Videos

800 Verdingkinder feiern in Thun historischen Erfolg

Entschädigung für Opfer

800 Verdingkinder feiern in Thun historischen Erfolg

16.06.2024, 08:35 Uhr
· Online seit 16.06.2024, 08:29 Uhr
Es ist ein dunkles Kapitel in unserer Geschichte – die Verdingkinder. Die Schweiz hat entschieden, dieses Kapitel aufzuarbeiten und die Opfer von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen zu entschädigen. Dieser historische Erfolg, mit Vorbildfunktion für Europa, wurde heute in Thun mit einem Sommerfest gefeiert. Rund 800 Verdingkinder waren dabei, zudem auch prominente Gesichter wie Bundesrat Beat Jans oder Musiker Marc Sway.
Anzeige

Für Guido Fluri, den Urheber der Wiedergutmachungsinitiative, ist nach Jahrzehnten der Tabuisierung heute die Geschichte der Verdingkinder integraler Teil der Schweizer Geschichte, wie er sich in einer Medienmitteilung vom Samstag zitieren lässt. Verdingkinder seien heute keine Opfer mehr, sondern Zeitzeuginnen und Zeitzeugen.

Die Überlebenden hätten aufgrund der kollektiven Aufarbeitung ein neues Selbstbewusstsein erlangt, so Fluri. Heute haben laut der Stiftung rund 12'000 Betroffene eine offizielle Anerkennung für das erlittene Leid sowie einen Solidaritätsbeitrag erhalten.

Rechtsstaat kann verbessert werden

Justizminister Jans wies in seiner Rede auf die Bedeutung der öffentlichen Anerkennung, der Aufarbeitung und auch der Solidaritätsbeiträge. Was in den letzten Jahren geschehen sei, zeige: «Unser Rechtsstaat ist alles andere als perfekt. Aber er bietet uns auch die Chance, ihn zu verbessern.»

Wenn Betroffene ihre Lebensgeschichten in die Öffentlichkeit tragen würden, schafften sie ein Bewusstsein für Unrecht, in der Schweiz, aber auch in Europa. Jans erinnerte daran, dass im Januar die parlamentarische Versammlung des Europarats für eine Aufarbeitung früherer Missbrauchsfälle an Kindern nach dem Vorbild der Schweiz gestimmt hat.

Bis 1981 waren in der Schweiz zehntausende Kinder und Erwachsene von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen oder Fremdplatzierungen betroffen. Verdingkinder wurden auf Bauernhöfen als billige Arbeitskräfte ausgebeutet, haben massive körperliche und/oder psychische Gewalt erlebt und wurden oft auch sexuell missbraucht.

(sda)

Scan den QR-Code

Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.

veröffentlicht: 16. Juni 2024 08:29
aktualisiert: 16. Juni 2024 08:35
Quelle: BärnToday

Anzeige
Anzeige
32today@chmedia.ch