Neue Hinweise

Nord-Stream-Explosion: Moskau nennt Biden einen «Terroristen»

· Online seit 09.02.2023, 12:21 Uhr
Die russische Führung hat einen Bericht über eine angebliche Beteiligung der USA an der Sprengung der Nord-Stream-Pipelines aufgegriffen und US-Präsident Joe Biden schwere Vorwürfe gemacht.
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«Biden schreibt sich in die Geschichte als Terrorist ein», schrieb der Vorsitzende des russischen Parlaments, Wjatscheslaw Wolodin, am Donnerstag in seinem Telegram-Kanal.

Er reagierte damit auf einen Bericht des US-Journalisten Seymor Hersh, wonach US-Marinetaucher für die Explosionen der Gaspipelines in der Ostsee verantwortlich seien. Das Weisse Haus hat den Bericht bereits dementiert.

Stränge im September 2022 gesprengt

Im September 2022 waren die beiden Stränge der Pipeline Nord Stream 1 und ein Strang der fertiggestellten, aber noch nicht in Betrieb genommenen Leitung Nord Stream 2 durch Explosionen so stark beschädigt worden, dass massiv Gas austrat. Die Ermittler fanden Sprengstoffspuren und gehen von Sabotage aus. Im Monat zuvor hatte Russland seine Gaslieferungen über Nord Stream 1 mit der Begründung eingestellt, die westlichen Sanktionen gegen das Land verhinderten Reparaturen an den Turbinen.

Die russische Führung steht selbst im Verdacht, hinter den Explosionen zu stehen, die die von Russland nach Deutschland führenden Pipelines Ende September schwer beschädigt hatten. Moskau wiederum hatte von Anfang die These einer Pipeline-Sabotage durch die Vereinigten Staaten vertreten.

Die laut Moskau trotz Beschädigung weiter einsatzfähige Leitung Nord Stream 2 hat bis heute keine Zulassung von deutschen Behörden erhalten. Die US-Regierung hatte in den vergangenen Jahren Deutschlands Engagement bei der Ostseepipeline Nord Stream 2 scharf kritisiert, was lange für Unmut und Ärger zwischen Berlin und Washington sorgte. Die Pipeline wurde gebaut, um russisches Gas direkt nach Deutschland zu bringen. Die USA hatten Deutschland eindringlich davor gewarnt, sich zu abhängig von russischem Gas zu machen.

Investigativ-Journalist ist sicher: USA sind schuld

Nun hat der bekannte Investigativ-Journalist Seymor Hersh in seinem Blog die These aufgestellt, US-Spezialtaucher hätten die Sprengsätze bei einer Nato-Übung im Juni an den Leitungen in der Ostsee angebracht und später - unterstützt durch Norwegen - per Fernzündung detonieren lassen.

Der 85-jährige Hersh, der vor Jahrzehnten durch die Aufdeckung des My-Lai-Massakers in Vietnam durch US-Truppen bekannt wurde, ist zuletzt aber auch immer wieder mit fragwürdigen Recherchen aufgefallen. Die Quellenlage zu Nord Stream ist ungesichert, die USA und Norwegen haben den Bericht scharf zurückgewiesen. «Das ist völlig falsch und eine vollkommene Erfindung», erklärte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates der USA, Adrienne Watson.

In Moskau hingegen wird der Bericht in Medien und Politik breit diskutiert. Nach den veröffentlichten «Fakten» sei eine internationale Aufklärung des Falls und die Bestrafung der Verantwortlichen nötig, forderte Wolodin.

«Wenn (US Präsident Harry) Truman zum Verbrecher wurde, indem er Atomwaffen gegen die Zivilbevölkerung in Hiroshima und Nagasaki einsetzte, so ist Biden zum Terroristen geworden, der den Befehl zur Zerstörung der Energie-Infrastruktur seiner strategischen Partner Deutschland, Frankreich und Niederlande gegeben hat», so der Vorsitzende des russischen Parlaments. Die Bombardierung der ukrainischen Energie-Infrastruktur durch Russland als Teil des russischen Angriffskriegs hatte Wolodin zuvor gerechtfertigt.

(sda/red.)

veröffentlicht: 9. Februar 2023 12:21
aktualisiert: 9. Februar 2023 12:21
Quelle: FM1Today

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