SBB Fahrplan 2035

Keine direkten Züge von Langenthal nach Zürich: der Oberaargau wehrt sich

· Online seit 15.01.2024, 18:14 Uhr
Im vergangenen Sommer informierte die SBB über die Konzepte zum Fahrplan 2035. Diese kamen nicht gut an. Auch im Oberaargau würden sie einige Verschlechterungen des Angebots bringen. Nun regt sich Widerstand in der Region.
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Die neuen Konzepte der SBB für den Fahrplan 2035 treffen den Oberaargau hart. Die direkten Verbindungen von Langenthal nach Zürich fallen darin nämlich weg. Wer dann mit dem Zug nach Zürich reisen will, muss entweder in Olten oder in Aarau umsteigen. In Olten sind die Anschlüsse mässig. In Aarau wären sie besser, dafür dauert die Reise mit der S-Bahn von Langenthal nach Aarau länger.

Rollmaterial ist schuld

Die Gründe sieht Markus Zahnd, der Planer der Region Oberaargau, im Rollmaterial der SBB, wie die Berner Zeitung schreibt. Die neuen Intercity Doppelstock-Züge haben nämlich keine Wankfunktion mehr. Deshalb sind die als «Schüttelzüge» bekannten Kompositionen auf kurvenreichen Strecken oft langsamer unterwegs als ursprünglich geplant.

Damit schmelzen die Zeitreserven, und der Fahrplan wird instabil. Um dem entgegenzuwirken, müssen die Fahrplaner das untergeordnete Interregio-Netz in kürzere Teilabschnitte aufteilen, damit sich Verspätungen weniger kumulieren.

Es braucht mehr Zeit

Würde die Planung 2035 heute so wie vorgesehen umgesetzt, wird es erheblich mehr Zeit für die Reise von Langenthal nach Zürich brauchen. Markus Zahnd rechnet vor, dass Reisende sicher 10 bis 15 Minuten zusätzlich einrechnen müssten. Noch grösser würde der Zeitverlust, wenn man zum Beispiel als Student vom Oberaargau an die ETH am Hönggerberg pendeln möchte. Da es keinen direkten Zug von Langenthal nach Altstetten mehr gäbe, würde sich die Reise um 25 bis 30 Minuten verlängern. Damit werde das Pendeln unattraktiv, sagt Zahnd der BZ. Das habe auch Auswirkungen auf die Region.

Die Weiche bei Herzogenbuchsee

Im Zusammenhang mit der Planung der SBB hat Markus Zahnd noch ein zweites Anliegen. Die Stammlinie Bern – Olten soll bei Herzogenbuchsee mit der Neubaustrecke Olten – Solothurn verbunden werden. Die SBB möchte so Güterzüge von Langenthal direkt an den Jurasüdfuss leiten können. Für Markus Zahnd müsste diese geplante Weiche aber unbedingt auch für den Personenverkehr offen stehen. Das sei nicht zuletzt deshalb wichtig, weil die Studierenden der Fachhochschule Burgdorf bald nach Biel pendeln müssen, denn der Tech-Standort Burgdorf wird geschlossen.

Pendlerströme verändern sich

Im vergangenen Sommer fühlte sich Markus Zahnd in seinem Kampf für einen besseren Fahrplan im Oberaargau vom Kanton noch alleine gelassen. Die Verwaltung in Bern konnte keine Verschlechterung der Situation erkennen. Mittlerweile sei man dort aufgewacht; man wolle den Status Quo unbedingt erhalten, sagt Christian Aebi vom zuständigen Amt.

Vielleicht bekommen die SBB sogar noch einen weiteren Grund für die Beibehaltung der direkten Züge nach Zürich. Untersuchungen zeigen nämlich, dass bis 2040 deutlich mehr Leute von Langenthal aus in Richtung Olten und weiter pendeln werden als nach Bern. Früher war das genau umgekehrt. Aktuell halten sich die Pendlerströme in Richtung Ost und West ungefähr die Waage.

Fahrplan 2035

Als die SBB und das Bundesamt für Verkehr (BAV) im vergangenen Sommer die Konzepte ffür die Zeit nach 2035 vorstellten, war der Aufschrei gross. Die Rede war von der grössten Fahrplanverschlechterung aller Zeiten und der Gefahr, viele Fahrgäste zu verlieren.

Kritisiert wurde unter anderem, dass die internationalen Superzüge nicht mehr bis ins Mittelland fahren. Wer mit dem ICE in Deutschland oder mit dem TGV in Frankreich unterwegs ist, wird neu an der Grenze in Basel umsteigen müssen. Die SBB begründet den Entscheid mit den Verspätungen im Ausland, die das inländische Taktgefüge durcheinander bringen würden.

veröffentlicht: 15. Januar 2024 18:14
aktualisiert: 15. Januar 2024 18:14
Quelle: 32Today

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