Mit dem Final zwischen Spanien und England ging am Sonntag in Deutschland ein einmonatiges Fussballfest zu Ende. Während sich das Team um Murat Yakin nun zwei Jahre gedulden muss, bis mit der WM 2026 in Mexiko, Kanada und den USA – sollte sich die Schweiz denn qualifizieren – der nächste Grossanlass auf dem Programm steht, dauert die Wartezeit für die Fans nur ein Jahr. Mit der Europameisterschaft der Frauen steht im Sommer 2025 nämlich das nächste Fussballfest an – und zwar in der Schweiz.
Die sportlichen Vorbereitungen laufen
Heute Abend trifft die Schweizer Nationalmannschaft der Frauen Aserbaidschan (19 Uhr). Die Partie markiert den Abschluss der EM-Qualifikation, in der es für die Schweiz resultatemässig eigentlich um nichts ging, da sie als Gastgeberin automatisch für die Europameisterschaft 2025 im eigenen Land qualifiziert ist.
Dass die Spiele gegen Ungarn, die Türkei und Aserbaidschan reinen Testcharakter haben, stimmt aber nicht ganz – über die Qualifikation, in der die Schweiz in der Gruppe 1 bereits als Siegerin feststeht, gelang dem Team um Pia Sundhage nämlich auch der Wiederaufstieg in die höchste Liga der Nations League.
Gerade im Hinblick auf das Heimturnier macht diese Rückkehr Hoffnung. Nach dem Sieg gegen die Türkei am vergangenen Freitag betonte die schwedische Trainerin Pia Sundhage, dass in der Nati ein guter Mix bestehe: «Die Mischung zwischen jungen und erfahrenen Spielerinnen ist der Schlüssel zum Erfolg», sagte sie, nachdem mit Sydney Schertenleib (17) und Ana-Maria Crnogorcevic (33) zwei Spielerinnen getroffen haben, zwischen denen ein Altersunterschied von 16 Jahren liegt.
Dass die 158(!)-fache Nati-Spielerin Crnogorcevic gegen die Türkei mit einem Tor und einem Assist eine entscheidende Rolle spielte, ist keine Selbstverständlichkeit. Nachdem sie von der vorherigen Trainerin Inka Grings kurzzeitig aus dem Kader verbannt wurde, plagten sie in den letzten Monaten immer wieder gesundheitliche Probleme. Nun scheint sich die Spielerin von Atletico Madrid definitiv wieder in den Kreis der Nati gespielt zu haben.
An das Stade de la Tuilière in Lausanne, wo das heutige Spiel stattfindet, hat die Nati gute Erinnerungen. 2022 feierte das Team an selber Stätte einen 15:0-Sieg über Moldawien. Während das heutige Spiel gegen Aserbaidschan aufgrund des feststehenden Gruppensiegs nur noch Kür ist, geht es für die Nati im Hinblick auf die EM in die nächste Vorbereitungsphase, in der neben dem Finden der Startelf das Teambuilding zentral sein soll, wie Sundhage erklärt: «Der Grund, warum wir den Ball verlieren, sind Missverständnisse. Nun geht es darum, Verbindungen zwischen den Spielerinnen zu schaffen».
Noch ein Jahr bis zur Heim-EM
Mit dem Final der Männer-EM in Deutschland startete auch gleichzeitig der einjährige Countdown für das nächste grosse Fussballfest – und dieses Mal dürfen wir direkt vor der Haustüre mitfeiern.
Vom 2. bis zum 27. Juli spielen 16 Nationalteams in acht Schweizer Städten (Basel, Bern, Genf, Zürich, St.Gallen, Luzern, Thun und Sion) um den Europameisterinnen-Titel. Vor drei Jahren fand das Turnier in England statt – nachdem die Männer ein Jahr zuvor im Final gegen Italien gescheitert waren, behielten die Engländerinnen den Titel auf der Insel.
Die Tickets sind ab dem 1. Oktober erhältlich und wesentlich günstiger als an der Männer-EM in Deutschland. Zahlt man bis zum Viertelfinal zwischen 25 und 40 Franken pro Partie, sind es im Halbfinal maximal 70 Franken und um am Final dabeizusein, bezahlt man zwischen 30 und 90 Franken.
Die Sache mit dem Geld und ein bekannter Name
Im Januar hatte der Bundesrat entschieden, das Heimturnier mit vier Millionen Franken zu unterstützen. Da für die Männer-EM 2008, die sowohl in der Schweiz als auch in Österreich stattgefunden hatte, mit 80 Millionen Franken über 20-mal mehr Geld gesprochen wurde, stiess auf Kritik. Der Bund argumentierte damals, dass die Kosten für Sicherheitsvorkehrungen aufgrund der anderen Zusammensetzung des Publikums bei den Frauen-EM sehr viel weniger Beiträge beanspruchen werden.
Die Ständeratskommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur (WBK-S) beantragte daraufhin eine Erhöhung des Beitrags auf 15 Millionen Franken, die vom Parlament gutgeheissen wurde. Die zusätzlich gesprochenen Kredite seien zum einen für die Finanzierung des Kombi-Tickets für Zug und Spiel während des Turniers und die Bewerbung der EURO im Ausland vorgesehen, teilte der Fussballverband (SFV) mit.
Auch in sportlicher Hinsicht erhielt der Frauenfussball im Hinblick auf das Turnier zusätzliche Unterstützung. Der ehemalige Nati-Verteidiger Johan Djourou wird das Team in Zukunft als «sportlicher Koordinator» begleiten. Welche Aufgaben diese Position genau beinhaltet, wird sich zeigen, wie die Direktorin Frauenfussball Marion Daube erklärt: «Er begleitet und unterstützt das A-Kader auf dem Weg zur EM 2025. Es ist aber sehr offen und organisch. Wir versuchen seine Fähigkeiten, seine Power und das Know-how so einzusetzen, wie es für beide Seiten am besten passt».
Mit Trainerin Pia Sundhage und dem Koordinator Johan Djourou habe die Nati zwei Menschen an Bord, so erklärt Marion Daube, welche sich für die Anliegen des Frauenfussballs einsetzen: «Johan ist ähnlich wie Pia. Das sind Persönlichkeiten, die das aus Überzeugung machen. Die Gespräche drehten sich nicht um Geld, sondern um die Sache.»