Mittelland
Kanton Bern

Wasserbestattungen an der Aare in Bern nun möglich

Bewilligung erhalten

Hindus dürfen Asche von Verstorbenen nun in der Aare verstreuen

· Online seit 16.01.2024, 18:19 Uhr
Im Hinduismus wird die Asche von Verstorbenen traditionell in einen Fluss verstreut. Ein hinduistischer Verein darf das Ritual an der Aare in Bern seit Kurzem offiziell durchführen – jedoch nur 20 Mal pro Jahr. Priester Sasikumar Tharmalingam erklärt, was die Bewilligung für seinen Verein bedeutet.
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«Das ist für uns ein grosser Meilenstein», sagt Sasikumar Tharmalingam. Er ist Hindu-Priester und Seelsorger beim Verein Saivanerikoodam im Haus der Religionen in Bern. Der Verein darf seit vergangenem Herbst an der Aare in Bern Wasserbestattungen durchführen. «Es ist eine unglaubliche Erleichterung», so Tharmalingam weiter. «Normalerweise schicken wir die Urnen nach Varanasi, Indien, zum heiligen Fluss Ganges.» Das klappe aber nicht immer. Zudem sei es der zweiten Generation, deren Eltern 20 bis 30 Jahre in der Schweiz gelebt haben, wichtig, die Bestattung hier in der Umgebung machen zu können. «Deshalb ist es ein grosses Geschenk für uns, dass wir es jetzt auch hier machen dürfen», sagt der Hindu-Priester.

Um im Kanton Bern Wasserbestattungen durchführen zu können, musste der Verein Saivanerikoodam eine sogenannte Gewässerschutzbewilligung einholen. Wie David Leutwyler, Beauftragter für kirchliche und religiöse Angelegenheiten des Kantons Bern, erklärt, darf der hinduistische Verein mit der Bewilligung jährlich maximal 20 Bestattungen durchführen. Festgelegt ist auch der Ort, wo das Ritual jeweils stattfindet. «Es ist ein gut zugänglicher Ort stadtauswärts, wo die sonstigen Nutzungen klein sind. Dort wird sonst nicht gebadet oder Sport getrieben.»

Dokument legt Kriterien fest

Nebst der Asche werden traditionell ein Löffel Milch und ein paar Rosenblätter ins Wasser gegeben. In einem Dokument des Kantons ist festgehalten, nach welchen Kriterien die Bestattung ablaufen soll. Dort steht beispielsweise, dass nach dem Kremieren keine Schwermetalle in der Asche übrig bleiben dürfen.

Angesichts der rund 60'000 Tamilen, die aktuell in der Schweiz leben, hören sich die 20 bewilligten Wasserbestattungen nach einer kleinen Zahl an. «Man hat versucht, eine realistische Zahl zu definieren», sagt David Leutwyler. Laut ihm ist die Zahl angemessen. Das findet auch Sasikumar Tharmalingam, wie er erklärt. Allerdings sagt er auch: «In der Zukunft muss man das wieder neu anschauen. In der Schweiz gibt es momentan etwa 10'000 pensionierte Tamilen, in Zukunft werden es noch mehr sein.»

90 Prozent werden im Wasser bestattet

Im hinduistischen Glauben ist es für den Kreislauf der Wiedergeburt und der Natur wichtig, dass der Körper nach dem Tod zu den fünf Elementen zurückgegeben wird, aus denen er besteht, erklärt Tharmalingam. «Ähnlich wie im christlichen Glauben eine Erdbestattung wichtig ist, hat für uns die Wasserbestattung eine wichtige Funktion.» Etwa 90 Prozent der Verstorbenen würden im Wasser bestattet, so der Priester, der auch als Koch arbeitet. Ausnahmen gebe es nur bei Kindern unter 12 Jahren und heiligen Mönchen.

In Sri Lanka und Indien seien Wasserbestattungen fast überall möglich, sagt Tharmalingam. Dass dies in der Schweiz nicht so ist, respektiert er. «Wir leben in der Schweiz und es ist wichtig, dass wir das Schweizer Gesetz achten und auf die Menschen, die hier in der Umgebung leben, Rücksicht nehmen.» Es sei gut, dass man die Bestattungen an einem gezielten Ort mit einer Erlaubnis durchführen könne.

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veröffentlicht: 16. Januar 2024 18:19
aktualisiert: 16. Januar 2024 18:19
Quelle: BärnToday

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