Mittelland

Chrigubeck-Inhaber nach Schliessung: «Meine Familie so zu enttäuschen, ist extrem schwierig»

Chrigubeck-Schliessung

«Meine Familie so zu enttäuschen, ist extrem schwierig»

29.08.2023, 19:13 Uhr
· Online seit 29.08.2023, 16:31 Uhr
Nach der Bekanntgabe der Schliessung sämtlicher Chrigubeck-Filialen ist Inhaber und Gründer Christian «Chrigu» Friedli im Interview den Tränen nahe. Er erklärt, wie es zur Schliessung kam und wie er bis zum bitteren Ende für sein «Lebenswerk» gekämpft hat.

Quelle: TeleBärn

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Welche Emotionen löst die Schliessung bei Ihnen aus?

Christian «Chrigu» Friedli: Es ist kein einfacher Tag. Mein 32-jähriges Lebenswerk, das ich aufgebaut habe, geht zu Ende. Das nimmt mich fest mit.

Was war der Auslöser für Ihren Entscheid?

Die Zeiten haben sich stark verändert – auch wegen Corona. Seither steigen alle Kosten und wir sind stark vom Fachkräftemangel betroffen. Diese Kostenexplosion können wir gar nicht mehr auf die Produkte umwälzen, sodass es für unsere Kundschaft zumutbar ist. Wir suchen schon seit langem Fachkräfte, das kostet sehr viel Geld. Die Nebenkosten sind besonders in einer Filiale stark gestiegen – das können wir nicht mehr bewältigen.

Was haben Sie in letzter Zeit unternommen, um die Schliessung doch noch zu verhindern?

Wir haben mit Treuhändern und Personalleuten geschaut, ob es noch andere Lösungen gibt. Wir mussten dann jedoch sagen, dass wir keine Kraft und Energie mehr haben. In den letzten sechs Monaten habe ich wegen des Personalmangels meistens zwei bis drei Schichten selber übernommen. Ich habe kaum noch geschlafen und hatte keine freien Tage mehr. Das hat natürlich an mir und meiner Gesundheit genagt. Irgendwann mussten wir sagen: «So kann es nicht weitergehen.»

Wie haben Sie Ihre Entscheidung gegenüber den Mitarbeitenden kommuniziert? Gibt es Anschlusslösungen?

Das ist für mich natürlich ein ganz wichtiger Punkt. Wir waren nicht einfach eine Firma, wir waren eine Chrigubeck-Familie. Unser Verhältnis untereinander ist seit vielen Jahren eng und gut. Meine Familie so enttäuschen zu müssen, ist für mich extrem schwierig. Wir werden heute Nachmittag zusammenkommen, um zu informieren und damit die Behörden informieren können, wie es weitergeht. Wir mussten schweigen, bis das Konkursamt uns mitgeteilt hat, dass der Konkurs eröffnet ist. Danach haben wir unsere Mitarbeitenden über unsere Whatsapp-Gruppe informiert.

Was heisst das nun für Ihre Kundinnen und Kunden? Bleiben die Türen versiegelt?

Auf Social Media haben die Leute sehr emotional reagiert, viele bedauern es. Das tut mir sehr leid. Wir haben eine grosse Stammkundschaft, die uns geschätzt hat. Wir konnten und durften nicht vorher informieren. Die Ämter schauen nun, ob es Nachfolgelösungen gibt oder jemanden, der einzelne Teile übernehmen könnte. Wenn jemand kommt und es erwünscht ist, würde ich nach wie vor mit Rat und Tat zur Seite stehen, damit die Kundschaft bald wieder eine Bäckerei hat. Gerade in Burgdorf ist es schlimm, da ist in diesem Sektor nicht mehr viel vorhanden.

Sie waren bei den Leuten sehr beliebt. Viele Personen haben geschrieben, dass sie Sie vermissen werden. Ist es für Sie daher besonders hart, schliessen zu müssen?

Es ist für mich und meine Mitarbeiter ein riesiges Kompliment, dass wir geschätzt wurden. Wir haben versucht, es richtig zu machen, auch wenn man nie alle zufriedenstellen kann. Es ist ein schönes Aufhören – im Wissen, dass man über all die Jahre geschätzt wurde. Das stärkt mich sehr. Ich bin dankbar für alles, was ich erleben durfte und die guten Wünsche, die ich immer wieder erhielt. Auch für die guten und weniger guten Feedbacks, die mich weitergebracht haben und für meine Mitarbeiter, die mir immer den Rücken gestärkt haben, bin ich sehr dankbar.

In Burgdorf fallen nun drei Bäckerei-Filialen weg. Gibt es überhaupt noch andere Bäckereien?

Leider nicht mehr viele. Neben uns hat es noch zwei andere Bäckereien, die je eine Filiale haben. Es ist ein Riesenloch, das nun entsteht.

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veröffentlicht: 29. August 2023 16:31
aktualisiert: 29. August 2023 19:13
Quelle: BärnToday

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