Wegen Putin-Vertrautem

Mehrere Angestellte der Gazprombank Schweiz kommen vor Gericht

28.02.2023, 16:45 Uhr
· Online seit 28.02.2023, 16:45 Uhr
Nächste Woche stehen Mitarbeitende der Gazprombank Schweiz in Zürich vor Gericht. Sie sollen im Umgang mit einem Bankkunden Sorgfaltspflichten verletzt haben. Der Kunde gilt als Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putin.
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Die Staatsanwaltschaft des Kantons Zürich wirft dem CEO der Gazprombank Schweiz (GPBS) sowie drei weiteren Angestellten mangelnde Sorgfalt bei Finanzgeschäften vor. Dies geht aus der Anklageschrift hervor, über die Tamedia-Zeitungen am Dienstagnachmittag online berichteten und die der Nachrichtenagentur Keystone-SDA vorliegt. Die Staatsanwaltschaft beantragt für alle Beschuldigten eine bedingte Freiheitsstrafe von je sieben Monaten.

Bei den Beschuldigten des Prozesses, der am 8. März am Bezirksgericht Zürich stattfinden wird, handelt es sich neben dem CEO um zwei weitere Geschäftsleitungsmitglieder sowie einen Kundenberater.

Den Bankern wird vorgeworfen, von 2014 bis 2016 eine Geschäftsbeziehung mit dem russischen Cellisten und Dirigenten Sergey Roldugin geführt zu haben, obwohl sie gewusst haben oder zumindest hätten merken müssen, dass dieser unmöglich der tatsächliche wirtschaftlich Berechtigte an den Vermögenswerten in Millionenhöhe gewesen sein konnte.

Der Cellist, der kein Geschäftsmann sein will

Roldugin gilt laut zahlreichen Medienberichten als Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Er soll sogar Patenonkel von Putins Tochter sein.

Gleichzeitig ist laut Anklage schon seit längerer Zeit bekannt, dass Putin über enorme Vermögenswerte verfügt, welche von ihm nahestehenden Personen verwaltet werden. Offiziell verfügt Putin nur über relative geringe Einkünfte und Vermögen. Aufgrund dieser Umstände hätte die GPBS bei Roldugin gemäss Staatsanwaltschaft erst recht ganz genau hinschauen müssen - was aber nicht geschehen sei.

Roldugin war bei der Bank als wirtschaftlich Berechtigter von Konten zweier Firmen mit Sitz in Panama respektive Zypern eingetragen. Über die Konten sollen Millionenbeträge geflossen sein - obwohl Roldugin 2014 gegenüber der «New York Times» sagte, er sei sicherlich kein Geschäftsmann und besitze keine Millionen.

Bank seit Jahren im Visier der Finanzmarktaufsicht

Die GPBS hat im Oktober vergangenen Jahres angekündigt, ihre Geschäftstätigkeit einzustellen. Die Bank geriet 2016 ins Visier der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma. Gemäss Medienberichten über die «Panama Papers» soll die GPBS in illegale Geschäfte mit Offshore-Firmen verwickelt gewesen sein. Auch Roldugin und die GPBS wurden in den Dokumenten erwähnt.

2018 schloss die Finma das «Panama Papers»-Verfahren gegen die GPBS ab und attestierte der Bank schwere Mängel im Geldwäschereidispositiv. Bei der GPBS handelt es sich um eine Finanztochter des mehrheitlich staatlich kontrollierten russischen Rohstoffkonzerns Gazprom.

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(sda/log)

veröffentlicht: 28. Februar 2023 16:45
aktualisiert: 28. Februar 2023 16:45
Quelle: Today-Zentralredaktion

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