Es ist nicht das erste Mal, dass der Name «Koller - Music GmbH» in den Medien auftaucht – und das nicht auf eine erfreuliche Art und Weise. Vor knapp einem Jahr schon klagten diverse Schlagersängerinnen und -sänger über ausstehende Gagen und offene Betreibungen des Veranstalters. Aber nicht nur die Musikerinnen und Musiker gehen bei den Kollers leer aus, sondern auch die Fans.
«Von den Problemen der Koller - Music GmbH habe ich nichts gewusst»
Anfangs Jahr hat der Bieler Hugo Jaggi zwei Tickets für den Schlagerabend gekauft, der am 31. August 2024 stattfinden sollte. Dem war aber nicht so. «Am Abend vorher wurde die Veranstaltung abgesagt», erzählt der 71-jährige Schlagerfan. Damit habe er nicht gerechnet. «Von den Problemen der GmbH, die bereits im letzten Jahr auftauchten, habe ich nichts gewusst», gesteht er. Er habe auf die Gültigkeit seiner Tickets vertraut. «Ich habe 2023 bereits zwei Veranstaltungen bei Luxory Grenchen besucht und hatte keinerlei Probleme», sagt Jaggi.
Dementsprechend war für ihn die Ernüchterung umso grösser, als es um die Rückerstattung des Ticketpreises ging. Denn darum wollte sich niemand kümmern. Als Erstes habe sich Jaggi an «Ticketcorner» gewendet, wo er die Tickets gekauft hatte. Da es sich dabei aber nur um eine Vermittlungsplattform handelt, hätten diese das Geld nicht rückerstatten können. Anschliessend habe er sich mit einem eingeschriebenen Brief direkt an die Veranstalter gewendet.
Niemand fühlte sich verantwortlich
«Der Brief kam postwendend zurück, mit der Begründung: ‹Adresse unbekannt›», berichtet Jaggi. Im Netz habe er daraufhin ebenfalls keine gültige Adresse der Kollers gefunden. Auch bei dem Veranstaltungsort «Luxory Grenchen» habe er sich gemeldet. «Sie haben gesagt: ‹Wir haben zwar den Saal vermietet, Veranstalter sind aber nicht wir. Deswegen geht uns das nichts an›», gibt Jaggi wieder. In seiner Hilflosigkeit habe er sich anschliessend an den Rechtsdienst gewendet, welcher ihm aber bestätigte, was er schon befürchtet hatte: Es werde beinahe unmöglich, an das Geld zu gelangen. «Da es sich um eine GmbH handelt, ist es sehr schwierig, das Geld zurückzuerhalten», erklärt Jaggi.
Inzwischen hat der Rentner seine Bemühungen aufgegeben. «Der Aufwand für diese rund 210 Franken ist mir zu gross», sagt er. Er sei glücklicherweise nicht auf das Geld angewiesen, trotzdem tue so eine Summe natürlich weh, sagt er.
Vertrauen in Online-Tickets verloren
Inzwischen kann der Rentner das Gute in der Situation erkennen: «Man hätte noch ein Essen dazu buchen können, das haben wir zum Glück nicht gemacht», sagt Jaggi und lacht. Obwohl er inzwischen über das Geschehene lachen kann, ist er dennoch enttäuscht von den Veranstaltenden. Die Geschichte habe sein Vertrauen geschädigt. Beim Erwerb eines Online-Tickets müsse man im Voraus bezahlen, da schwinge bei ihm künftig immer eine Unsicherheit mit. «Klar kann man eine Ticket-Versicherung abschliessen, falls das Konzert abgesagt werden würde. Wenn der Veranstalter aber ‹nicht ganz sauber› ist, kann man aber auch dann nichts ausrichten», sagt er. Deshalb werde er sich in Zukunft zweimal überlegen, etwas online zu kaufen.
Den Veranstaltenden hat der 71-Jährige vor allem etwas zu sagen: «Versetzt euch mal in die Lage der Kunden, die Geld ausgegeben und sich gefreut haben auf einen Event, um jetzt mit nichts dazustehen». Die Koller - Music GmbH habe das Geld eingesackt, aber nicht benötigt, das sei einfach nicht fair. «Schlussendlich müssen sie aber in den Spiegel schauen und sich überlegen, ob sie so noch schlafen können», sagt Jaggi abschliessend.
Luxory Grenchen hat den Mietvertrag mit Koller gekündigt
Auf Ticketcorner werden noch immer Veranstaltungen der Firma Koller im Luxory Grenchen angezeigt, jedoch mit dem Hinweis «Zurzeit nicht verfügbar». Die Webseite der Koller - Music GmbH ist tot – «INFO, alle Veranstaltungen von Koller - Music GmbH wurden stillgelegt», lautet die Meldung. Charly und seinem Sohn Kevin Koller sei der Mietvertrag im Luxory Grenchen gekündigt worden, sagt der Clubbesitzer gegenüber «SRF».
Tickets für Veranstaltungen, die nun abgesagt wurden, können aktuell nicht rückerstattet werden, so die Meldung von Ticketcorner. «Derzeit können wir keine Rückerstattungen vornehmen, ohne vorher eine offizielle Mitteilung von Koller Event erhalten zu haben», lautet die Mitteilung an eine Kundin. Ob die Firma Koller ihre Veranstaltungen künftig an einem anderen Ort planen und durchführen wird, bleibt offen. Sollte dies der Fall sein, werde Hugo Jaggi aber nicht untätig bleiben. «In dem Fall werde ich es mir herausnehmen, einen Leserbrief in der Zeitung zu veröffentlichen, in dem ich vor den Veranstaltern warne», verspricht er.
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