Harte Zeiten für Nachtschwärmer und die Gastronomie sind in Solothurn angebrochen. Die Stadtpolizei setzt nach Jahren der Toleranz plötzlich auf eine härtere Gangart und erlaubt weniger Konzerte im Freien (Hafenbar und Summerjam im Solheure). Die mediterranen Nächte wurden vom Kanton ohne Gegenwehr der Stadt auf die Hälfte gekürzt und die Restaurants haben einen Mahnbrief der Verwaltung erhalten, der die Begrünung ihrer Terrassen kritisiert. Auch Charlie Schmid, Geschäftsführer der Stadt- und Gewerbevereinigung Solothurn, zeigt sich besorgt über die Entwicklung.
32Today: Charlie Schmid, wie nehmen Sie die Situation in der Stadt- und Gewerbevereinigung wahr?
Charlie Schmid: Das ist sicher eine unerfreuliche Entwicklung. Die Stadt fährt einen immer restriktiveren Kurs und schränkt damit die Innovationskraft der Betriebe ein. Das gefällt uns natürlich nicht.
Was kritisieren Sie konkret bei der Stadt?
Wir haben das Gefühl, dass eine Strategie fehlt, wie man mit dem Leben und dem Wohnen in Solothurn umgehen will. Wir sind von unseren Rückmeldungen her überzeugt, dass die allermeisten Personen es begrüssen, dass die Stadt lebt und etwas läuft – und es nur eine kleine Minderheit ist, die es anders sieht. Natürlich muss man auf die Rücksicht nehmen, aber man muss sich auch nicht alles gefallen lassen. Die Behörden haben einen rechtlichen Spielraum, den sie unserer Meinung nach zugunsten einer belebten Stadt ausnützen sollten.
Was erhalten Sie denn für Rückmeldungen?
Man fühlt sich nicht mehr wohl als Unternehmer, wenn man etwas anreissen möchte in dieser Stadt. Ich höre von vielen: «So haben wir einfach keine Lust mehr, etwas zu organisieren». Da müssen wir eine Lösung finden. Vielleicht muss auch die Politik eingreifen und die Stadt zwingen, eine Strategie zu erarbeiten. Das Rad der Zeit lässt sich nicht mehr zurückdrehen. Die Stadt lebt und die Menschen wollen, das etwas läuft. Das ist eine Qualität von Solothurn, die wir wertschätzen müssen. Da müssen wir aktiv werden.
Das Stadtfest hat gerade gezeigt, was möglich ist.
Das ist so. Das Stadtfest war richtig cool. Das können wohl alle bestätigen, die da waren. Aber auch da war es für das Organisationskomitee nicht einfach. Die Sicherheitsauflagen waren beispielsweise auch da restriktiv. Da könnte man den rechtlichen Spielraum anders auslegen und den Veranstaltern mehr Hand bieten. Diese Widerstände sind anstrengend. Gerade bei den Pflanzkübeln auf den Beizenterassen habe ich mir gedacht: «Haben wir eigentlich keine anderen Probleme?»
Im Gegensatz zu Burgdorf beispielsweise ist Solothurn aber immer noch sehr belebt. Es ist also nicht alles schlecht, oder?
Wir haben in Solothurn wirklich eine gute Ausgangslage. Die hervorragende Verkehrssituation mit der ÖV-Anbindung und den drei Parkhäusern nahe beim Stadtzentrum. Unsere schmucke Altstadt, die viele Touristen anlockt. All die tollen Anlässe wie die Filmtage, Literaturtage, Heso etc. – da sind wir mit unserer kleinen Grösse wirklich sehr gut aufgestellt. Wir sagen den Menschen auch immer wieder, dass man nicht alles so negativ sehen soll.
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