Experte klärt auf

Pestizide sind Gifte: In kontrollierter Dosis aber ungefährlich für die Gesundheit

· Online seit 30.05.2023, 11:56 Uhr
Viele unserer Lebensmittel werden täglich mit chemischen Stoffen besprüht. Isst man am Tag verschiedene Lebensmittel wie Gemüse und Früchte, hat man sogar einen ganzen Cocktail an Pestiziden. Ist das gefährlich für den Menschen? Die Antwort ist kompliziert.
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Pestizide belasten die Umwelt und schaden der Biodiversität und trotzdem werden sie in grossen Mengen für die Produktion von Lebensmitteln eingesetzt. Dass die Giftstoffe zur Zerstörung von unerwünschten Organismen und zum Schutz der Landwirtschaft dienen, ist wissenschaftlich gut belegt. Doch wenn es darum geht, ob sie der menschlichen Gesundheit schaden, wird es kompliziert.

Eine gewisse Menge an Pestiziden ist nicht schlimm

Dass Pestizide giftig sind, ist unumstritten, denn ansonsten wären sie wirkungslos. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie zwangsläufig der menschlichen Gesundheit schaden. Denn es kommt darauf an, wie gross die Menge an Pestiziden ist, die in den menschlichen Körper gelangt.

Diese Menge wird von Toxikologen mithilfe von Tierstudien abgeschätzt und nennt sich Grenzwert. Der Grenzwert ist die Menge eines Pestizids, die selbst dann nicht krank macht, wenn man sie ein Leben lang zu sich nimmt. «Dieser Grenzwert wird in Milligramm Pestizid pro Kilogramm Körpergewicht angegeben, was bedeutet, dass ein Erwachsener eine grössere Dosis an Pestiziden zu sich nehmen kann als ein Kind», erklärt Lothar Aicher vom Schweizerischen Zentrum für Angewandte Humantoxikologie (SCAHT) der Universität Basel.

Der Pestiziden-Cocktail

Gemäss den Erklärungen von Aicher wird die Giftigkeit jedes Pestizids einzeln getestet. Isst man jedoch einen Salat mit Karotten, Tomaten und Gurke, hat man automatisch mehrere Pestizide intus – ein sogenannter Pestiziden-Cocktail. Zur Frage, ob sich die einzelnen Pestizide in ihrer Wirkung gegenseitig verstärken können, sagt Aicher: «Beispiele für solche Mischungseffekte gibt es in der Fachliteratur nur wenige. Die dazu beobachteten Effekte sind klein und hauptsächlich bei Pestiziden zu beachten, die in der Schweiz nicht mehr zugelassen sind.»

Trotzdem wird die Toxikologie dafür kritisiert, dass sie nur Einzelsubstanzen testet und keine Kombinationen verschiedener Pestizide. «Alle Kombinationen von Pestiziden zu testen ist nicht machbar. Die Anzahl an möglichen Kombinationen wäre viel zu gross und es wären viele zusätzliche Tierstudien notwendig. Das möchte keiner», erklärt Aicher. Allerdings werde das Thema von den Toxikologen sehr ernst genommen. Um die Sicherheit von Pestizidmischungen besser beurteilen zu können, versuchen sie durch tierfreie Forschungsmethoden ihr Wissen zu erweitern. Damit wollen sie die Sicherheit von Pestizidmischungen besser beurteilen können.

Soll man das Gemüse und die Früche waschen?

«Apfel waschen!», heisst es, um sich vor solchen Schäden zu schützen. Doch werden die chemischen Stoffe dadurch wirklich entfernt?

«Grundsätzlich sind Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln in gewissen Mengen (die nach heutigem Wissen als gesundheitlich unbedenklich gelten) zugelassen», sagt Aicher. Durch Stichprobenkontrollen stellt das Amt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) sicher, dass die gesetzlich zulässigen Rückstands-Höchstgehalte nicht überschritten werden. Sodass Konsumentinnen und Konsumenten beim Verzehr von Lebensmitteln nicht gefährdet sind.

Kontrollen haben gezeigt, dass zum Beispiel Gemüse und Gewürze aus Asien immer wieder hohe Pestizidgehalte aufweisen und bemängelt werden müssen. Jedoch gälte grundsätzlich, dass man Obst und Gemüse vor dem Verzehr waschen sollte. Beim Schälen von Obst und Gemüse sollte man bedenken, dass dabei wertvolle Pflanzenstoffe verloren gehen.

(pch)

veröffentlicht: 30. Mai 2023 11:56
aktualisiert: 30. Mai 2023 11:56
Quelle: PilatusToday

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