Testkäufe

Im Oltner Adventsdorf wurde Alkohol an Minderjährige ausgeschenkt

13.12.2023, 10:12 Uhr
· Online seit 12.12.2023, 15:13 Uhr
Im Adventsdorf in Olten gibt es auch Glühwein und «Holdrio». Vom Blauen Kreuz durchgeführte Testkäufe zeigen, dass an einem Nachmittag in 12 von 14 Fällen Alkohol an Minderjährige ausgeschenkt wurde. Der Veranstalter ist wütend – auch auf das Blaue Kreuz.
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Zurzeit ist das Adventsdorf in Olten in vollem Gange. Nebst dem «Flying Santa», Schlittelspass und Lebkuchen gehört für viele eben auch Glühwein oder «Holdrio» dazu. Das ist auch dem Blauen Kreuz Bern-Solothurn-Freiburg bewusst.

Am Tag der Eröffnung führte das Blaue Kreuz Alkoholkontrollen im Adventsdorf durch und schickte zwei Jugendliche an diverse Stände, um Alkohol zu besorgen. Das Ergebnis: In den meisten Fällen händigte das Verkaufspersonal den Jugendlichen die bestellten Getränke aus. «In 12 von 14 Versuchen kamen die Jugendlichen ohne Probleme an Bier, Wein oder Spirituosen», sagt Sevan Roggensinger, Fachmitarbeiter beim Blauen Kreuz in Solothurn und Leiter für Jugendschutz. Das entspricht einer Verkaufsquote von 85 Prozent. Die Kontrollen wurden am Tag durchgeführt.

Verantwortung liegt bei den Standbetreibenden

Es sei verständlich, wenn Alterskontrollen zur «Rush Hour» vergessen würden. «Doch auch wenn es stressig wird hinter der Theke, sollte der Jugendschutz eingehalten werden», sagt Sevan Roggensinger. Und wenn es schon am Tag vergessen gehe, sei davon auszugehen, dass das auch bei hektischem Betrieb am Abend passiere.

Ob Alkohol in Hände gerät, in denen er nichts zu suchen hat, dafür seien die Verkäuferinnen und Verkäufen bei den Ständen verantwortlich. «Allerdings muss der Veranstalter dafür sorgen, dass seine Mitarbeitenden entsprechend geschult und für die Massnahmen sensibilisiert werden», erklärt Roggensinger. Schliesslich kann es auch Bussen geben, wenn die Polizei solche Kontrollen durchführt.

«Sowas darf nicht passieren»

Alle Standbetreibenden beim Adventsdorf hätten entsprechende Merkzettel und Briefings bekommen, bestätigt der Organisator Mike Zettel gegenüber 32Today. Zusätzlich stehe in den AGBs, dass sich alle an die gesetzlichen Vorgaben der Alterskontrolle halten sollten.

Zum Ergebnis sagt er: «Wir sind nicht erfreut. Sowas darf nicht passieren und muss korrigiert werden.» Die internen Kontrollen würden nun verschärft. Dadurch, dass die Gäste zur Winterzeit dicht bekleidet und eingemummelt sind, ist es sicherlich nicht einfacher, das Alter abzuschätzen. «Trotzdem darf es natürlich keine Ausrutscher geben», sagt Zettel.

«Wäre über frühzeitige Kommunikation froh gewesen»

Nichtsdestotrotz ist Zettel sauer. Nicht über die miserable Quote bei den Testkäufen, sondern auch, weil er bis zur Anfrage von 32Today nichts vom Ergebnis der Alterskontrollen gewusst hat. Die Kontrollen wurden schliesslich vor zehn Tagen gemacht. «Als Hauptverantwortlicher wäre ich über eine frühzeitige Kommunikation froh gewesen. So hätten wir schneller reagieren können», sagt Zettel: «Es geht schliessslich um den Schutz der Jugend.» Das Blaue Kreuz betont, dass das Verkaufspersonal nach den Testkäufen jeweils über das Ergebnis informiert worden war.

Bisher wurden im Kanton Solothurn bei keinen weiteren Adventsmärkten getestet. Vergleiche man aber den Durchschnitt der Testkäufe im letzten Jahr, kommt das Blaue Kreuz auf eine Verkaufsquote an Minderjährige von 48 Prozent. Tendenziell sei der Prozentanteil bei Grossveranstaltungen höher. Aber: «So hoch wie beim Oltner Adventsdorf war der Anteil bisher nie.»

Der legendäre «Flying Santa» des Adventsdorfes im Video:

Quelle: 32Today

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veröffentlicht: 12. Dezember 2023 15:13
aktualisiert: 13. Dezember 2023 10:12
Quelle: 32Today

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