Die berühmteste Band aus Solothurn ist unbestritten Krokus. Die Hardrocker um Bandleader Chris Von Rohr und Sänger Marc Storace haben vor allem in den 80er-Jahren mit Songs wie «Bedside Radio» oder «Long Stick Goes Boom» sogar in den USA grosse Erfolge verbuchen können. Die Bandgeschichte war dabei stets turbulent, die Personalwechsel bisweilen haarsträubend und die gegenseitigen Liebesbekundungen nicht immer nett.
Das stete Auf und Ab in der Karriere von Krokus bot deshalb in der Vergangenheit schon mehrfach Stoff für Bücher oder Filme - und soll deshalb an dieser Stelle nicht weiter Thema sein. Krokus haben mittlerweile den Rücktritt vom Rücktritt gegeben und sind immer noch unterwegs. Am 25. August spielen sie am Riverside Festival in Aarburg.
Es gab in Solothurn aber nicht nur Krokus, sondern noch zwei weitere Bands, deren Bandnamen mit «K» angefangen haben – und alle drei K-Bands sind irgendwie miteinander verbunden.
Kaktus bekamen mehr Applaus als Rod Stewart
Kaktus, die Band, die Schlagzeuger Duco Aeschbach 1969 gegründet hatte, darf wohl als die älteste Rockband der Stadt Solothurn bezeichnet werden – und auch in ihrer Geschichte gibt es einige bemerkenswerte Ereignisse und Anekdoten. So standen Kaktus zum Beispiel am Anfang ihrer Karriere als Vorgruppe der Band Faces auf der Bühne. Die britische Supergroup spielte ein Konzert in der Region Solothurn. Die einheimischen Kaktus kamen als Vorgruppe beim Publikum aber deutlich besser an, als die Faces mit ihrem damals neuen Leadsänger. Das war niemand geringeres als Rod Stewart.
Später hatten Kaktus eine Zeitlang zwei Drums und zwei Schlagzeuger in der Band: neben Duco Aeschbach sorgte auch ein gewisser Chris Von Rohr für den Beat. Das Experiment funktionierte aber nicht wirklich. Chris Von Rohr verabschiedete sich deshalb schon sehr bald wieder aus der Band - und gründete mit zwei ehemaligen Kaktus-Mitgliedern die Band Krokus.
Weltrekord im Unterwasser-Schlagzeugspielen
Der andere Kaktus-Schlagzeuger - Duco Aeschbach - machte 1977 Schlagzeilen, als er im Sportzentrum Zuchwil ziemlich medienwirksam den Weltrekord im Unterwasser-Schlagzeugspielen brach. Sein 35-minütiges Schlagzeugsolo brachte ihm einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde.
Kein Bombe-Hit wegen Elvis Presley
In dieser Zeit änderte sich der Stil seiner Band Kaktus. Aus der Rockband wurde eine Mundartband. Die Songs hiessen «Milchmaa» oder »Bombe-Multi-Spitze-Super-Irre-Wahnsinns-Hit» und kamen recht gut an. Dass aus dem «Bombe-Hit» nicht wirklich ein Chartstürmer wurde, lag an Elvis Presley. Der Rock'n'Roll-King starb nämlich kurz nach der Veröffentlichung des Kaktus Songs. Damit war in der Hitparade für ein paar Wochen kein Platz für Klamauk-Mundart-Lieder aus Solothurn. Das schräge, in Solothurn gedrehte Video zum «Bombe-Hit» wurde dafür ein paar Jahre später an den Schweizer Videotagen ausgezeichnet.
Später wandten sich Kaktus wieder der Rockmusik zu und es folgten aktivere und weniger aktive Zeiten. 2018 erschien ein letztes Album, ein Jahr später starb Duco Aeschbach und mit ihm seine Band Kaktus.
