gleis und die eigene Strecke nach Oensingen und Balsthal zu fahren.
Ob ein solches Vorhaben einfach und schnell umsetzbar wäre, ist fraglich. Der Kanton Solothurn ist schon einmal vorsorglich auf die «Euphorie-Bremse» getreten. Grundlegende Veränderungen in der Bahnlandschaft brauchen Zeit.
(ma)