Die Stadt Langenthal möchte das Verkehrsaufkommen im Stadtzentrum reduzieren. Im geplanten «Entwicklungskonzept Stadtzentrum» sind Massnahmen wie gezielte Lenkungsmassnahmen, ein neues Temporegime und bauliche Veränderungen vor. Bei den Mitgliedern der Stadtvereinigung löst dieses Konzept aber Unbehagen aus, wie sie in einer Mitteilung schreiben. Sie befürchten, dass die vorgesehenen Massanahmen zu einer praktisch verkehrsfreien Innenstadt führen würden und sie damit erhebliche Umsatzeinbussen erleiden würden. Deshalb hat die Stadtvereinigung vor einem Jahr eine entsprechende Petition bei der Stadt eingereicht.
Niemand will die Situation bewusst verschlechtern
Vor kurzem trafen sich nun Vertreter der Stadt und der Stadtvereinigung zu einer Aussprache. Dabei versicherte der Stadtpräsident Reto Müller den Ladenbesitzern, dass niemand im Gemeinderat die Absicht habe, die aktuelle Situation bewusst zu verschlechtern. «Wir alle haben das gleiche Ziel: Die Schaffung eines attraktiven Stadtzentrums, das vom überbordenden Durchgangsverkehr entlastet wird», betonte Müller. Der damit entstehende Freiraum soll für Aktivitäten genutzt werden, die für eine längere Aufenthaltsdauer der Besucher sorgen.
Keine Willkommenskultur
Die Detaillisten blieben aber skeptisch, wie viele Voten während der Aussprache zeigten. Dass mit einer ersten Massnahme der Schwerverkehr aus dem Zentrum entfernt wurde, wurde begrüsst. Bemängelt wurde jedoch, dass die Signalisation mangelhaft und für die Chauffeure zu spät erkennbar sei. Weiter wurde kritisiert, dass in Langenthal keine «Willkommenskultur» herrsche. «Bei der ganzen Übung dürfen wir auf keinen Fall signalisieren, dass wir in Langenthal keine Autos oder Kunden mit Autos mehr wollen. Alle Verkehrsteilnehmer sind in unserer Stadt willkommen», warnte beispielsweise SVP-Stadtrat Michael Schenk, Inhaber eines Blumenladens.
Unflexible Stadtverwaltung
In der Aussprache wurde auch die fehlende Flexibilität der Stadtverwaltung bemängelt. Als Beispiel dafür wurde die Nutzung der Aussenräume in der Marktgasse für zusätzliche Gastro-Angebote erwähnt. Stadtvereinigungs-Präsident Peter Frei zeigte sich diesbezüglich ungehalten und wies darauf hin, dass in dieser Angelegenheit seit längerer Zeit Stillstand herrsche. Dies, obwohl die Stadtvereinigung mehrfach auf diese Problematik hingewiesen habe. Diesbezüglich vermisse er beim Gemeinderat und der Stadtverwaltung eine gewisse Entschlossenheit und Entscheidungsfreudigkeit, kritisierte Daniel Bader von der Bader AG.
Lösungsfindung wird schwierig
Die Aussprache machte deutlich, dass sich die Suche nach einer akzeptablen Lösung, mit der alle Beteiligten gut leben können, nicht einfach wird. Reto Müller zeigte sich jedoch offen für die Bedenken der Detaillisten und sicherte ihnen zu, dass man ihre Argumente entgegennehme. Gleichzeitig machte er klar, dass noch keine definitiven Entscheide gefällt worden seien und man auch weiterhin das Gespräch mit den Mitgliedern der Stadtvereinigung suchen werde. So solle spätestens in einem Jahr eine weitere Aussprache folgen.
(mgt/ma)
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