Frauenfussball im Aufschwung

Immer mehr Solothurner Fussballerinnen – doch es gibt noch viel zu tun

25.02.2024, 13:54 Uhr
· Online seit 25.02.2024, 07:32 Uhr
Der Frauenfussball boomt in der Schweiz. Auch beim Solothurner Fussballverband freut man sich über steigende Spielerinnenzahlen und immer mehr Vereine. Trotzdem bleiben die Herausforderungen gross. Die Europameisterschaft 2025 soll den positiven Trend verstärken.
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«Männerfussball und Frauenfussball sind zwei unterschiedliche Sportarten», sagt Albine Sulejmani vom Solothurner Fussballverband. Sie ist dort im Vorstand tätig und sie ist die Präsidentin der Frauenfussballkommission. «All jene, die immer sagen, sie könnten Frauenfussball nicht schauen, weil er so langsam sei, sollen den Männerfussball doch mal vergessen. Schaut den Frauenfussball mit anderen Augen an.»

Frauenfussball-Boom auch im Mittelland

Der Frauenfussball hat in der Schweiz in den letzten Jahren einen richtigen Boom erlebt. Das hätten sie auch beim Solothurner Fussballverband festgestellt – vor allem bei den Juniorinnen, sagt Sulejmani. «Wir haben vor einem Jahr sieben Teams gehabt, heute haben wir schon 14 Teams im Juniorinnenbereich. Das ist ein Wahnsinnsanstieg. Das hätten wir uns nie erträumt im Vorstand.»

Der Einfluss von Social Media

Die Gründe dafür sieht Albine Sulejmani vor allem in der steigenden Attraktivität der Fussballs im Allgemeinen und des Frauenfussballs im Besonderen bei Mädchen und Frauen. Die Spiele werden in den Medien übertragen und im letzten Sommer konnte man die ganze Frauen-WM live mitverfolgen. Gerade bei den Jungen sei aber sicher auch Social Media wichtig. «Schweizer Nationalspielerinnen wie Alisha Lehmann sind dort sehr aktiv. Die jungen Frauen sehen dort, was die Spielerinnen machen, wo sie Fussball spielen oder wie erfolgreich sie sind.» So seien die Vorbilder präsenter als noch vor ein paar Jahren. «Da überlegt man sich als junges Mädchen vielleicht eher mal: ‹Hey, da könnte ich doch auch mal Fussball spielen gehen›».

Fast zehn Mal mehr Männer als Frauen

Beim Solothurner Fussballverband sind knapp 10'000 Männer in 57 Vereinen als Spieler registriert. Bei den Frauen sind es knapp 1200 Spielerinnen und 14 Vereine mit reinen Frauenteams. Lange nicht jeder Fussballverein in der Region hat also auch eine Frauen-Abteilung. Das sei aber auch nicht nötig, sagt Albine Sulejmani. «Bei den Mädchen ist es schwieriger, als einzelner Verein ein Team aufzubauen. Wir vom Verband empfehlen deshalb, man solle sich zusammentun mit Nachbargemeinden und anderen Vereinen. So hat man eine grössere Auswahl an möglichen Spielerinnen.»

Potential in Grenchen und Olten

Auch regional gäbe es grosse Unterschiede, sagt Sulejmani weiter. Es gebe Hotspots wie die Region Solothurn, wo es viele Frauenfussballteams gebe. Auch in Attiswil gäbe es in jeder Kategorie eine Frauenmannschaft. Potential sieht die Präsidentin der Frauenfussballkommission in Grenchen und vor allem in Olten. «Olten ist eine sehr grosse Stadt. Trotzdem gibt es dort leider nur wenige Teams.»

Leuchtturmverein wie YB oder FCB fehlt

Beim Frauenfussball steht der Solothurner Verband im Schweizweiten Vergleich eher im hinteren Teil der Rangliste. «Man merkt aber halt auch immer wieder, dass wir eine sehr kleine Region sind mit einem sehr langen Kantonsgebiet, was nicht immer einfach ist.» Albine Sulejmani zieht zum Vergleich die Region Basel hinzu, wo es sehr viele Menschen und damit auch viele interessierte Mädchen und Frauen gäbe. «Es fehlt im Solothurner Verband halt an einem Leuchtturmverein. Das ist aber bei den Frauen und den Männern so. Der FC Solothurn als erfolgreichster Club in der Region ist trotzdem nicht wirklich bekannt.»

Einige Frauenteams leider verschwunden

Einige regionale Frauenfussballteams seien in den letzten Jahren auch verschwunden, sagt Sulejmani. «Die Frauenteams des FC Gerlafingen, von Welschenrohr oder Mümliswil gibt es nicht mehr. Der FFC Zuchwil spielte vor ein paar Jahren lange in der Nationalliga A. Heute gibt es auch diesen Verein nicht mehr.» Die Gründe sieht Sulejmani im fehlenden Nachwuchs bei diesen Vereinen. Die Spielerinnen, die aufgehört haben, hätten nicht ersetzt werden können.

«Tag des Mädchenfussballs» im Sommer

Als Präsidentin des Frauenfussballkommission sei es ihre Aufgabe, mehr Frauen und Mädchen für den Fussball begeistern zu können und die bestehenden Teams zu erhalten, sagt Albine Sulejmani. Zusammen mit ihren beiden Kolleginnen in der Kommission planen sie für den kommenden Juni einen «Tag des Mädchenfussballs» zu organisieren. Dazu gehöre auch die überregionale Förderung des Frauenfussballs und die Suche nach Schiedsrichterinnen zu ihren Aufgaben. Davon gebe es aktuell leider nur deren zwei.

Europameisterschaft 2025 soll positive Wirkung zeigen

Albine Sulejmani hofft, dass der aktuell positive Trend beim Frauenfussball anhält und dass sie in der Region die bestehenden Teams behalten können. Dabei erhofft sie sich auch eine positive Wirkung durch die Europameisterschaft, welche im kommenden Jahr in der Schweiz durchgeführt wird. «Wir hoffen, dass das Turnier uns mehr Spielerinnen bringt und auch sonst mehr Unterstützung für den Frauenfussball.»

Nur 4 Millionen für Frauen-EM

Der Bund unterstützt die EM mit 4 Millionen Franken. Das ist für ein Turnier dieser Grösse ein verhältnismässig kleiner Betrag. Damit fühlt sich auch Albine Sulejmani etwas im Stich gelassen. Sie hätte gehofft, dass auch die regionalen Verbände von der Unterstützung profitieren könnten – zum Beispiel durch einen finanziellen Betrag an den geplanten «Tag des Mädchenfussballs». Dafür sähe es nun eher schlecht aus. «Eine Europameisterschaft kostet nun mal halt viel Geld. Durch die kleine Unterstützung des Bundes fühlt man sich nun etwas gebremst im Engagement. Und wenn man es vergleicht mit den Männern, dann tut das noch viel mehr weh.» Die Fussball Europameisterschaft der Männer 2008 wurde vom Bund mit rund 80 Millionen Franken unterstützt.

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veröffentlicht: 25. Februar 2024 07:32
aktualisiert: 25. Februar 2024 13:54
Quelle: 32Today

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