Adelboden-Lenk

Konsumentenschutz zu Dynamischem Preismodell: «Hauptproblem ist die Intransparenz»

· Online seit 18.09.2023, 20:53 Uhr
Ab der kommenden Skisaison 2023/2024 führt das Gebiet Adelboden-Lenk ein dynamisches Preismodell ein. Das Versprechen: Wer früh bucht, profitiert. Der Konsumentenschutz sieht diese Entwicklung kritisch und wirft den Skigebieten Intransparenz vor.
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Das Skigebiet Gstaad kennt es schon, Adelboden-Lenk will es diesen Winter einführen: das dynamische Preismodell. Soll heissen: Der Preis einer Ein- oder Mehrtageskarte ist nicht mehr fix gesetzt, sondern abhängig von verschiedenen Faktoren. Dazu zählen beispielsweise das prognostizierte Wetter, der Buchungszeitpunkt oder die Auslastung. Leute, die früh buchen, sollen vom neuen Modell profitieren, erklärt Matthias Werren, Marketingleiter der Bergbahnen. «In unserem neuen Webshop ist für Gäste genau ersichtlich, was welche Angebote an welchen Tagen kosten.»

Mit dem dynamischen Preismodell wolle man «die individuelle Zahlungsbereitschaft optimal ausnutzen», sagt Werren. Denn: «Aus Gästebefragungen wissen wir, dass die Zahlungsbereitschaft sehr unterschiedlich ist. Diesem Aspekt konnten wir mit den fixen Preisen  bisher keine Rechnung tragen.»

Die Erkenntnisse basieren auf einer Umfrage, welche die Lenk-Bergbahnen im Winter 2021/2022 durchgeführt haben. «75 Prozent der Gäste haben ausgesagt, dass Elemente wie Hochsaison oder der Buchungszeitpunkt einen Einfluss auf den Preis haben dürfen. Hätten wir diese Akzeptanz nicht eingeholt, wäre das Dynamic Pricing wohl auch nie eingeführt worden», erklärt der Marketingleiter.

Konsumentenschutz: «Skifahren wird insgesamt teurer»

Wo Adelboden-Lenk Frühbuchende anlocken will, sieht die Stiftung für Konsumentenschutz beim dynamischen Preismodell vor allem eines: Intransparenz. «Es ist sehr einfach, die Preise unbemerkt gegen oben zu schrauben. Und das wird generell auch so gehandhabt», betont Geschäftsführerin Sara Stalder. «Insgesamt lassen sich durch das dynamische Preismodell mehr Einnahmen erwirtschaften – deswegen wenden die Skigebiete dieses System auch immer häufiger an. Das heisst, dass Skifahren insgesamt teurer wird – auch wenn man glaubt, ab und zu ein sogenanntes Schnäppchen gemacht zu haben.»

Tatsächlich: Wer nächste Saison an einem Spitzentag spontan ein Skiticket für die Region Adelboden-Lenk kaufen will, muss mehr bezahlen als noch vergangenen Winter. Die Preise würden aber sicherlich nicht ins Unermessliche steigen, betont Matthias Werren. Einen konkrete Zahl, wo die Grenze bezüglich steigender Preise liegt, werde aktuell nicht kommuniziert.

Der Marketing-Leiter der Lenk-Bergbahnen betont, dass Transparenz für die Skiregion einen hohen Stellenwert habe. Im Webshop sehe man auf einen Blick, was man für ein Angebot zahle. Und: Günstiger werde es nicht. «Buche ich jetzt, habe ich die Sicherheit, dass ich den besten Preis tue, den ich kriegen kann», so Werren. «Darum sind wir überzeugt, eine gute Lösung gefunden zu haben.»

Geld zurück bei drei geschlossenen Hauptanlagen

Doch was ist mit dem Wetter-Aspekt? Schliesslich entscheidet man sich ja oft gerade wegen guter Witterung, in die Berge zu fahren. «Man muss sicher unterscheiden zwischen einem Tages- und einem Aufenthaltsgast», erklärt Werren. «Bei einem Aufenthaltsgast, der mehrere Tage vor Ort bleibt, wissen wir, dass er auch bei weniger optimalem Wetter auf der Piste sein will. Er wird von günstigeren Preisen profitieren, wenn er neben Hotel und der Skischule schon jetzt sein Skiticket bucht.»

Beim Tagesgast seien sie sich absolut bewusst, dass sein Kommen wetterabhängig ist. Allerdings sei in das Dynamic-Pricing-Modell auch eine Versicherung für schlechtes Wetter integriert. «Wenn weniger als drei Hauptanlagen im Gebiet geöffnet haben – beispielsweise wegen Sturm – wird dem Kunden das Billettpreis zurückerstattet.»

Die Hauptkritik der Konsumentenschützerin am dynamischen Preismodell bleibt: «Kauft man die Billette im Voraus, kann es sein, dass man an einem Schlechtwetter-Tag einen sehr hohen Preis zahlt – oder bei schönem Wetter einen günstigen Preis», sagt Sara Stalder. «Es ist willkürlich und die Preise nicht mehr klar vorhersehbar.»

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veröffentlicht: 18. September 2023 20:53
aktualisiert: 18. September 2023 20:53
Quelle: BärnToday

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