Das sagt der Forstleiter

Borkenkäfer-Alarm in Solothurn: Wie schlimm ist es?

18.04.2024, 17:50 Uhr
· Online seit 18.04.2024, 16:52 Uhr
Der Borkenkäfer wütet im Kanton Solothurn. Die Wälder leiden in unserer Region besonders stark, wie die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft mitteilt. Eine Bestandsaufnahme mit Alain Imoberdorf von der Bürgergemeinde Solothurn.
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Über 700'000 Kubikmeter Fichtenholz seien 2023 in der Schweiz von Borkenkäfern befallen gewesen, teilte die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) am Mittwoch mit. Das entspricht etwa dem Holz, das für den Bau von 14'000 Holzhäusern gebraucht wird. Besonders stark betroffen sei der Kanton Solothurn. Ein Interview zur aktuellen Situation mit Alain Imoberdorf, dem stellvertretenden Forstleiter der Bürgergemeinde Solothurn.

Herr Imoberdorf, warum ist unsere Region so stark betroffen?

Das hängt mit dem Wetter zusammen. Bei uns am Jurabogen war die Trockenheit im letzten Jahr ausgeprägter als an andern Orten in der Schweiz.

Welche Baumarten sind besonders gefährdet durch den Borkenkäfer?

Das sind vor allem die Fichten, also die Rottannen. Auch die Weisstannen sind teilweise betroffen. Die Borkenkäfer bevorzugen vornehmlich Fichten als Wirte und nisten sich dort ein.

Die sogenannte «Sommer-Zwangsnutzung» habe im Kanton Solothurn stark zugenommen, heisst es im Bericht. Was bedeutet das?

Das heisst, dass wir viele Bäume aus Sicherheitsgründen fällen und entfernen mussten. Das hängt nicht nur mit dem Borkenkäfer zusammen, sondern mit der allgemeinen Trockenheit, die die Bäume stresst und schwächt.

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In welchen Gegenden mussten deshalb viele Bäume gefällt werden?

Extrem war es bei uns in der Region Martinsfluh-Verenaschlucht. Dort sieht man viele Buchen, die verdorren und absterben.

Wie beurteilen Sie die Situation?

Dramatisch ist das sicher nicht. Durch den naturnahem Waldbau, den wir betreiben, haben wir eigentlich auch immer wieder junge Bäume, die den Platz der alten einnehmen. Aber es ist schon eindrücklich, wie alte und markante Bäume innerhalb von drei Jahren absterben. Wenn sie kein Sicherheitsrisiko für Besucherinnen und Besucher im Wald darstellen, werden diese in der Regel stehen gelassen. Wenn sie gefährlich werden, entfernen wir sie und verwerten sie, wie wir das auch mit dem Holz machen, das wir im Winter ernten.

Was kann man dagegen tun?

Grundsätzlich kann man dafür sorgen, dass man einen möglichst vielfältigen Mischwald hat. Wenn die Fichten dann nicht mehr in Gruppen dicht beieinander stehen, hat auch der Borkenkäfer weniger Chancen, die Bäume grossflächig anzugreifen. Dementsprechend nimmt der Borkenkäferbestand dann ab.

Geht das nun immer so weiter oder war 2023 ein Ausnahmejahr?

Das ist von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich und kommt auf das Wetter an. Wenn es längere Trockenphasen gibt wie 2023, dann nimmt der Borkenkäfer stark zu. Das kann aber 2024 schon wieder anders sein.

Was macht man mit befallenen Bäumen?

Ein Borkenkäfer legt seine Eier unter der Rinde. Daraus schlüpfen bis zu 90 Larven, die den Baum angreifen. Passiert das, verliert die Fichte ihre Nadeln, wird braun und stirbt ab. Wenn es genug regnet, kann sich die Fichte dagegen wehren und Harz zur Bekämpfung produzieren. Wenn es zu trocken ist, dann können wir für den Baum nicht mehr viel tun – weder mit mechanischen noch mit chemischen Massnahmen.

veröffentlicht: 18. April 2024 16:52
aktualisiert: 18. April 2024 17:50
Quelle: 32Today

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