Solothurn

Kurs bei Suizidgedanken: «Ansprechen kann Leben retten»

29.03.2023, 13:01 Uhr
· Online seit 29.03.2023, 12:04 Uhr
Wie hilft man Menschen, die sich überlegen, sich das Leben zu nehmen? Antwort auf diese Fragen gibt es in speziellen Kursen. Ein solcher findet am 1. April in Solothurn statt.
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Die Schweiz ist im internationalen Vergleich weit vorne, wenn es um Suizid geht. Im Schnitt nehmen sich jeden Tag drei Menschen hierzulande das Leben.

Programm Ensa versucht mit Erste-Hilfe-Kursen dieser hohen Ziffer entgegenzuwirken. Studien zeigen, dass durch die Hilfe von Mitmenschen Suizide verhindert werden können. Silvia Ursprung ist Instruktorin beim Kurs in Solothurn. Sie erklärt, was jeder Einzelne tun kann und räumt mit Mythen rund um Suizid auf.

1. Ansprechen kann retten

«Die meisten Menschen mit Suizidgedanken wüschen sich nicht den Tod. Sie wollen einfach, dass ihr psychisches Leiden aufhört», sagt Silvia Ursprung. Nichtstun sei in jedem Fall falsch. Spräche man einen Betroffenen an, könne das diesen enorm entlasten. «Die Betroffenen merken so nämlich, dass das Gegenüber sich traut, über dieses Thema zu reden.»

Es gelte zunächst zu erkennen, ob jemand diese Gedanken hat. Das könne durch Andeutungen geschehen oder wenn einen das Gefühl beschleicht, dass es der Person nicht gut gehe. Das Thema anzusprechen fiele aber vielen Menschen schwer. Deshalb wird das im Kurs konkret geübt.

2. Vorgehen beim Gespräch

Als Gesprächshaltung schlägt Ursprung eine, wie sie es ausdrückt, «liebevolle Hartnäckigkeit» vor. Man lasse der Person also gewisse Freiheiten. «Ausnahmen sind hier, wenn man jemanden auf der Brücke stehen sieht oder wenn es sich um Kinder oder Jugendliche handelt.»

Im Kurs lernt man auch, was für konkrete Hilfen man anbieten kann. Zum Beispiel könne man vorschlagen, ihn oder sie zum Arzt oder zur Psychologin zu begleiten.

Am besten stelle man dem Gegenüber erst eine konkrete Frage, die mit einem «Ja» oder einem «Nein» beantwortet werden kann. Während des Gesprächs solle man versuchen zu spüren, ob die Person akut gefährdet ist oder nicht. Ist sie es akut, so bestehe die Gefahr, dass sich die Person innerhalb der nächsten Stunden oder Tagen etwas antut. Wenn es nicht akut ist, so sähen die Betroffenen noch andere Lösungen, als sich das Leben zu nehmen. «Ist es akut, sollte man dafür sorgen, dass der oder die Betroffene nicht allein ist.»

Es kann sein, dass der oder die Betroffene abblockt. «Dann ist es möglich, dass man nicht die richtige Ansprechperson ist.» Man solle sich in dieser Situation überlegen, wer allenfalls besser geeignet wäre und der gefährdeten Person die Überlegungen mitteilen. Es ist gut möglich, dass die richtige Ansprechperson nicht aus dem näheren Umfeld kommt. Bei erwachsenen Personen gelte es auch zu akzeptieren, wenn diese sich ganz zurückziehen möchten.

3. Wichtig: Auch zu sich selbst schauen

Man soll sich vor dem Gespräch mit einer Suizidgefährdeten Person selbst fragen, ob man sich genug fit dafür fühlt und ob man es sich zutraut. «Einen betroffenen Menschen zu unterstützen  wird sehr viel von einem fordern», weiss Ursprung. Auch während der Begleitung solle man sich um sein eigenes Befinden kümmern und wenn nötig professionelle Hilfe für sich selbst in Anspruch nehmen. Helfen könnten beispielsweise die Ensa oder die Dargebotene Hand. Und wenn man einen Suizid nicht verhindern könne, so solle man sich nicht in die Verantwortung nehmen. «Es ist nicht möglich, alle Suizide zu verhindern.»

Wichtig sei es auch, sich von gewissen Mythen zu lösen. «Wie zum Beispiel, dass man jemanden erst auf den Suizidgedanken bringt, wenn man es anspricht. Das ist schlicht falsch», erklärt Ursprung.

Kennst du jemanden, der sich Suizidgedanken macht und würdest gern mehr erfahren? Auf der Webseite von Ensa kannst du dich zum Kurs am 1. April anmelden.

veröffentlicht: 29. März 2023 12:04
aktualisiert: 29. März 2023 13:01
Quelle: 32Today

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