Hühnerhaltung boomt – doch nicht alle halten die Tiere richtig

Kennst du jemanden, der Hühner hält? Wäre kein Wunder. Denn: In der Schweiz gibt es schätzungsweise über 70'000 private Hühnerhaltungen – Tendenz steigend. Die Pandemie habe einen Haustier-Boom mit sich gebracht, erklärt Lucia Oeschger, Biologin beim Schweizerischen Tierschutz (STS). «Wir vermuten, dass bei Hühnern insbesondere der Selbstversorgungs-Gedanke ausschlaggebend ist.»

Das grosse Problem: Die Hühner von privaten Halterinnen und Haltern werden nicht immer artgerecht gehalten. Um die Bevölkerung über artgerechte Hühnerhaltung aufzuklären, lanciert das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) gemeinsam mit dem STS die Informationskampagne «So halten Sie Hühner richtig». Über eine Webseite, auf sozialen Medien und in einer Broschüre, die über den Fachhandel verteilt wird, soll über die arttypischen Bedürfnisse von Hühnern informiert werden.

Hühner benötigen genügend Auslauf

«Wir merken, dass die Leute noch zu wenig wissen über die arttypische Haltung von Hühnern und wie man dieser gerecht wird», erklärt Brigitte Stuber, Tierärztin und wissenschaftliche Mitarbeiterin beim BLV. Die Grösse des Hühnerstalls sei ein häufiger Fehler. «Die Ställe sind oft zu klein und nicht hühnergerecht eingerichtet. Auch die Volieren fehlen häufig», erklärt Oeschger.

Letztere sei besonders zum Schutz vor Seuchen wie der Vogelgrippe wichtig. «Eine Voliere muss mit Gittern geschützt sein, damit keine Vögel eindringen können», so die Tierärztin. Wegen der Seuche ist auch die Registrierung der Hühner bei der kantonalen Koordinationsstelle Pflicht. So kann der Veterinärdienst beim Auftreten einer Seuche wie der Vogelgrippe rasch über Massnahmen informieren.

Dass es im Handel nicht gesetzeskonforme Ställe zu kaufen gibt, erachtet Oeschger als «grosses Problem»: «Wir haben entsprechende Geschäfte immer wieder darauf hingewiesen und bieten auch Schulungen an, damit nur noch gesetzeskonforme und möglichst tierfreundliche Hühnerställe verkauft werden.» Aus Sicht des STS seien nun die Händler am Zug. Interessierten Personen empfiehlt Oeschger, einen Hühnerstall nicht übers Internet, sondern in einem seriösen Stall zu kaufen – und sich vorher umfassend beraten zu lassen.

Nicht alles Fressen ist für die Allesfresser geeinigt

Nicht nur vor der Vogelgrippe müssen Hühner geschützt werden. Auch Parasiten wie die Rote Vogelmilbe können den Hühnern – insbesondere Jungtieren oder brütenden Hühnern – gefährlich werden. Hygiene und Sauberkeit im Stall und Auslauf sind daher besonders wichtig, betont Tierärztin Lucia Oeschger. «Man sollte mindestens zwei Mal täglich – idealerweise morgens und abends – nach seinen Hühnern sehen.» Kranke Tiere wirkten matt oder apathisch. Im Zweifelsfall sollte ein Tierarzt beigezogen werden.

Auch die Ernährung ist für Hühner wichtig. «Nur weil sie Allesfresser sind, tut ihnen nicht alles gut», betont Tierärztin Brigitte Stuber. Alles, was vom Esstisch der Menschen stamme, sei generell nicht empfohlen für Hühner. «Insbesondere Legehennen benötigen ein konzentriertes Futter, damit sie Eier legen und gesund bleiben», erklärt Stuber. Zudem seien die Tiere sehr neugierig und würden ständig ihre Umgebung nach Fressbarem absuchen. «Sie essen leidenschaftlich gerne Körner. Aber sie suchen auch nach Insekten, Würmer und Schnecken.» Auch deshalb sei genügend Auslauf mit Entdeckungsmöglichkeiten für die Tiere wichtig.

Generell raten das BLV und der STS, sich nicht spontan Hühner anzuschaffen, sondern den Kauf sorgfältig zu planen. Denn: Die Tiere können bis zu zehn Jahre alt werden. «Hühnerhaltung ist ein anspruchsvolles Hobby», betont Lucia Oeschger. «Man muss täglich mindestens zwei Mal nach ihnen sehen, um auch langfristig Freude an ihnen haben zu können.»

Sämtliche Informationen zur richtigen Hühnerhaltung findest du auf der Webseite huehnerrichtighalten.ch.