Ukraine

Vor einem Jahr hat Russland angegriffen – 7 Fragen und Antworten zum Krieg

24.02.2023, 10:53 Uhr
· Online seit 23.02.2023, 14:10 Uhr
Am 24. Februar 2022 startete der russische Präsident Wladimir Putin die Invasion in der Ukraine. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj regiert seitdem im Militär-Outfit und trug seitdem keinen Anzug mehr. Wir fassen sieben wichtige Punkte des Kriegs zusammen.
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Wie hat der russische Angriffskrieg in der Ukraine begonnen?

Bereits Tage vor dem Marsch russischer Truppen über die Grenze berichteten Medien von einer möglichen Eskalation. Ein Grund für die Annahme: Wladimir Putin stockte die Truppen an der Grenze zur Ukraine auf. Zudem hatte Joe Biden im Voraus Information darüber, dass Russland plant, die Ukraine anzugreifen. Rund eine Woche vor der Invasion sagte der US-Präsident noch, es komme «in den nächsten paar Tagen» dazu.

In diesen Tagen versuchten Staatsoberhäupter sowie andere Politikerinnen und Politiker noch den Krieg zu verhindern. Doch am Morgen des 24. Februars 2022 lauten die Schlagzeilen: «Russland greift die Ostukraine an» oder «Videos zeigen Explosionen in der Ukraine». Das Leben im Bunker wird für viele Ukrainerinnen und Ukrainer zum Alltag, ihr Leben wird wohl nie mehr dasselbe sein wie vor diesem Tag.

Welche Konflikte gab es vor dem russischen Angriffskrieg?

Ein Konflikt zwischen der Ukraine und Russland besteht schon länger. Trotz Friedensvertrag verschlechterte sich die Beziehung der beiden Länder seit den 1990er Jahren. 2003 begann Russland mit dem Bau eines Damms und damit auch die Grenze neu zu ziehen.

Eine erste grössere Eskalation gab es bereits im März 2014, als Russland die Halbinsel Krim annektierte. Diese Annexion gilt als Beginn des Krieges zwischen den beiden Länder, schreibt die «Deutsche Welle». Einen Monat später kam es im ostukrainischen Kohlegebiet Donbass zu Konflikten. Bis Anfang 2015 kam es noch zu kleineren Offensiven, bei denen die Ukraine Gebiete verlor.

Welche Gebiete sind betroffen?

Russland startete den Angriff von seiner Grenze aus im Osten der Ukraine sowie im Süden von der annektierten Halbinsel Krim. Zudem griffen die Kräfte im Norden an, von der Grenze zu Belarus. Wenige Wochen nach Kriegsbeginn ist es Russland teilweise gelungen, sich bis zur ukrainischen Hauptstadt Kiew vorzukämpfen. Dort befindet sich auch Präsident Wolodymyr Selenskyj.

Der ukrainischen Armee gelang es, die Gebiete zurückzuerobern. Seit dem Sommer finden Kämpfe hauptsächlich im Südosten der Ukraine statt. Zudem gab es fast im ganzen Land einzelne Angriffe. Heute kommt es immer wieder zu Alarmen wegen Luftangriffen. Russland kontrolliert neben der Krim aktuell auch Teile der ukrainischen Gebiete Cherson, Saporischschja, Donezk Luahnsk und Charkiw.

Welche Verbündeten haben die Kriegsländer?

Neben Russland und der Ukraine spielen auch die Verbündeten der beiden Länder eine Rolle im Krieg – wenn auch keine aktive. Putin pflegt beispielsweise eine gute Beziehung zum belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko. Dieser betonte zu Beginn des Kriegs: «Belarus nimmt nicht an der Spezial-Operation teil». Mittlerweile soll ein geleaktes Dokument zeigen, dass Putin Belarus bis 2030 übernehmen will.

Während sich der Westen grösstenteils mit der Ukraine solidarisiert, ist die restliche Welt gespalten. Als einziges Nato-Mitglied hält die Türkei Treue zu Russland. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan agiert teilweise als Ermittler zwischen der Ukraine und Russland. Zudem gelten unter anderen China, Südafrika oder Indien eher als Unterstützer von Russland.

Welche Sanktionen gabs aus dem Westen?

Der Westen reagierte ziemlich schnell mit Sanktionen gegen Russland – zusätzlich zu denen, die schon seit 2014 bestehen: Banken frieren Vermögen von Russinnen und Russen ein, Länder verhängen Einreisesperren, Sportverbände schliessen das Land von grossen Turnieren wie der Fussball-WM aus. Zudem zogen sich grosse Namen wie McDonald's oder Starbucks aus dem Land zurück, russische Betreiber öffneten Filialen unter anderem Namen wieder.

Neben Sanktionen wurde auch aktive Unterstützung gefordert. Deutschland lieferte bereits Panzer an die Ukraine. Aus der Schweiz sind Kriegsmateriallieferungen noch nicht möglich. Hiesige Politiker sehen die Schweiz in der Pflicht, Waffen-Lieferungen an die Ukraine zu erlauben. Ihre Befürchtung: Putin stoppt die Angriffe sowieso nicht.

Wie viele flüchteten in die Schweiz?

Laut Staatssekretariat für Migration (SEM) haben heute 4,8 Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer einen Schutzstatus in einem anderen Land beantragt. Über die Hälfte davon soll sich in Russland befinden. Zusätzlich gibt es in der Ukraine selbst 5,4 Millionen Binnenflüchtlinge. In der Schweiz haben über 78'000 Personen den Schutzstatus S beantragt, den meisten wurde er gewährt. Einige seien zudem bereits wieder in ihre Heimat zurückgereist.

Das SEM teilt zudem auf Anfrage der Today-Redaktion mit, dass es bis Ende März mit 2000 bis 4000 Anträgen pro Monat rechnet. Zu Beginn des Kriegs waren es teilweise über 1500 Gesuche an einem Tag. Die Schweiz hat den Schutzstatus S rund zwei Wochen nach Kriegsbeginn aktiviert. Den Status gibt es seit der Balkankrise 1998, mit dem Ukraine-Krieg tritt er aber erstmals in Kraft. Der Schutzstatus S soll Kriegsflüchtenden schnell und unbürokratisch Schutz bieten – ohne ein ordentliches Asylverfahren.

Besteht die Gefahr von Atomwaffen?

Rund ein Jahr nachdem Russland die Ukraine angegriffen hat, hielt Putin seine Rede zur Nation. Er gibt dabei dem Westen die Schuld am Krieg. Einen Tag vor Putins Rede besuchte US-Präsident Joe Biden erstmals die Ukraine und sicherte dem Land Unterstützung zu. Der Zeitpunkt von Bidens Besuch – vor Putins Rede und ein Jahr nach Kriegsbeginn – habe zudem einen hohen symbolischen Wert.

Seit Beginn des Kriegs war immer wieder von einer möglichen nuklearen Eskalation die Rede. Experten bezweifeln dies jedoch, da der Einsatz von Atomwaffen für Russland katastrophale Folgen hätte. Dies, weil dann andere Staaten oder die Nato dann ebenfalls einschreiten wird. Bei der Rede zur Lage der Nation kündigte Putin an, den Nuklearwaffenvertrag mit den USA auszusetzen, es handle sich jedoch nicht um einen Ausstieg.

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veröffentlicht: 23. Februar 2023 14:10
aktualisiert: 24. Februar 2023 10:53
Quelle: Today-Zentralredaktion

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