Kachowka

Unbekannte zerstören Damm in Ukraine – verheerende Überschwemmungen befürchtet

06.06.2023, 13:58 Uhr
· Online seit 06.06.2023, 06:55 Uhr
Der Kachowka-Damm in der Ukraine wurde am frühen Dienstagmorgen zerstört. Nun drohen den Städten und Dörfern stromabwärts verheerende Überschwemmungen. Wer für die Zerstörung verantwortlich ist, ist noch unbekannt.

Quelle: CH Media Video Unit / Ramona De Cesaris

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Was ist passiert?

Der Kachowka-Damm im russisch kontrollierten Teil der südukrainischen Region Cherson wurde in der Nacht auf Dienstag zerstört. Wie genau ist noch offen, allerdings berichten ukrainische und russische Medien von Explosionen.

Das südliche Militärkommando der ukrainischen Armee schrieb auf Facebook: «Das Ausmass der Schäden, die Geschwindigkeit und das Volumen des Wassers sowie die wahrscheinlichen Überschwemmungsgebiete werden derzeit geklärt. Alle Dienste sind in Betrieb. Die Situation wird beobachtet»

Was sind die möglichen Folgen?

Der Zeitpunkt kommt besonders kritisch: Anscheinend war der Pegelstand des Stausees zuletzt so hoch, wie schon seit 30 Jahren nicht mehr. Die ukrainischen Behörden gehen davon aus, dass die Flutwelle die ukrainische Stadt Cherson gegen Dienstagmittag erreichen könnte. Über 80 Städte und Dörfer entlang des Dnepro müssen mit Überschwemmungen rechnen.

Der Stausee dient verschiedenen Zwecken. So bezieht das grösste AKW Europas, Saporischschja, das Kühlwasser aus dem See. Weiter ist er ein wichtiger Trinkwasser-Lieferant für die Halbinsel Krim. Verheerende Folgen hat die Zerstörung des Dammes also für beide Kriegsparteien, wenn auch die Überschwemmungen zunächst vor allem die Ukraine betreffen.

Laut dem Bürgermeister der betroffenen Region könnte es zudem zu Problemen bei der Trinkwasserversorgung kommen. Dies betreffe nicht nur Cherson, sondern auch die Krim. Die 2014 von Russland annektierte Halbinsel wird mit Wasser des betroffenen Stausees beliefert.

Wer ist dafür verantwortlich?

Die Ukraine beschuldigte umgehend die russischen Besatzer, den Damm gesprengt und damit möglicherweise schwere Überschwemmungen in Kauf genommen zu haben. Moskau dementierte das und sprach von ukrainischem Beschuss, der die Schäden am Kachowka-Staudamm ausgelöst haben soll. Die Darstellungen beider Seiten liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Was sagt Selenskyj?

In einer ersten Stellungnahme sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj: «Russische Terroristen. Die Zerstörung des Staudamms des Wasserkraftwerks Kachowka bestätigt der ganzen Welt nur, dass sie aus jedem Winkel des ukrainischen Landes vertrieben werden müssen.» Selenskyj habe den Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrat einberufen.

Was sagt die EU dazu?

Bestürzt zeigte sich auch EU-Ratspräsident Charles Michel. «Schockiert über den beispiellosen Angriff auf den Nowa-Kachowka-Staudamm», schrieb er auf Twitter. «Die Zerstörung ziviler Infrastruktur gilt eindeutig als Kriegsverbrechen – und wir werden Russland und seine Stellvertreter zur Rechenschaft ziehen.» Er werde das Thema beim nächsten EU-Gipfel Ende Juni aufbringen und mehr Hilfe für die überfluteten Gebiete vorschlagen.

Was heisst das für Russlands Sitz im UN-Sicherheitsrat?

Die Ukraine stuft die Zerstörung des Kachowka-Staudamms als «grösste menschengemachte Katastrophe seit Jahrzehnten» ein. Hunderttausende bekämen in den kommenden Jahren die negativen Folgen zu spüren, warnte der Chef des Präsidentenbüros in Kiew am Dienstag in Kiew. Er bezeichnete Russland als «Terrorstaat», der seinen Angriffskrieg auf eine neue Stufe stelle. «Heute ist Russland eine globale Bedrohung.» Das Land müsse seinen Sitz im UN-Sicherheitsrat verlieren. Russland gehört dort zu den fünf Vetomächten.

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Mit Material der SDA.

veröffentlicht: 6. Juni 2023 06:55
aktualisiert: 6. Juni 2023 13:58
Quelle: Today-Zentralredaktion

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