Eishockey-WM

Nati-Fan «Vobi»: «Wir ‹putzen› die Deutschen weg»

· Online seit 25.05.2023, 13:18 Uhr
Peter «Vobi» von Ballmoos begleitet die Schweizer Eishockey-Nati seit über 30 Jahren an jede WM. Der Könizer organisiert jedes Jahr die Reisen seiner Fangruppe «Willifans». Im Interview spricht er über Begegnungen mit Spielern, kuriose Reisen und seine schönste WM.
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Today-Redaktion: Ist Ihnen das Begleiten der Nati in all den Jahren nie verleidet?

Peter «Vobi» von Ballmoos: Doch, solche Gedanken hatte ich auch schon. Vor allem bei Trainerwechseln, gerade nach Ralph Krueger, brauchte es manchmal schon Motivationsschübe. Im Moment stellt sich diese Frage aber gerade noch nicht.

Gibt es eine WM, die Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben ist?

Jene von 2013, mit der Silbermedaille, war sehr speziell. Das war wirklich ein Erlebnis, mit all diesen Leuten. Ich habe am Finalwochenende zwar nicht viel geschlafen, weil ich etliche Anfragen bezüglich Tickets erhalten habe. Auch die Heimreise war speziell: Normalerweise bin ich immer mit dem Schiff oder dem Zug gereist, nie mit dem Flugzeug. 2013 bin ich von meinen Kollegen der Reisegruppe fast dazu genötigt worden, das Flugzeug zu nehmen, weil wir mit dem Teamcharter mitreisen konnten. Da brauchte ich dann am Flughafen in Zürich eine Stunde, um etwas runterzukommen und alles Revue passieren zu lassen. Das war eindrücklich.

2014, als die WM in Belarus stattfand, war die grosse Frage, ob wir dorthin gehen oder die WM boykottieren sollen. Im Nachhinein waren wir froh, dass wir gegangen sind und diesen Leuten dort eine Freude machen konnten. Sie haben keine Möglichkeit, an eine WM im Ausland zu gehen. Das war eine Riesenstimmung.

Was hat sich in Sachen Organisation in den mehr als 30 Jahren verändert?

Die Ticketpreise sind aus verschiedenen Gründen extrem gestiegen. Die ganze Organisation und Planung ist schwieriger geworden. Vor 15 Jahren war es die Ausnahme, dass wir in den Viertelfinal kommen. Da sind jeweils viele aus der Reisegruppe nach der ersten Woche heimgereist. Das ist jetzt anders, viele kommen erst in der zweiten Woche, weil man den Viertelfinal schon fast einrechnen kann. In unserer Fangruppe hat es Leute, die seit 25 bis 30 Jahren dabei sind. Das hat sich gut eingespielt.

Können Sie uns eine Anekdote aus dieser langen Zeit erzählen?

1999, als die WM in Norwegen war, sind wir zu zwölft mit dem Zug angereist. In Hamburg haben wir den Anschluss verpasst. Als wir den Kontrolleur mehrmals gefragt haben, wie es weitergeht, hat er jeweils nur gesagt: «Wir bleiben am Ball.» Dieser Satz ist bei uns zu einem geflügelten Wort geworden, auch wenn es nicht zu unserem Sport passt. Irgendwie haben wir es dann nach Göteborg geschafft und dort haben wir drei Taxis gebucht, um nach Oslo zu fahren. Die sechsstündige Fahrt in die Morgensonne hinein war sehr schön.

Die Begegnungen mit Spielern sind auch immer schön. Wenn man einen Spieler oder ein Staff-Mitglied in der Stadt sieht, grüsst man natürlich, aber geht nicht gleich ein Autogramm holen oder macht ein Foto. Das ist ja ihre Freizeit. Ich habe von anderen Ländern gehört, wo das nicht geht und die Spieler völlig abgeschirmt werden. Das ist bei uns anders, wir haben einen guten Draht zu den Spielern.

Kennen die Spieler und Trainer Sie mittlerweile, da Sie schon so lange dabei sind?

Mit dem Namen kennt mich praktisch niemand, höchstens mit meinem Übernamen «Vobi». Aber vom Gesicht her kennt man mich schon. Mit «Fischi» (Patrick Fischer, der Nati-Trainer, Anm. d. Red.) hat ab und an ein Austausch stattgefunden, er kennt mich. Was ich jeweils schön finde, ist, wenn ein Spieler nach dem Match vorbeiläuft und einem kurz die Hand schüttelt. Diese kleinen Zeichen der Wertschätzung bedeuten mir viel.

Was trauen Sie der Schweizer Nati an dieser WM noch zu?

Ich traue diesem Team viel zu. Die Mannschaft harmoniert, geht füreinander, das spürt man. Wenn jemand einen Fehler macht, wird das aufgefangen und wenn es ein Gegentor gibt, heisst es nicht: «Jetzt haben wir schon wieder eines bekommen.» Man fängt sich wieder, das ist ein gutes Zeichen. Dass man gegen Lettland verloren hat, finde ich nicht tragisch. Es ist eher ein Zeichen, dass es nicht immer ganz so einfach geht. Beim Match gegen Deutschland habe ich keine Angst. Natürlich gibt es wieder Leute, die schreiben, dass wir sowieso verlieren werden. Diese pessimistische Einstellung habe ich gar nicht gern. Das zeigt nur, dass der Glaube nicht da ist. Es braucht die Einstellung: «Wir ‹putzen› die Deutschen weg.»

veröffentlicht: 25. Mai 2023 13:18
aktualisiert: 25. Mai 2023 13:18
Quelle: BärnToday

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