Adelboden-Lenk

88 Franken für einen Skitag? Skifahrer ärgern sich über dynamische Preise

· Online seit 12.01.2024, 11:04 Uhr
Seit dieser Saison gelten beim Skigebiet Adelboden-Lenk dynamische Preise. Auch bei schlechtem Wetter und vollen Pisten zahlten Wintersportlerinnen und Wintersportler über die Festtage und den Jahreswechsel teilweise deutlich mehr als noch vor einem Jahr. Darüber ärgern sich einige Tagesgäste.
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Was in unterschiedlichen Branchen und anderen Skigebieten schon länger üblich ist, gilt nun im Gebiet Adelboden-Lenk: Die Preise für Tageskarten werden seit dieser Saison dynamisch gestaltet. Wer Wochen im Voraus bucht, profitiert von günstigen Angeboten. Für spontane Tagesgäste bedeuten dynamische Preise eine massive Preiserhöhung – zumindest an den «beliebten Skitagen», wie der Blick an die Preisstaffel während den Festtagen und über den Jahreswechsel zeigt.

88 Franken für eine Tageskarte

Wer in der Altjahrs- oder Neujahrswoche spontan ins Gebiet Adelboden-Lenk fuhr und vor Ort eine Tageskarte kaufte, zahlte oftmals 75 Franken und mehr. Der teuerste Tag war der 29. Dezember, wo spontan entschlossene Wintersportler 88 Franken für die Tageskarte hinblättern mussten. Das sind 18 Franken mehr als noch vor einem Jahr, wo Tagesgäste einen fixen Preis von 70 Franken bezahlten. Auf diesen Preisanstieg angesprochen, sagt Kommunikationschefin der Bergbahnen Adelboden-Lenk AG Stefanie Inniger: «Unser Algorithmus im Preissystem ist so ausgelegt, dass sich die Preise nach Angebot und Nachfrage ausrichtet. Je früher man bucht, desto günstiger ist der Skipass.»

Nicht nur für die Bergbahnen, die mehr Planungssicherheit hätten, sondern für die Kundinnen und Kunden biete das neue Preismodell viele Vorteile. Skitage für unter 70 Franken seien im Skigebiet Adelboden-Lenk wieder möglich – zumindest für Frühbucher. Das sei vor einem Jahr mit den fixen Preisen nicht der Fall gewesen.

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Künstliche Intelligenz macht den Preis

Generiert werden die dynamischen Preise nicht von einer angestellten Person willkürlich nach Gefühl, sondern durch einen Algorithmus. «Wir haben das System mit den Besucherzahlen der letzten 20 Wintern befüllt. Zudem bezieht die künstliche Intelligenz bei der Preisgestaltung den Wochentag, Saisonphase und kurzfristig auch die Wetterprognose mit ein», erklärt Stefanie Inniger. Am Tag selbst wird der Preis nicht mehr angepasst. «Wir verzichten bewusst auf Lastminute-Schnäppchen. Das wäre nicht fair für jene Personen, die früh buchen», so Inniger.

Das wiederum bedeutet, dass das Wetter am jeweiligen Ski-Tag nicht mehr in den Preis mit einbezogen werden kann, was bei einzelnen Leuten am 3. Januar Unmut auslöste. Damals sorgte der starke Wind dafür, dass die Silllerenbühl-Bahn, die ins Skigebiet führt, statt um 8 Uhr erst kurz vor 9 startete. Gewisse Sesselliftanlagen blieben den ganzen Tag geschlossen. Trotz Wartezeiten und vermindertem Angebot zahlte der spontan entschlossene Tagesgast 75 Franken für die Tageskarte. Inniger sagt zum Beispiel: «Solche Situationen sind für uns ein Learning. Im ersten Winter müssen wir solche Erfahrungen machen und daraus unsere Schlüsse ziehen.» Zudem betont, die Sprecherin der Bergbahnen, dass Adelboden-Lenk schweizweit das einzige Gebiet sei, welches eine Versicherung anbiete. Bei Unfällen, Krankheit oder wenn das Skigebiet wegen des Wetters schliesst, werden die Kosten rückerstattet.

Ärger bei den Gästen

BärnToday hat Kenntnis von diversen Skigästen, die sich über das neue Preismodell in Adelboden nerven. Auch auf Facebook waren die dynamischen Preise bereits Diskussionspunkt. Stefanie Inniger bestätigt, dass auch die Bergbahnen diesbezüglich kontaktiert wurden: «Wir haben vereinzelt kritische Rückmeldungen erhalten und versuchen jeweils die Vorbehalte abzubauen und darauf zu sensibilisieren, dass Tickets früher günstiger gebucht werden können.» Die Gäste müssten sich zuerst an das neue Modell gewöhnen und daran, dass sie das Skiticket nicht erst vor Ort kaufen.

Angst, dass die Skiregion Adelboden-Lenk viele Kunden etwa an die Jungfrauregion verlieren könnte, die bisher noch fixe Preise für die Tageskarten anbietet, hat man in Adelboden nicht. Die Nebensaison werde mit tieferen Preisen attraktiver als bisher. Es ist klar, dass man den Einfluss der dynamischen Preise auf die Gäste genau analysieren werde. «Nach einem Winter ist eine Bilanz zu früh. Unsere Planung ist auf mehrere Jahre ausgerichtet.», sagt Stefanie Inniger.

Zumindest in diesem Winter hat das neue Preismodell der Bergbahnen Adelboden-Lenk AG nicht geschadet. Der Saisonstart im Dezember sei mehr als gelungen. Im Vergleich mit den letzten fünf Jahren lag der Saisonstart über dem Durchschnitt.

veröffentlicht: 12. Januar 2024 11:04
aktualisiert: 12. Januar 2024 11:04
Quelle: BärnToday

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