Vor der WM

Sportchefin beim FC Solothurn: «Frauenfussball ist ehrlicher»

· Online seit 19.07.2023, 05:51 Uhr
Noch immer wird der Frauenfussball, nicht nur in der Schweiz, besonders von vielen Männern belächelt. Nicht schnell genug, nicht attraktiv genug. Die Liste der Vorurteile gegenüber dem Frauenfussball liesse sich noch ewig weiterführen. Wir haben uns bei der Bevökerung umgehört und eine Expertin dazu befragt.

Quelle: 32Today / Jael Fischer / Selina Koch / Devin Schürch

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Die Bernerin Aline Stöckli hat zehn Jahre für das Frauenfussballteam des BSC YB gespielt und ist seit Januar 2023 als Sportchefin für den FC Solothurn tätig, dessen Frauenfussballerinnen in der Nationalliga B an den Start gehen. Im Interview sprach Radio 32 mit ihr über die aktuelle Situation im Schweizer Frauenfussball, wie die Zukunft aussehen könnte sowie über die anstehende Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland und was man dort von der Schweizer-Nati erwarten kann.

Professionelle Strukturen fehlen

Trotz der Steine, die den Frauen auch noch heute in den Weg gelegt werden, entwickelt sich der Frauenfussball weltweit rasant weiter. Auch in der Schweiz? Stöckli meint, dass hierzulande noch viel Potential nach oben vorhanden sei: «Die wenigsten Spielerinnen in der Women`s Super League sind Profis. Fast alle gehen neben dem Sport noch einem geregelten Beruf nach, studieren, oder gehen teilweise noch zur Schule. Es fehlen professionelle Strukturen in den Vereinen. Da ist man in anderen Ländern schon viel weiter und es wird enorm schwer diese Lücke in kurzer Zeit zu schliessen.»

Aber was braucht es, damit sich der Frauenfussball in der Schweiz weiterentwickeln kann? «Wir bewegen uns schon in die richtige Richtung.», findet Stöckli. Es fehle jedoch noch an der medialen Präsenz. Der Frauenfussball sei noch viel zu wenigen Menschen geläufig, junge Frauen hätten keinen Zugang zum Sport, sodass es an der Breite fehle. Man befinde sich noch immer in der Entwicklungsphase. Teilweise sei die Erwartungshaltung aber auch viel zu gross: «Wir haben nicht dieselbe Geschichte wie der Männerfussball. Man darf einfach nicht dasselbe erwarten. Wichtig ist, dass wir es schaffen die Masse zu erreichen. Andere Länder machen das aktuell vor.»

«Im Männerfussball steckt zu viel Geld»

Was kann denn der Männerfussball vom Frauenfussball lernen? Auch hier hat Stöckli eine klare Meinung: «Der Frauenfussball ist einfach noch ehrlicher. Es hat noch mehr mit dem ursprünglichen Spiel zu tun. Im Männerfussball steckt zu viel Geld. Ich hoffe, dass es im Frauenfussball nie soweit kommen wird. Die Verhältnisse müssen einfach stimmen.»

Aber eigentlich stört die ehemalige YB-Spielerin der ewige Vergleich mit dem Männerfussball: «Man muss endlich von dieser Denkweise wegkommen. In anderen Sportarten vergleicht man ja auch nicht die Leistungen der Frauen mit denen der Männer.» Deshalb hat sie auch eine klare Botschaft an die Männer, die den Frauenfussball noch immer belächeln: «Da bringt es doch gar nichts mehr mit denen zu diskutieren, denn man stösst ohnehin nur auf taube Ohren. Bleibt doch einfach zu Hause, wenn ihr nichts beizutragen habt.»

«Diesmal muss der Viertelfinal drin liegen»

Mit Blick auf die anstehende Fussballweltmeisterschaft in Australien und Neuseeland, die am Donnerstag startet, hat die Bernerin grosse Erwartungen an die Schweizer-Nati: «Klar, das Team hat es bislang nie über den Achtelfinal hinaus geschafft. Aber dieses Mal muss der Viertelfinal einfach drin liegen. Das würde auch dem Frauenfussball hierzulande einen riesigen Schub geben, davon bin ich überzeugt.»

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veröffentlicht: 19. Juli 2023 05:51
aktualisiert: 19. Juli 2023 05:51
Quelle: Radio 32

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