Nähcenter Germann in Langenthal und Huttwil geht zu
Frau Germann, nach 53 Jahren ist Schluss. Was hat dazu geführt, dass Sie und ihr Mann nun aufgeben müssen?
Es hat sich einiges verändert. 1970, zu Zeiten meines Schwiegervaters, hatten die Leute zuhause noch Nähmaschinen oder dann gingen sie zu einer Damenschneiderin und so wurden täglich bei uns Waren eingekauft. Qualität durfte damals noch etwas kosten. Als mein Mann 1998 das Geschäft übernommen hat, waren die Hobby-Schneiderinnen bereits in der Mehrzahl und auch Grosskunden wie Guggenmusiken sind zu unseren Lieferanten abgewandert. Hinzu kamen später noch das Onlineshopping und die veränderten Bedürfnisse der Kundschaft. Die Generationen Z und Alpha reisen lieber, als dass sie nähen. Und auch die Qualitätsansprüche haben sich verändert: Ein Mantel muss heute nur noch eine Saison halten – früher waren es zehn Jahre.
Warum schliessen sie gerade jetzt?
Die Teuerung hat dazu geführt, dass die Leute sparen. Der Kauf der neuen Nähmaschine wird nach hinten verschoben. Hinzu kommt, dass die Margen immer kleiner werden, die Fixkosten jedoch steigen. Die Rechnung ging nicht mehr auf – es ist für uns als Einzelfirma inzwischen eher fünf nach zwölf als fünf vor zwölf. Wir mussten handeln. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.
Was passiert mit den sechs Angestellten?
Das war für uns das Schwierigste: Die Kündigungen auszusprechen. Manche haben, Gott sei Dank, schon eine Anschlusslösung, den anderen helfen mein Mann und ich dabei, etwas Neues zu finden. Zum Glück ist die Situation auf dem Arbeitsmarkt mit dem Fachkräftemangel aktuell gut. Auch für unsere Lernende suchen wir noch einen neuen Betrieb.
Was passiert jetzt noch bis Ende Januar?
Wir wollen bis zum Ende nochmals voll für unsere Kunden da sein. Die nächstem Monate sind im Nähcenter Germann traditionell die stärksten und wir hoffen auf eine gute Zeit. Auch die Fasnacht liegt uns am Herzen und wir möchten den Fasnächtlern nochmals die Gelegenheit geben, coole Accessoires zu machen. Zudem planen wir einen Amerikanischen Ausverkauf mit 20 Prozent im November, 40 Prozent im Dezember, 60 Prozent im Januar und am Schluss einen Ausverkauf. Auch am «Glatte Märit» vom 10. bis 12. November sind wir mit einem Stand dabei.
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