«Ich hatte den Schock meines Lebens»
Lottospielen ist eine Leidenschaft für die Organisierenden Daniela Koller und ihren Mann. Seit Jahrzehnten organisieren sie Lottomatches, seit fünf Jahren jeden Sonntagnachmittag in Grenchen im Luxory. Am letzten Sonntag war erst alles so wie immer: «Wir haben die Leute reingelassen. Sie haben ihren Betrag bezahlt, ihre Spielsumme», erklärt Daniela Koller.
Als der Anlass um 14 Uhr startete, war Koller an der Kasse fertig und wollte aufräumen. «Plötzlich sehe ich einen Schatten vorbeilaufen und dann steht ein riesiger Mensch vor mir, zwei Meter gross, muskulös, mit hellgrauer Tarnkleidung, hellgrauer Maske und mit einem Messer. Ein Riese.» Und weiter: «Er sagte zu mir ‹gib Geld, Überfall›.»
Sie habe ihn angeschrien und ihn von sich geschubst. «Er ist daraufhin geflüchtet und alle anwesenden Männer, die ich kenne, haben ihn versucht zu packen und sind ihm nachgerannt. Ich hatte den Schock meines Lebens.»
Täter weiterhin flüchtig
Der Angreifer hat sein Messer fallen gelassen, konnte aber in Richtung Leimenstrasse entkommen. Die Kantonspolizei Solothurn hat sogleich die Fahndung aufgenommen. Wie sie mitteilt, sei diese bisher erfolglos geblieben. Sie sucht in diesem Zusammenhang nach Zeugen.
«Ich hatte mächtig Glück», sagt Daniela Koller im Nachhinein. Erst danach realisiert sie, was sie eigentlich gemacht hat und wie mutig sie war. Aber auch, in was für eine Gefahr sie sich begeben hat: «Das Messer war zehn Zentimeter vor mir.»
Sie erzählt weiter: «Als ich ihn wegschubste, habe ich mich ja in seine Richtung bewegt. Etwas näher und das Messer hätte mich im Bauch erwischt.» Sie findet es merkwürdig, wie der Täter vorgegangen ist. Denn zwischen 50 bis 300 Spielerinnen und Spieler würden jeweils kommen. Am letzten Lottomatch waren ungefähr 70 Personen dabei.
Die 64-Jährige ist sich zudem sicher, dass es sich beim Angreifer um einen Ortskundigen handeln muss. «Er musste wissen, wie der Ablauf an den Matches ist. Er hat wohl nicht damit gerechnet, dass ich hinter der Kasse bin, das ist normalerweise nicht der Fall.»
11'000 Franken in Kasse
Seit dem versuchten Überfall bekommt Koller die Bilder nicht mehr aus dem Kopf. Der Schock sitzt tief. Doch sie will auch nächsten Sonntag beim Lottomatch dabei sein. «Das ist wie eine grosse Familie, man trifft sich. Ich liebe das Lottospielen.» Sie möchte aber zur Sicherheit jemanden bei sich an der Kasse haben. Vielleicht werde sie auch die Security aufbieten. In der Kasse waren ungefähr 11'000 Franken.
(nsc)