Besonderes Hobby

Wenn es um Parlamente geht, macht ihm so schnell keiner etwas vor

13.02.2023, 09:05 Uhr
· Online seit 12.02.2023, 13:56 Uhr
Andere spielen in ihrer Freizeit gerne Fussball oder engagieren sich bei der Fasnacht. Michael Strebel taucht viel lieber in die Welt der Parlamente ein. Über zwei Jahre hat er ein umfassendes Parlamentslexikon verfasst. Er erzählt uns, wie das Buch entstanden ist und was es ihm mitgegeben hat.
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In der Schweiz gibt es sehr viele Parlamente - sei es kommunal, kantonal oder national, und diese lassen Michael Strebel nicht los. Für zwei Jahre hat er praktisch seine ganze Freizeit in sein Buch gesteckt. «Es gab aber schon Phasen, in denen meine Lebenspartnerin geschaut hat, dass ich etwas anderes mache», sagt er und lacht.

Strebel kannte sich bereits vor diesem Projekt gut mit Parlamenten aus. Er ist Politikwissenschaftler und wohnt in der Stadt Solothurn. Er hat bereits für zahlreiche Parlamente gearbeitet und macht dies auch weiterhin. Bis 2020 war er beispielsweise Ratssekretär des Solothurner Kantonsparlaments.

Bei den Parlamenten in der Schweiz gibt es sehr viele Unterschiede. Jedes Parlament hat eigene Bedürfnisse und schafft sich entsprechend einen eigenen Rahmen. «Ein Beispiel vom Kanton Aargau: Die Parlamentsmitglieder dürfen sich ab diesem Jahr beispielsweise in bestimmten Fällen vertreten lassen. Das kennen nur ganz wenige Parlamente in der Schweiz.»

Einige Parlamente hätten beispielsweise noch Kleidervorschriften:

In der Deutschschweiz ist die Gemeindeversammlung das dominierende Organ. Gemeindeparlamente gibt es kaum. In der lateinischen Schweiz ist es gerade umgekehrt. In der Deutschschweiz orientiert man sich an der Grösse einer Gemeinde. «Da gibt es die Vorstellung, dass ab 10'000 Personen ein Parlament Sinn macht. In der lateinischen Schweiz geht man eher von der Frage aus, ob eine Gemeindeversammlung noch Sinn macht, also ob noch genügend  Personen daran teilnehmen. Ist das nicht der Fall, gründet man ein Parlament.»

Strebel hat rund 10'000 Dokumente untersucht und fast 600 Auskunftspersonen befragt, um sein Buch zu schreiben. Dabei hat ihn eine Historikerin unterstützt. Ihm ging es darum, sämtliche Begriffe aller Schweizer Parlamente in einem Buch zusammenzustellen und in den drei Landessprachen zu erklären. Dass über 600 Begriffe zusammenkommen, hat ihn selber überrascht.

Sogar Deutschland interessiert

Strebel wollte mit dem Buch einen Beitrag zur Parlamentsforschung leisten. «Aber es ist eigentlich für alle, die Parlamente spannend finden und auch für Menschen, die in diesem Feld arbeiten.» Neben Parlamentariern und Universitäten hat sich auch schon die Bibliothek des Deutschen Bundestags das Buch bestellt, so der Parlaments-Experte.

«Viele Parlamentarier knien sich rein»

Er schätze es, dass er dieses Buch schreiben und sich so in seiner Leidenschaft vertiefen konnte. Und ihm sei dabei etwas bewusst geworden: «19'659 Parlamentarierinnen und Parlamentarier engagieren sich in der Schweiz. Ich habe gemerkt, wie viele von ihnen sich reinknien und dass dies wohl gar nicht so wahrgenommen wird in der Öffentlichkeit. Dabei haben sie sich eigentlich Anerkennung verdient.»

veröffentlicht: 12. Februar 2023 13:56
aktualisiert: 13. Februar 2023 09:05
Quelle: 32Today

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