Killer im Sträflingskostüm mit Motörhead auf Tour
Crown Kocher startete seine Karriere als Rowdy und Helfer bei Kaktus. Er lernte Gitarre spielen und wurde so zum Gitarristen der Band. 1979 gründete er eine eigene Band und nannte sie Killer. Gleich mit dem ersten Album gabs auch den ersten Skandal. Das Foto auf der Plattenhülle von «Ladykiller» zeigte eine tote, blutverschmierte Frau. Dies sorgte für ein grosses Medienecho und viele empörte Reaktionen. Deshalb wurde das Bild durch eine Konzertaufnahme von Crown Kocher ersetzt. Er trat bei Auftritten immer in einem schwarz-weiss-gestreiften Sträflingskostüm auf. Bei der digitalen Veröffentlichung des Albums «Ladykiller» 2018 wurde wieder das Originalbild verwendet.
Auch Killer konnte einige Erfolge verbuchen. Die Band war mehrfach in Europa auf Tournee und konnte die britische Rockgrösse Motörhead als Vorgruppe begleiten. Killer standen aber immer etwas im Schatten von Krokus. Der ganz grosse Durchbruch gelang Crown Kocher und seinen Mitmusikern nie. Dafür findet man auf der Liste der Musiker, die irgendeinmal bei Killer gespielt haben, über 20 verschiedene Namen. Im November 2021 gab Crown Kocher das Ende von Killer bekannt. Die Geschichte seiner Band hat er in zwei Büchern niedergeschrieben. Sie tragen die Titel «Hardrock» und «Pure Dynamite».
Slow-Dance Klassiker aus dem Gäu
Zur gleichen Zeit als in Solothurn die Band Kaktus entstand, gründeten Steff und Chris Bürgi (keine Brüder) in Kestenholz im Gäu ihre erste Schülerband. Sieben Jahre und einige Personalwechsel später wurde daraus «Irrwisch». Ende der 70er- und Anfang der 80er Jahre konnten sie mit ihrem sphärischen Pop-Rocksound grosse Erfolge verbuchen. Sie spielten am Jazzfestival in Montreux, waren im Ausland auf Tournee und konnten unter anderem im Vorprogramm von Roger Chapmann, Uriah Heep oder Marillion auftreten. Mit ihren Alben schafften sie den Sprung in die Hitparade und ihre Ballade “First Time" aus dem Jahre 1989 gehörte jahrelang zu jeder Slow-Dance-Runde in Diskotheken im Mittelland.
Irrwisch sind auch heute noch aktiv und immer wieder für eine Überraschung gut. So haben sie eines ihre letzten Werke, das Album «Stone And A Rose» live mit einem grossen klassischen Orchester aufgeführt.
Von Pink Floyd zu DJ Bobo
Regionale Bands gab es Ende der 60er Jahre natürlich auch in Olten und Umgebung. Eine davon war Expelled mit Gutze Gautschi am Bass. Diese Band durfte am 16. November 1968 im Restaurant Hammer in Olten auftreten. Sie standen dort als Vorgruppe einer damals noch ziemlich unbekannten britischen Band auf der Bühe: Pink Floyd. Die Musiker aus England hatten offenbar vor dem Konzert in Olten noch andere Verpflichtungen und kamen deshalb mit Verspätung im Hammer an. Als sie dann doch eintrafen, hatten sie keine Gitarren und kein Schlagzeug dabei. Kurzerhand haben die Musiker von Expelled ihre Instrumente zur Verfügung gestellt und Pink Floyd haben ihr kurzes Gastspiel im Olten Hammer doch noch über die Bühne gebracht.
Gutze Gautschi hat später mit elektronischer Musik grosse Erfolge gefeiert. Songs seines Projekts «Fresh Color» sorgten in den 80er Jahren für volle Tanzflächen in den Discos. Er arbeitete mit Dieter Meier (Yello) zusammen und Anfang der 90er Jahre produzierte und veröffentlichte er die ersten Singles von DJ Bobo.
MP3 Pioniere aus Olten
Ende der 90er-Jahre sorgte eine andere Band aus Olten für eine Premiere. 1999 war “Soda“ die erste Band in der Schweiz, die einen Song im MP3 Format anbot. Der Titel würde über die Plattform «Sonicnet» in einer Woche rund 10'000 mal heruntergeladen. Kurz darauf bekam die Band einen Plattenvertrag bei einer grossen Plattenfirma. Auf dem Album «Peng» hatte es mit dem Song «Himmu über Olte» auch eine Hommage an die Heimatstadt.
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