Uni zieht Konsequenzen

«Grosser Frust»: Im Botanischen Garten Bern werden öfters Pflanzen geklaut

· Online seit 23.11.2023, 17:42 Uhr
Im Botanischen Garten Bern sind vermehrt Pflanzendiebe am Werk. Für die Universität Bern, die den Garten betreibt, entstehen dadurch nicht nur wissenschaftliche Lücken, sondern auch ein finanzieller Schaden. Diese Konsequenzen zieht die Institution.
Anzeige

Der Botanische Garten Bern (Boga) ist ein beliebtes und viel besuchtes Ausflugsziel – insbesondere für alle, die spezielle und exotische Pflanzen mögen. Doch scheinbar belassen es nicht alle Besucherinnen und Besucher beim Bestaunen der Pflanzen. Im Orchideenhaus sind mehrere Schilder zu lesen, die auf Diebstähle hinweisen.

Das Schild ist sogar in einer Vitrine angebracht. Sprich: Jemand muss diese aufgebrochen haben, um eine Pflanze zu stehlen.

Auch auf der Eingangstür des Orchideenhauses wird auf wiederholte Pflanzendiebstähle hingewiesen. Die Universität Bern, die den Botanischen Garten betreibt, zieht sogar Konsequenz und schliesst das Orchideenhaus bis auf Weiteres an Wochenenden.

2023 wurden rund 30 Pflanzen aus dem Boga entwendet

Wer klaut Pflanzen aus dem Botanischen Garten? Und warum? Gelegentliche Pflanzendiebstähle habe es schon immer gegeben, schreibt die Universität Bern auf Anfrage von BärnToday. «Aber im Orchideenhaus scheint sowohl die Frequenz als auch die Regelmässigkeit der Vorfälle zuzunehmen.»

Dieses Jahr seien im Orchideenhaus rund 20 Pflanzen gestohlen worden. Dazu kommen weitere zehn Pflanzen ausserhalb des Hauses. Man gehe von Einzeltäterinnen und -tätern aus, sagt Flavia Castelberg Holzer, verantwortlich für Kommunikation und Kultur beim Boga. «Gerade Orchideen sind ikonische Pflanzen und lösen bei manchen vielleicht eine Sammel-Leidenschaft aus.»

Das Problem: Für den Botanischen Garten Bern haben die entwendeten Pflanzen einen grösseren Zweck. «Wir haben hier eine wissenschaftliche Sammlung von Pflanzen. Jede hat ihren Wert für bestehende oder zukünftige Projekte», betont Castelberg Holzer. Zudem würden sämtliche Pflanzen in einer Datenbank erfasst. «So sind sie im internationalen Austausch mit anderen Botanischen Gärten ersichtlich.»

«Emotionen sind da» bei Gärtnerinnen und Gärtnern

Die zunehmenden Entwendungen sind auch für das Team des Botanischen Gartens nicht einfach. «Es ist ein grosser Frust für die Gärtnerinnen und Gärtner hier, da sie die Pflanzen lange gehegt und gepflegt haben», betont Flavia Castelberg Holzer. «Wenn eine Pflanze wegkommt, sind die Emotionen schon da. Wir erfahren aber viel Unterstützung von Besucherinnen und Besuchern, die uns mittragen und es natürlich nicht gut finden, was da passiert.»

Die gestohlenen Gewächse könnten längstens nicht immer ersetzt werden, erklärt die Mediensprecherin. Denn: Es handle sich nur um wilde Pflanzen, nicht um gezüchtete oder hybride. «Die Pflanzen von hier können wir nicht einfach in einer Blumenbörse oder sonst in einem Gartenzentrum wieder holen. Es sind seltene und sehr spezielle Arten, die nicht einfach zu kultivieren sind.»

Den Marktwert der Gewächse kann die Universität Bern nicht beziffern. «Wenn man aber die Arbeitszeit für die Beschaffung, für das Einholen der notwendigen Genehmigungen und für die Pflege rechnet, handelt es sich schnell um einige tausend Franken», schreibt die Medienstelle.

Anzeige gegen Unbekannt

Man versuche nun im Orchideenhaus, die Diebstähle systematisch zu erfassen, sagt Castelberg Holzer. So haben wir tatsächlich festgestellt, dass die Frequenz und Dreistigkeit an Diebstählen zugenommen hat. Doch auch in freiliegenden Teilen des Gartens seien bereits Pflanzen ausgegraben worden.

Der Botanische Garten Bern zieht Konsequenzen. Nebst der Schliessung des Orchideenhauses an Wochenenden und der Sensibilisierung der Besuchenden durch die Hinweisschilder werden sämtliche Diebstähle systematisch erfasst und der Polizei gemeldet. «Zudem werden momentan die Vitrinen verstärkt und die Mitarbeitenden zu erhöhter Aufmerksamkeit angehalten», schreibt die Medienstelle der Universität Bern. Weitere Massnahmen seien derzeit in Abklärung.

Die öffentlichen Schauhäuser sind aber weiterhin auch am Wochenende von 8 bis 17 Uhr geöffnet. Einen Zusammenhang zwischen der Anzahl Besuchenden und den Diebstählen sieht die Universität Bern nicht. Im Gegenteil: «Mehr Präsenz von Besuchenden könnte weniger Möglichkeit für Diebstähle bieten.»

Scan den QR-Code

Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.

veröffentlicht: 23. November 2023 17:42
aktualisiert: 23. November 2023 17:42
Quelle: BärnToday

Anzeige
Anzeige
32today@chmedia.ch