Berner Bauernhöfe können vereinfacht Stellplätze für Wohnmobile anbieten

Manche mögen es nicht, andere lieben es: Camping. Während der Pandemie, als keine Möglichkeit bestand, ins Ausland zu reisen, erlebte Camping einen regelrechten Boom. Dieser Trend hält an. Im Vergleich zu den Jahren vor Corona verzeichnete der Touring Club Schweiz (TCS) 2022 eine um 43 Prozent höhere Nachfrage. Auch heute sind viele Campingplätze bereits im Voraus ausgebucht.

Eine Motion könnte Campingplätze nun entlasten. Die Berner Grossräte Samuel Krähenbühl und Samuel Leuenberger (SVP) forderten letztes Jahr einfachere Bedingungen für private Stellplätze. Soll heissen: Die gesetzlichen Grundlagen – welche im Kanton Bern bisher eine «rigide Bewilligungspraxis» beinhalteten – sollen gelockert werden. Da nicht genügend bewilligte Stellplätze vorhanden waren, campten manche Personen zunehmend wild und stellten ihre Wohnmobile an ungeeigneten Orten – beispielsweise in Naturschutzgebieten – ab.

Die Motion wurde letzte Woche verabschiedet. Das heisst, dass Wohnmobile neu von Mai bis Oktober bewilligungsfrei auf bestehenden Hofarealen in der Landwirtschaftszone abgestellt werden können. Berner Bäuerinnen und Bauern können Interessierten bis zu drei Stellplätze anbieten.

Hoffnung auf weniger Wildcamper

Wohnmobilland Schweiz freut sich über diese neue Regelung. «Die getroffene Regelung ermögliche es den bäuerlichen Betrieben, Erfahrungen mit dem Betrieb von Stellplätzen für Wohnmobile zu sammeln, ohne sich gleich in Unkosten für ein Baubewilligungsgesuch zu stürzen», schreibt der Verein in einer Mitteilung.

Wird mit dieser Liberalisierung für private Stellplätze auch ein Bedürfnis von Berner Bauern gestillt? Der Berner Bauernverband begrüsse diesen Schritt, sagt Präsident Jürg Iseli. «Ob das Bedürfnis der Berner Bauernfamilien so abgedeckt ist, wird die Zukunft zeigen.» Zu beachten sei, dass Stellplätze auf Bauernhöfen nicht den gleichen Standard an Infrastruktur böten, wie das bei Campingplätzen der Fall sei. «Wenn Duschen und WCs, Strom und Wasser zur Verfügung gestellt werden müssten, muss der Betrieb erst prüfen, ob es für ihn auch passt», so Iseli.

Können private Stellplätze Campingplätzen zur Konkurrenz werden? «Ich glaube nicht», sagt Iseli. Und auch Jürg Treichler, Präsident des TCS Camping Clubs Bern, meint: «Wir sehen das Angebot als Ergänzung und nicht als Konkurrenz.» Die Überschneidung sei klein. «Camper, die vorwiegend auf Stellplätzen übernachten, nutzen das Angebot von Campingplätzen eher weniger oder nur sporadisch.» Man hoffe jedoch, dass das Wildcampen so eingedämmt werde.

(lae)