Quelle: 32Today / Devin Schürch / Jael Fischer
Lukas Golder ist Politologe und Co-Leiter des führenden Forschungsinstituts zu Politik und Kommunikation, «gfs Bern». Wir haben mit ihm über den Sinn von Wahlplakaten gesprochen, was diese ausmachen, wie man mit ihnen Erfolg haben kann und welche Besonderheiten der Kanton Solothurn im Bezug auf die für viele störende Plakatierung aufweist.
Herr Golder, braucht es Wahlplakate überhaupt?
Langfristig ist es natürlich nicht wünschenswert, dass bei jeder noch so kleinen Wahl oder Abstimmung überall Wahl- und Abstimmungsplakate hängen. Da geht es auch um das Thema Verkehrssicherheit, die durch die vielen Plakate eingeschränkt wird. Andererseits ist die Plakatierung angesichts der aktuellen Masse an Kandidierenden für einen kurzen Zeitraum tolerierbar.
Was macht denn aus Ihrer Sicht ein gutes Wahlplakat aus?
Meiner Meinung nach geht es bei Werbeplakaten viel mehr um das Gesicht auf dem Plakat, als um den Inhalt darauf. Wir sind es gewohnt, uns mit Gesichtern zu unterhalten, deswegen sind gute Fotos sehr wichtig, um die Distanz zu den Wählenden möglichst gering zu halten.
Viele Kandidierende klagen über zerstörte Plakate. Wer sind denn die Übeltäter? Wer macht sowas?
Ich glaube, dass wir in einer sehr politisch polarisierten Gesellschaft leben. Politische Gegner stören sich an den Plakaten der Konkurrenz und zerstören diese dann aus Wut vor der Person oder den Inhalten.
Die #Wahlplakate von #Nationalratskandidat Markus Dietschi aus #Selzach werden zerstört. Der #Politiker wird nun #kreativ.#32Today #Mittelland #Wahlen2023 #Vandalismus #Kunst https://t.co/LKeFQUUWgr
— 32Today (@32Today_) September 27, 2023
Manchen Politikerinnen und Politikern scheint der Vandalismus aber auch gar nicht so ungelegen zu kommen.
So ein Plakat ist ja immer ein Weg, um auf sich aufmerksam zu machen, ähnlich wie man es auf Social Media auch tun kann. Dann kann man natürlich laut poltern im Netz und sich so weitere Reichweite verschaffen.
Und nach den Wahlen? Was passiert mit den Plakaten?
Es gibt von Kanton zu Kanton klare Regeln darüber, was nach den Wahlen mit den Plakaten passiert. Der Kanton Solothurn hat da sehr strenge Regeln. Strenger, als zum Beispiel der Kanton Bern. In Solothurn ist das sogar ein recht grosses Streitthema.
Wieso denn ausgerechnet im Kanton Solothurn?
Hier sind alle wichtigen Parteien auf kleinstem Raum vertreten und es herrscht ein enormer Konkurrenzkampf um jede einzelne Stimme. Deshalb wird hier, so scheint es, auch viel extremer plakatiert. Der Kanton Solothurn ist schon eine Art heisses Pflaster. Und der Übergang von Land zu Stadt ist hier viel fliessender als in Bern, wo die Rollen klar verteilt sind.
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