Utzenstorf/Gerlafingen

Das sagen die Gemeinden zur Bewilligung des neuen Logistikcenters

21.02.2023, 21:17 Uhr
· Online seit 21.02.2023, 12:46 Uhr
Der Onlinehändler Digitec sowie die Post haben grünes Licht von der Emmentaler Regierungsstatthalterin erhalten. Die beiden Firmen dürfen in Utzenstorf ihre Logistik- und Paketzentren bauen. Rechtskräftig ist dies aber noch nicht.

Quelle: Tele M1

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Das Areal der früheren Papierfabrik Utzenstorf liegt seit Jahren brach. Ende 2017 war die Papierproduktion eingestellt worden, weil sie unrentabel geworden war. Die Migros Aare sicherte sich danach das Grundstück, erste Projekte sind ein Logistikzentrum für den Onlinehändler Digitec und ein Paketzentrum der Post.

Die Projekte sind umstritten, denn der Lastwagenverkehr zu den Autobahnanschlüssen der A1 in Kirchberg und Kriegstetten würde zunehmen. Besonders die Solothurner Gemeinde Gerlafingen versuchte mit einer Einsprache, die Zentren zu verhindern, denn die Lastwagen Richtung Kriegstetten würden mitten durchs Dorf fahren. Solche verkehrsintensiven Bauten müssten näher an die Autobahnanschlüsse. Aber auch zahlreiche andere Personen und Organisationen reichten eine Einsprache ein.

Für diese Argumente hat die Emmentaler Regierungsstatthalterin Claudia Rindlisbacher aber kein Gehör. Die Einsprachen seien öffentlich-rechtlich unbegründet. Die Bauvorhaben von Post und Digitec entsprächen dem geltenden Umweltrecht. Gegen diesen Entscheid der Berner Behörden kann Beschwerde geführt werden – was zweifellos geschehen wird. Ziemlich sicher werden sich die Gerichte mit dem Fall auseinanderzusetzen müssen.

Das Areal der Papierfabrik Utzenstorf ist eine der grössten Industriebrachen der Schweiz. Dass auch der noch nicht beplante Teil des Areals von Logistikfirmen bebaut werden könnte, sorgt auch auf politischer Ebene im Kanton Bern für Befürchtungen. Ein Vorstoss der GLP verlangt, das übrige Areal anders zu nutzen.

Gerlafingen: «Noch mehr Verkehr ist einfach zu viel»

Der Gemeindepräsident von Gerlafingen, Philipp Heri, ist vom Entscheid der Regierungstatthalterin enttäuscht. Überrascht sei Heri aber nicht, wie er auf Anfrage sagt:

Der Hauptpunkt des Problems sei, dass das Logistikcenter an einen Ort kommt, der verkehrstechnisch nicht gut erschlossen ist. Die Konsequenz: Viel Verkehr würde dann durch Gerlafingen und Utzenstorf fliessen. Heri erwartet 150 zusätzliche Lastwagenfahrten pro Tag. Die Hauptstrasse in Gerlafingen sei wegen des Stahlwerks sonst schon ausgelastet. Heri dazu: «Noch einmal mehr Verkehr ist einfach zu viel.»

Unglaublich, dass man Logistikcenter in der Peripherie platziert, nur weil es dort eine Baubrache gibt. Seiner Meinung nach sollte man im Richtplan festhalten, welche Zonen sich für solche Nutzungen eignen. Ein idealer Standort für das Logistikcenter sei laut Heri an der Autobahn in Gerlafingen oder Kirchberg – aber nicht an der Emme. Gleichzeitig nennt er aber auch die positiven Aspekte, wie die neu geschaffenen Arbeitsplätze oder Neuzuzügerinnen. 

Utzenstorf: Neue Arbeitsplätze «bitternötig»

Der Gemeindepräsident von Utzenstorf, Beat Singer, sieht das anders. Im Gemeinderat sei man sich laut Singer der Meinung, dass die positiven Aspekte überwiegen. «Unsere Region braucht neue Möglichkeiten, um Arbeitsplätze zu generieren.» Denn diese seien «bitternötig». Das Logistikcenter sei dafür das optimale Projekt. Man rechne mit zwischen 450 und 500 neuen Arbeitsplätzen. Die Gemeinde Utzenstorf akzeptiere aber die eventuellen Einsprachen von Gerlafingen und Wiler. Dazu Singer abschliessend: «Das ist ihr gutes Recht.»

veröffentlicht: 21. Februar 2023 12:46
aktualisiert: 21. Februar 2023 21:17
Quelle: 32Today

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