Letztes Jahr schaffte es das Hotel Weissenstein mit Küchenchef Kevin Kirchmaier erstmals in den Gault Millau. 13 Punkte gabs für die «höchst originelle Gourmet-Linie». Er überzeugt die Restauranttester etwa mit Milken-Ragout im Zwiebelkörbchen, begleitet von Sorbet und Panna cotta von der Kakaofrucht, abgerundet mit Trüffeln – oder mit den traditionellen Kalbsbacken mit Parmesan-Chips.
Fine Dining passt nicht mehr zum Konzept
Dieses Jahr ist es schon wieder vorbei mit der gehobenen Küche auf dem Solothurner Hausberg. Das hat weniger mit dem Versagen der Küchenbrigade zu tun, als vielmehr mit dem neuen Konzept. Der neue Direktor Raphael Hobi will bekanntlich einen neuen Weg einschlagen, näher bei den einheimischen Gästen und Tagestouristen. Für die Küche bedeutet das mehr klassische und einfachere Gerichte und weniger Fine Dining. Oder anders ausgedrückt: Kevin Kirchmaier hat den Weissenstein verlassen, Marcus Seidel hat übernommen.
«Das Erzielen der Gault Millau Punkte ist für uns in den Hintergrund gerückt, es passt nicht mehr zu unserer Strategie», erklärt Vizedirektorin Rabea Gasche. Man wolle aber weiterhin gute Qualität bieten, mit regionalen Produkten (Fischer Metzg, Chäsi Längedorf, Siragusa Bellach). Die aktuelle Karte ist denn auch auf die Bedürfnisse von Tagestouristen ausgelegt. Da gibt es Hackbraten mit Spätzli, Zanderknusperli mit Pommes, Ravioli oder den Bergsteiger-Burger – am Abend auch ein Wiener Schnitzel oder ein Entrecôte «Café de Paris».
«Rückmeldungen sind positiv»
«Die Rückmeldungen sind bis jetzt sehr positiv. Die Gäste, oft Wanderer, erwarten hier oben vor allem eine eher einfache und schnelle Verpflegung. Der Großteil der Ausflugstouristen schätzt dieses Angebot sehr», so Gasche. Nebst dem bedienten Restaurant gibt und gab es bereits zuvor das Selbstbedienungsrestaurant, bei dem man sich ein Sandwich, eine Flasche Apfelsaft und eine Glace für die Kinder holen kann. Mit dem neuen, einfacheren Angebot im bedienten Restaurant ist die gefühlte Kluft zwischen den Gästen kleiner geworden, das merkt man unter anderem daran, dass die Aussichtsplattform für Tagesgäste wieder zugänglich ist, auch wenn sie nicht im Restaurant essen.
Dass das Hotel Weissenstein nicht mehr im Gault Millau vertreten ist, dürfte den allermeisten Gästen herzlich egal sein, da sind die 29 Franken für den Bergsteiger-Burger wohl das grössere Problem.