Solothurner Fasnacht

Der «Böögg» sorgt für flammende Diskussionen

24.02.2023, 16:25 Uhr
· Online seit 23.02.2023, 17:15 Uhr
Der diesjährige Böögg der Solothurner Fasnacht sorgte auf Social Media für heftige Kritik. Die verantwortliche Zunft fühlt sich unverstanden, hat jedoch damit gerechnet, dass es darauf Reaktionen geben würde.
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Die Solothurner Fasnacht 2023 war farbig, prächtig und sonnig – ein Fest für alle Närrinnen und Narren. Mit der Bööggverbrennung auf dem Marktplatz endete die fünfte Jahreszeit am Mittwochabend. Genau dieser Böögg sorgte für Diskussionen und Kontroversen.

Kritik auf Social Media

Die Gruppe «Kleinstadt Freund*innen» hat am Mittwochnachmittag auf Instagram ein Foto des «Bööggs» gepostet, zusammen mit einem Statement und einem Aufruf zum Boykott der Bööggverbrennung am Abend. «Der Marktplatz wird zurzeit von einem Böögg ‹verziert›, welcher längst veraltete, stereotypisierte Bilder verschiedener Ethnien reproduziert", schreiben sie dazu.

Der Solothurner Fasnachtsböögg war in diesem Jahr eine Figur mit fünf verschiedenen «Bööggli». In der Mitte stand ein Indianer, rundherum eine asiatische, eine schwarze und eine mexikanische Figur – und dazu noch ein Alien. Eine solche Figur zu bauen, in der Stadt vorzuführen und zu verbrennen ist ein klares Statement. Es wäre doch so einfach, eine festliche Alternative zu bieten. Alle am Bau Beteiligten sollten sich schämen» steht weiter im Post der «Kleinstadt Freund*innen».

Auch Nil gehört zu den «Kleinstadt Freund*innen». Einen Böögg «multikulti» zu nennen und ihn gleichzeitig sehr stereotyp und rassistisch darzustellen, sei ein klares politisches Statement, sagt sie im Namen der «Kleinstadt Freund*innen".

Richtige Interpretation sei wichtig

Auch in der Narrenzunft Honolulu habe diese Böögg Figur zu Diskussionen geführt, sagt der Ober der Zunft Peter Studer. Es sei ihnen durchaus bewusst gewesen, dass es darauf Reaktionen geben würde. Es sei aber sehr wichtig, dass der Böögg richtig interpretiert werde, sagt Studer.

Man verbrenne an der Fasnacht immer nur die Vergangenheit, nie die Zukunft, sagt Peter Studer weiter. Es sei Aufgabe der Narren, an der Fasnacht die Politik und die gesellschaftlichen Trends wertfrei zu hinterfragen. Antworten könne und müsse jeder und jede selber für sich finden. Wenn sie aber mit diesem Böögg dazu beigetragen haben, die aktuelle Diskussion weiterzuführen, dann sei das ja sicher nicht falsch.

Fasnacht sei heute sicher weniger kontrovers als früher, sagt Peter Studer. Die bewusste Provokation sei heute kaum mehr möglich.

Auch bei den «Kleinstadt Freund*innen» gibt es aktive Fasnachtspersonen. Sie wollen ganz sicher niemandem die Fasnacht verbieten, sagt Nil im Namen des Kollektivs. Ihre Kritik sei nicht gegen die Fasnacht, sondern einzig gegen die diesjährige Böögg-Figur gerichtet gewesen.

Am Aschermittwoch um 20.00 Uhr wurde der Böögg auf dem Solothurner Marktplatz angezündet. Kurze Zeit später erinnerte nur noch ein Haufen Asche an die Figur. Die Diskussionen darüber sind aber sicher noch nicht komplett verglüht.

veröffentlicht: 23. Februar 2023 17:15
aktualisiert: 24. Februar 2023 16:25
Quelle: 32Today

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